BVB verliert die Bayern-Generalprobe

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Borussia Dortmund kassiert die erste Niederlage der Saison. In der Champions League deckt Atletico Madrid die Schwächen des BVB auf. Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek erlebt kein schönes Jubiläum in der Königsklasse.

Es hätte sein Abend werden können: Lukasz Piszczek absolvierte beim Auftritt Borussia Dortmunds in Madrid sein 44. Champions-League-Spiel und holte damit Stefan Reuter ein, den bisherigen Dortmunder Rekordspieler in der Königsklasse. Auf dem Rasen aber lief es bei der 0:2-Niederlage gegen Atletico Madrid für Piszczek alles andere als rekordverdächtig: Denn ausgerechnet im letzten Spiel vor dem Duell gegen den FC Bayern in der Bundesliga offenbarte Borussia Dortmund Schwächen – und Rechtsverteidiger Piszczek war einer derjenigen, die mehrfach den entscheidenden Schritt zu spät kamen. Bei den schnellen und wuchtig vorgetragenen Angriffen Atletico Madrids kam die BVB-Defensive besonders in der Viertelstunde vor der Halbzeitpause kaum hinterher. Über die linke Angriffsseite waren die Madrilenen immer wieder gefährlich.

Folgerichtig wurde der Führungstreffer nach 33 Minuten über links eingeleitet. Saul Niguez schickte Filipe Luis in Richtung Grundlinie, Piszczek brauchte zu lange, um sich zu drehen und die Hereingabe zu verhindern. Der Ball kam zentral vor dem Tor wieder zu Niguez, der zum 1:0 abschloss. Als der Ball im Netz zappelte, hatte sich Piszczek gerade erst wieder hochgerappelt. 

Piszczek kommt zu spät

Hinzu kam eine Situation, in der der Pole Riesenglück hatte, dass er nicht auch noch einen Elfmeter verursacht hatte. Mit gestrecktem Bein versuchte er in der 44. Minute einen Schuss von Niguez zu blocken, kam aber zu spät und räumte den Torschützen ab. Der Schiedsrichter hätte auf Strafstoß entscheiden können, tat es aber nicht. In der 51. Minute war Niguez wieder alleine auf dem linken Flügel durch, weil Piszczek ausrutschte. Zum Glück für den Polen blieb das ohne Folgen für den BVB.

Vor dem zweiten Treffer für Atletico hatte sich Piszczek in den gegnerischen Strafraum bewegt, musste dann aber – nachdem der BVB den Ball verloren hatte – schnell nach hinten sprinten, um seine Seite abzudecken. Er hatte aber keine Chance mehr noch einzugreifen. Auch seine Mitspieler konnten den Angriff nicht stoppen. Antoine Griezmann schloss den Konter zum 2:0-Endstand ab.

Zu Piszczeks Ehrenrettung sei erwähnt, dass er nicht der einzige in Dortmunds Abwehrverbund war, der keine überzeugende Leistung zeigte. So ließ sich beispielsweise nach einer Stunde der frisch eingewechselte Raphael Guerreiro von Juanfran abkochen und BVB-Torwart Roman Bürki musste in höchster Not retten. Zwei Minuten später wusste sich Ömer Toprak, der beim Spielaufbau fast an der eigenen Grundlinie bedrängt wurde, nicht anders zu helfen, als den Ball ins Seitenaus zu schlagen. BVB-Trainer Lucien Favre stand vor seiner Bank und sah aus, als habe er Schmerzen.

Blaupause für die Bayern?

Nach 15 Pflichtspielen ohne Niederlage ist das 0:1 bei Atletico ein erster kleiner Rückschlag für den BVB. Alles, was den Dortmundern bislang geglückt war – Drangphasen des Gegners erfolgreich überstehen, nach schwächerer erster Halbzeit stärker zurückkommen und das Spiel noch entscheiden, späte Tore erzielen – diesmal glückte es nicht. Nachdem der erste Durchgang schon nicht überzeugend war, gaben die BVB-Spieler in der zweiten Hälfte keinen einzigen Schuss auf das Tor von Atletico-Schlussmann Jan Oblak ab.

Welche Schlüsse zieht Kovac aus der BVB-Pleite?

Möglicherweise werden die Bayern-Spieler schon am Abend vor ihrem Spiel gegen AEK Athen ganz genau hingesehen haben, wie die Spanier Dortmund geknackt haben. Wenn nicht, wird ihr Trainer Niko Kovac es ihnen in den kommenden Tagen in der Videoanalyse noch einmal vorführen.

“Wir wollen die kleinen Schwachstellen hinten, wo die Dortmunder verwundbar sind, ausnutzen”, hatte Griezmann vor der Partie im Interview mit dem “kicker” gesagt. “Wir wollen geschlossen verteidigen und angreifen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.” Diesen Plan setzten die Madrilenen einwandfrei um – und auch der FC Bayern hätte die Qualität, Dortmund am Samstag auf die gleiche Weise unter Druck zu setzen.

Und zum Beispiel mit dem derzeit formstarken Serge Gnabry wäre auch ein Spieler vorhanden, der auf der linken Angriffsseite Lukasz Piszczek beschäftigen könnte.