Kerkeling-Biografie “Der Junge muss an die frische Luft” kommt ins Kino

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Oscar-Preisträgerin Caroline Link hat die Kindheit des Komikers Hape Kerkeling verfilmt: bunt, rührend, lustig und traurig. Wer sagt, dass das deutsche Kino keinen richtigen Weihnachtsfilm kann, der täuscht sich.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Der junge Kerkeling

    Verkleidet hat er sich schon immer gerne – sehr zur Erheiterung seiner Familie. Julius Weckauf (Foto) spielt den jungen Hans-Peter Kerkeling in dem Film “Der Junge muss an die frische Luft”. Er basiert auf Kerkelings gleichnamiger Autobiografie und führt den Zuschauer zurück in die Kindheit des berühmten deutschen Komikers und Verkleidungskünstlers. Aus dem Spiel wurde später eine große Karriere.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Hannilein

    Hape Kerkeling startete seine TV-Karriere Mitte der 1980er Jahre. Es ist das Jahrzehnt der Sketch-Shows – und hier ist der gerade mal 20-Jährige richtig aufgehoben: Etwas anarchischer als seine älteren Kollegen mischt er die deutsche TV-Landschaft auf. Mit der Moderation der Sketch- und Musik-Show “Känguru” gelingt ihm in Deutschland der Durchbruch – hier ist er 1987 als “Hannilein” zu sehen.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Königin Beatrix der Niederlande

    1991 lud der damalige Bundespräsident Ihre Majestät Königin Beatrix zum Essen ins Schloss Bellevue ein. Doch Hape ist schneller. Huldvoll winkend fährt er in einem luxuriösen Benz vor, stöckelt bis zur Treppe, bis er erkannt wird: “Das ist doch der Hape Kerkeling!” Der widerspricht: “Ich bin die Beatrix. Ich will lecker essen mit dem Präsidenten.” Die Security aber schickt ihn unerbittlich weg.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Uschi Blum

    1993 schlüpft Hape Kerkeling erstmals in die Rolle der betagten Schlager-Diva Uschi Blum. Sie bekommt einen detaillierten Lebenslauf: Ihre Karriere beginnt 1978 mit dem vierten Platz bei der Wahl zur Miss Dinslaken, ihre Debütsingle “Gefühl pur” kam auf Platz 92 der luxemburgischen Charts etc. Hier singt sie bei Deutschlands bekanntester TV-Show “Wetten, dass…?” ihren Hit “Sklavin der Liebe”.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Siggi Schwäbli

    Sein Markenzeichen ist eine Hornbrille mit sehr dicken Gläsern. Herr Schwäbli ist Schwabe, hat eine auffallend hohe Stimme und tritt von einem Fettnapf in den nächsten. Dabei aber ist er stets sehr adrett und ordentlich angezogen. Mit Herrn Schwäbli stellte Hape Kerkeling wieder einmal sein Talent unter Beweis, auf Knopfdruck in gänzlich verschiedene Rollen schlüpfen zu können.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Evje van Dampen

    Und noch eine Frauenrolle: Die Professorin und Eheberaterin aus Rotterdam, Evje van Dampen. Als “Mutter Theresa der lebensabschnittspartnerlichen Beziehungsarbeit” coacht sie Paare, deren Beziehung kaputt ist – auf Deutsch, mit einem wunderbar authentischen niederländischen Akzent. Eine klare Stärke von Hape Kerkeling, der zudem diverse Fremdsprachen spricht.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Horst Schlämmer

    Wohl seine berühmteste Figur: Als Horst Schlämmer kennt Hape Kerkeling keine Grenzen. Der stellvertretender Chefredakteur des fiktiven Grevenbroicher Tagblatts trinkt, raucht, baggert Frauen an und führt Interviews auf realen Veranstaltungen. 2009 mischt Horst Schlämmer den Bundestagswahlkampf auf: Er gründet eine – fiktive – Partei und kandidiert als Bundeskanzler.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Devid Striesow als Hape Kerkeling

