Lange gewinnt Rekordrennen auf Hawaii

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Patrick Lange schafft die erfolgreiche Titelverteidigung. Während Sebastian Kienle verletzt aufgeben muss, gelingt Lange ein historischer Streckenrekord. Nach der Ziellinie sorgt er für eine weitere Überraschung.

7:52:39 Stunden! Triathlet Patrick Lange hat seinen Titel bei der Ironman-WM auf Hawaii mit einem Fabelrekord verteidigt und die deutsche Siegesserie in beeindruckender Manier fortgesetzt. Bei perfekten äußeren Bedingungen knackte der 32-Jährige über die 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen als erster “Eisenmann” die Acht-Stunden-Marke. Im Ziel machte er seiner Lebensgefährtin Jule einen Heiratsantrag.

“Es ist unglaublich. Danke für die Energie da draußen, danke Deutschland”, sagte Lange im ZDF. Die Entscheidung fiel wie im Vorjahr im abschließenden Marathon. Der starke Läufer Lange ging mit einem Rückstand von 6:46 Minuten zum führenden Australier Cameron Wurf auf die Strecke, übernahm 25 km vor dem Ziel aber erstmals die Führung und gab diese bis zum Schluss nicht mehr her. Lange gewann vor dem Belgier Bart Aernouts (+4:02 Minuten) und dem Briten David McNamee (+8:30). Es war der fünfte deutsche Sieg im Ironman-Mekka in Serie.

Faire Geste beim Überholen: Lange und Wurf klatschen ab

Kienle muss aufgeben

Jan Frodeno, 2015 und 2016 Hawaii-Champion und wegen der Leistungen in dieser Saison der eigentliche Top-Favorit, konnte wegen einer Stressfraktur in der Hüfte nur zuschauen. Sebastian Kienle, der 2014 die deutsche Serie mit seinem Erfolg eingeleitet hatte, gab – offenbar mit Problemen an der Achillessehne – auf. Wie jedes Jahr begann der wichtigste Tag des Jahres für Lange, Kienle und die anderen Top-Starter früh. Um 6.35 Uhr Ortszeit nahmen sie ihr “Bad” im Pazifischen Ozean, dessen Strömungen allerdings keinesfalls zur Entspannung einluden. Frodeno wäre dennoch gerne mittendrin gewesen. “Das tut schon ein bisschen weh”, sagte der 37-Jährige: “Es gehört aber als Profi dazu, dann trotzdem an die Startlinie zu kommen.”

Schon die erste Etappe des schier endlos langen Tages verlangte körperliche Schwerstarbeit und Konzentration, Josh Amberger bewältigte diese Herausforderung am besten und schnellsten. Nach 47:39 Minuten entstieg der Australier den Fluten, dicht gefolgt von: Maurice Clavel, 30 Jahre alt aus Offenburg, erstmals bei der WM dabei.

Lange mit ungewöhnlich schwachem Schwimmen

Lange verpasste den Anschluss an die Top-Gruppe überraschend klar und lag nach dem Schwimmen knapp drei Minuten hinter Amberger. Der starke Radfahrer Kienle, Trainingspartner von Clavel, folgte wie erwartet hinter Lange – allerdings nur wenige Sekunden. Und das durfte er schon als Teil-Erfolg im Duell mit dem ungeliebten Lange interpretieren. Kienle hatte seinem Landsmann vor dem Rennen vorgeworfen, auf dem Rad mehr als erlaubt im Windschatten zu fahren, zu “lutschen”. Deshalb habe Lange im vergangenen Jahr zum Schluss noch attackieren und erst triumphieren können. Der 32-Jährige fuhr auch diesmal kontrolliert und lange Zeit jedoch regelkonform hinter seinem Freund Andreas Dreitz, der das Tempo hochhielt.

Der hatte nämlich zu Beginn der zweiten Teilstrecke wegen eines Defekts das Hinterrad wechseln müssen und dadurch mehrere Minuten verloren, die er im weiteren Verlauf nicht aufholen konnte. Gleichzeitig hielt Lange den Rückstand zur Spitzengruppe für seine Verhältnisse in Grenzen: Nach 95 km betrug er viereinhalb Minuten, bis zum Marathon wuchs er weiter an – und war dennoch nicht groß genug, um den wie entfesselt laufenden Lange aufzuhalten.

Ryf gewinnt vierten Titel in Folge

Zehn Minuten Rückstand aufgeholt: Ironman-Weltmeisterin Ryf

Bei den Frauen sorgte die Britin Lucy Charles für einen spannenden Rennverlauf. Die Topschwimmerin zog vom Start weg das Tempo an und distanzierte die komplette Konkurrenz. Mit rund zehn Minuten Vorsprung wechselte sie aufs Rad. Daniela Ryf, die große Favoritin, lieferte nur eine schwache Schwimmleistung, sie war mit einer Qualle in Kontakt gekommen. Auf dem Rad jedoch drehte die Schweizerin geduldig den Spieß um und erreichte als Erste den zweiten Wechsel. Auf der Laufstrecke konnte ihr keine Konkurrentin gefährlich werden. Ryf gewann ebenfalls mit neuem Streckenrekord von 8:26:18 Stunden vor Charles und der Deutschen Anne Haug. Haug, als starke Läuferin bekannt, schob sich beim Marathon Platz um Platz nach vorn und darf sich nun bei ihrer Hawaii-Premiere über einen Podiumsplatz freuen. 

jk (sid,dpa)