    2001: Nach einem Zusammenbruch macht Hape Kerkeling eine Pause und begibt sich auf den Jakobsweg. Seine Erlebnisse schildert er in seinem 2006 erschienenen Buch “Ich bin dann mal weg”. Damit hat er nicht nur eines der erfolgreichsten deutschen Sachbücher geschrieben, sondern auch einen Jakobsweg-Hype ausgelöst. In der erfolgreichen Verfilmung (2015) spielt Devid Striesow (oben) die Hauptrolle.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Julius Weckauf als Hans-Peter

    Im Biopic “Der Junge muss an die frische Luft”, das Ende Dezember in die Kinos kommt, ist Hape Kerkeling nun ein zweites Mal durch einen Schauspieler verkörpert worden – und er ist begeistert. Julius Weckauf, der in dem Film in die Rolle des jungen Hans-Peter Kerkeling schlüpft, sei “ein kleines Wunder”, so Hape Kerkeling in einem Interview mit der Funke Mediengruppe.

    Autorin/Autor: Silke Wünsch, Petra Lambeck


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    Der junge Kerkeling

    Verkleidet hat er sich schon immer gerne – sehr zur Erheiterung seiner Familie. Julius Weckauf (Foto) spielt den jungen Hans-Peter Kerkeling in dem Film “Der Junge muss an die frische Luft”. Er basiert auf Kerkelings gleichnamiger Autobiografie und führt den Zuschauer zurück in die Kindheit des berühmten deutschen Komikers und Verkleidungskünstlers. Aus dem Spiel wurde später eine große Karriere.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Hannilein

    Hape Kerkeling startete seine TV-Karriere Mitte der 1980er Jahre. Es ist das Jahrzehnt der Sketch-Shows – und hier ist der gerade mal 20-Jährige richtig aufgehoben: Etwas anarchischer als seine älteren Kollegen mischt er die deutsche TV-Landschaft auf. Mit der Moderation der Sketch- und Musik-Show “Känguru” gelingt ihm in Deutschland der Durchbruch – hier ist er 1987 als “Hannilein” zu sehen.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Königin Beatrix der Niederlande

    1991 lud der damalige Bundespräsident Ihre Majestät Königin Beatrix zum Essen ins Schloss Bellevue ein. Doch Hape ist schneller. Huldvoll winkend fährt er in einem luxuriösen Benz vor, stöckelt bis zur Treppe, bis er erkannt wird: “Das ist doch der Hape Kerkeling!” Der widerspricht: “Ich bin die Beatrix. Ich will lecker essen mit dem Präsidenten.” Die Security aber schickt ihn unerbittlich weg.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Uschi Blum

    1993 schlüpft Hape Kerkeling erstmals in die Rolle der betagten Schlager-Diva Uschi Blum. Sie bekommt einen detaillierten Lebenslauf: Ihre Karriere beginnt 1978 mit dem vierten Platz bei der Wahl zur Miss Dinslaken, ihre Debütsingle “Gefühl pur” kam auf Platz 92 der luxemburgischen Charts etc. Hier singt sie bei Deutschlands bekanntester TV-Show “Wetten, dass…?” ihren Hit “Sklavin der Liebe”.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Siggi Schwäbli

    Sein Markenzeichen ist eine Hornbrille mit sehr dicken Gläsern. Herr Schwäbli ist Schwabe, hat eine auffallend hohe Stimme und tritt von einem Fettnapf in den nächsten. Dabei aber ist er stets sehr adrett und ordentlich angezogen. Mit Herrn Schwäbli stellte Hape Kerkeling wieder einmal sein Talent unter Beweis, auf Knopfdruck in gänzlich verschiedene Rollen schlüpfen zu können.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Evje van Dampen

    Und noch eine Frauenrolle: Die Professorin und Eheberaterin aus Rotterdam, Evje van Dampen. Als “Mutter Theresa der lebensabschnittspartnerlichen Beziehungsarbeit” coacht sie Paare, deren Beziehung kaputt ist – auf Deutsch, mit einem wunderbar authentischen niederländischen Akzent. Eine klare Stärke von Hape Kerkeling, der zudem diverse Fremdsprachen spricht.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Horst Schlämmer

    Wohl seine berühmteste Figur: Als Horst Schlämmer kennt Hape Kerkeling keine Grenzen. Der stellvertretender Chefredakteur des fiktiven Grevenbroicher Tagblatts trinkt, raucht, baggert Frauen an und führt Interviews auf realen Veranstaltungen. 2009 mischt Horst Schlämmer den Bundestagswahlkampf auf: Er gründet eine – fiktive – Partei und kandidiert als Bundeskanzler.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Devid Striesow als Hape Kerkeling

    2001: Nach einem Zusammenbruch macht Hape Kerkeling eine Pause und begibt sich auf den Jakobsweg. Seine Erlebnisse schildert er in seinem 2006 erschienenen Buch “Ich bin dann mal weg”. Damit hat er nicht nur eines der erfolgreichsten deutschen Sachbücher geschrieben, sondern auch einen Jakobsweg-Hype ausgelöst. In der erfolgreichen Verfilmung (2015) spielt Devid Striesow (oben) die Hauptrolle.

  • Witzig, albern, Kult: Die Rollen des Hape Kerkeling

    Julius Weckauf als Hans-Peter

    Im Biopic “Der Junge muss an die frische Luft”, das Ende Dezember in die Kinos kommt, ist Hape Kerkeling nun ein zweites Mal durch einen Schauspieler verkörpert worden – und er ist begeistert. Julius Weckauf, der in dem Film in die Rolle des jungen Hans-Peter Kerkeling schlüpft, sei “ein kleines Wunder”, so Hape Kerkeling in einem Interview mit der Funke Mediengruppe.

    Autorin/Autor: Silke Wünsch, Petra Lambeck


Horst Schlämmer, Uschi Blum, Königin Beatrix: viele Figuren, ein Mann. Hape Kerkeling ist einer der beliebtesten Komiker Deutschlands und hat mit vielen Sketchen deutsche Fernsehgeschichte geschrieben. Sein Auftritt als Königin Beatrix im Schloss Bellevue – dem Wohnsitz des Bundespräsidenten – ist genauso unvergessen wie sein Konzert in einer Musikschule, wo er mit einem dadaistischen Lied (“Und das Lamm schrie HURZ”) das anwesende kulturbeflissene Publikum verunsicherte. Deutschland lacht bis heute gerne und kollektiv über diesen lustigen Mann, der seine aktive Karriere längst beendet hat.

Von Anfang an begeistert: Hape Kerkeling am Set

Anfang der 2000er nahm Kerkeling eine Auszeit und ging den nordspanischen Jakobsweg – mehr als 600 Kilometer bis nach Santiago di Compostela. Eine Erfahrung, die er später in einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Sachbücher (“Ich bin dann mal weg”) schilderte. 2015/16 sahen fast zwei Millionen Zuschauer die Verfilmung im Kino.

Herrlich verrückte Familie

Fast auf den Tag genau drei Jahre später – am 25.12.2018 – kommt der nächste autobiografische Kerkeling-Film ins Kino: Die Vorlage für “Der Junge muss an die frische Luft” ist Kerkelings gleichnamiges Buch von 2014, in dem sich der Entertainer zurück in seine Kindheit begibt.

Anfang der 1970er Jahre im Ruhrpott: Der kleine Hans-Peter Kerkeling wächst in einer herrlich verrückten Familie auf – die Verwandtschaft feiert gerne und hält zusammen wie Pech und Schwefel. Hier haben die Frauen das Sagen, wie bunte Satelliten kreisen Omas und Tanten um den kleinen Hans-Peter herum. Der Junge ist ein bisschen pummelig, strotzt aber vor Selbstbewusstsein und schafft es immer wieder, seine Umwelt zum Lachen zu bringen.

Szene aus dem Film: Tanzeinlage beim feuchtfröhlichen Familien-Gartenfest

Die Unbeschwertheit hat ein Ende, als Hans-Peters Mutter Margret nach einer verpfuschten Kieferhöhlen-Operation ihren Geschmacks- und Geruchssinn verliert und in eine tiefe Depression fällt. Selbst ihr witziger Sohn schafft es am Ende nicht mehr, sie mit seinen Scherzen aus der Schwermut zu reißen. Sie bringt sich schließlich um. Ein einschneidendes Erlebnis für den gerade 8-jährigen Hans-Peter.

Rührend ohne Kitsch

Im Kinosaal fließen aber nicht erst jetzt die Tränen. Die bahnen sich bei besonders rührungsempfänglichen Zuschauern schon vorher ihren Weg. Weil alle Schauspieler ihre Rollen sehr liebevoll spielen und Regisseurin Caroline Link sich mit ihrer Kamerafrau Judith Kaufmann den Figuren mit Zärtlichkeit nähert, ohne ins Kitschige abzudriften. Die Charaktere der verrückten Familie sind sorgsam nachgezeichnet. Die sonnigen Kindheitstage bei Oma Bertha auf dem Land sind fröhlich in Szene gesetzt, selbst dem trostlosen Grau des Stadthauses, in das die Familie schließlich umzieht, kann Caroline Link noch ein bisschen Romantik abgewinnen.

Glückliche Kindheit im Ruhrpott

Luise Heyer ist Hans-Peters Mutter Margret, eine hübsche, zarte, fröhliche Frau, die am ständig zunehmenden Druck zerbricht, nachdem die extrovertierte Familienpatriarchin Omma Änne (robust und gleichzeitig fragil gespielt von Hedi Kriegeskotte) gestorben ist. Der Vater (Sönke Möhring), der im Prinzip nicht anwesend ist, da er berufsbedingt ständig auf Achse ist, kann am Ende den Verfall seiner Frau nur als Zuschauer beobachten – eine besonders tragische Rolle. Joachim Król spielt Opa Willi, der nach dem Tod seiner resoluten Frau über sich hinauswächst.

Ein talentierter “Wonneproppen”

Und schließlich die Hauptrolle: Julius Weckauf verkörpert den kleinen Hans-Peter. Ein absoluter Glücksgriff. Der Wunschkandidat für diese Rolle war im März 2017 noch gar nicht gefunden. In einem deutschlandweiten Castingaufruf wurde “ein kleiner, blonder, pummeliger Junge” gesucht, “der die besondere Fähigkeit hat, andere zum Lachen zu bringen und versucht, mit dieser Gabe seine Welt zu retten.” Julius Weckauf hat alle mit seiner Spielfreude und seinem komödiantischen Talent überzeugt. Damit hat der kleine “Wonneproppen” seine erste Kinorolle überhaupt bekommen.

Hape Kerkeling selber ist begeistert von dem jungen Schauspieler. Tief gerührt sei er gewesen, sagte er in einem ARD-Interview, und andererseits schwer begeistert. “Der Julius hat ein großes Talent und eine unglaubliche Strahlkraft.”

Am Anfang standen Kinderfilme

Regisseurin Caroline Link begann mit Dokumentationen und Kinderfilmen. Ihr erster Kinoerfolg war 1996 “Jenseits der Stille” – die Geschichte über ein Mädchen, das sich in der taubstummen Welt ihrer Eltern zurechtfinden muss. Poetisch inszeniert, intelligent konstruiert, lobten damals Kritik und Publikum. 1999 folgte eine moderne Adaption des Kinderklassikers “Pünktchen und Anton”.

Regisseurin Caroline Link gibt Regieanweisungen

Und dann kam der bisher größte Erfolg für die heute 54-jährige Filmemacherin: 2003 erhielt sie für “Nirgendwo in Afrika” den Oscar für den besten ausländischen Film – zum ersten Mal nach 23 Jahren wurde eine deutsche Filmschaffende mit dem wichtigsten Kinopreis Hollywoods ausgezeichnet.

Mit “Der Junge muss an die frische Luft” ist Caroline Link wieder ein bewegender Film gelungen, sehr rührend und sehr witzig – ein Familienfilm für die Weihnachtszeit. Zu jung sollten die Zuschauer allerdings nicht sein. Die tragischen Filmmomente sind für jüngere Zuschauer mit Sicherheit zu traurig oder noch nicht wirklich verständlich.