William Nordhaus und Paul Romer erhalten Wirtschaftsnobelpreis

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Für ihre Forschungen über den Zusammenhang zwischen Klimawandel, Technologie und Wirtschaftswachstum erhalten zwei Ökonomen aus den USA den Preis der Schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften.

Die beiden US-Ökonomen William D. Nordhaus (Artikelbild links) und Paul M. Romer werden gemeinsam für ihre Arbeiten rund um Klimawandel und technologische Innovationen ausgezeichnet. Dies gab die Königlich-Schwedische Wissenschaftsakademie am Montag in Stockholm bekannt.

“Ihre Ergebnisse haben den Umfang der ökonomischen Analyse erheblich erweitert, indem sie Modelle entwickelt haben, die das Zusammenspiel zwischen Marktwirtschaft mit Natur und Wissen erklären”, begründete die Akademie ihre Entscheidung.

Beide Wissenschaftler lehren an bekannten US-Universitäten. Der 1941 geborene Nordhaus ist Professor an der Yale University, der 62-jährige Romer arbeitet an der Stern School of Business der New York University.

Nordhaus habe als Erster ein quantitatives Modell erarbeitet, das das weltweite Zusammenwirken zwischen Wirtschaft und Klima beschreibe.

Vor allem Nordhaus hat sich als Experte für Umwelt- und Klimaökonomie einen Namen gemacht. Dabei geht es etwa um die Frage, wie sich wirtschaftliches Wachstum mit einem möglichst effizienten und schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen kombinieren lässt.

Dabei spielen die Verbindungen zwischen Wirtschaft und Klima eine große Rolle. Nordhaus widmete sich schon früh diesem Thema und konstruierte Mitte der 1990er-Jahre laut Akademie als Erster ein quantitatives Modell, das die Wechselwirkungen beider Systeme beschreibt.

Mit solchen Modellen können Forscher etwa simulieren, wie wirksam Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels sind – und was sie für das Wachstum bedeuten. Auf dieser Basis hat sich Nordhaus für eine weltweit gültige Steuer auf Kohlendioxid ausgesprochen.

Er ist auch Mitglied der US-Wissenschaftsakademie und beriet das Parlament sowie die Regierung in Washington in vielen Wirtschaftsfragen.

Klimaschutz und Wachstum

Romer, der bis Anfang 2018 als Chefvolkswirt bei der Weltbank arbeitete, blickt neben seiner akademischen Laufbahn ebenfalls auf eine längere Berater-Karriere zurück. Er beschäftigte sich zum Beispiel mit Problemen der Wirtschaft in Entwicklungsländern, den besonderen Effekten der Verstädterung auf das Wachstum dort, Folgen technischer Neuerungen sowie der Verteilung des wirtschaftlichen Wohlstands.

“Viele Leute denken, dass der Schutz der Umwelt so kostspielig und schwer sein wird, dass sie ihn einfach ignorieren wollen”, sagte Romer in einer Telefonkonferenz. Aber “wir können durchaus wesentliche Fortschritte beim Umweltschutz machen und dies tun, ohne die Chance auf ein nachhaltiges Wachstum aufzugeben.”

Auch ein am Montag veröffentlichter Sonderbericht des UN-Klimarats zeigt auf, dass die Klimaziele der Vereinten Nationen noch erreichbar sind – wenn auch unter großen Anstrengungen. 

Romer hätte das entscheidende Telefonat mit dem schwedischen Nobel-Komitee am Montag beinahe verpasst. “Ich bekam heute Morgen zwei Anrufe und habe keinen davon beantwortet, weil ich dachte, es wären Spam-Anrufe”, sagte Romer. Am Ende habe man dann aber doch den Kontakt herstellen können, zeigte sich Göran Hansson, Sekretär der Königlich-Schwedischen Wissenschaftsakademie, erleichtert. Romer hatte nach eigenen Angaben nicht mit dem Nobelpreis gerechnet.

Positive Reaktionen bei deutschen Ökonomen

Bei deutschen Ökonomen stieß die Auswahl auf Zustimmung. Henrik Enderlein von der Hertie School of Governance bezeichnete die Auszeichnung der beiden Amerikaner als hochverdient. Ifo-Präsident Clemens Fuest sagte, Nordhaus habe entscheidend dazu beigetragen “die Klimapolitik auf die Agenda der internationalen Politik zu bringen”.

Die Verleihung an Nordhaus zeigt nach den Worten von DIW-Präsident Marcel Fratzscher, “dass Klima- und Umweltschutz kein Widerspruch zu Wachstum und Wohlstand sein müssen, sondern dass ein starkes, langfristiges Wirtschaftswachstum auch eine nachhaltige Klimapolitik erfordern”. Romers Arbeit unterstreiche, wie wichtig Menschen und ihre Innovationsfähigkeit in Volkswirtschaften seien. Romer hat mit seinem Modell die Grundlage der sogenannten endogenen Wachstumstheorie geliefert.
 

1969 erstmals verliehen

Während der Bekanntgabe des Preises gab sich Romer zuversichtlich, dass die Menschheit ihre CO2-Emissionen reduzieren könne. “Es ergeben sich dabei einige Einschränkungen. Aber wenn wir einmal damit anfangen und versuchen, weniger Kohlendioxid freizusetzen, werden wir erstaunt sein, dass es nicht so schwierig ist wie gedacht.”

Die neun Millionen schwedischen Kronen (rund 870.000 Euro) dotierte Auszeichnung geht nicht auf das Testament des Erfinders Alfred Nobel zurück. Sie gilt daher nicht als klassischer Nobelpreis. Die schwedische Reichsbank stiftete den Preis 1968 nachträglich. Die Nobelstiftung bezeichnet ihn nicht als Nobelpreis, sondern als “Preis der Schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel”. Seit der ersten Verleihung 1969 wurden vor allem Ökonomen aus den USA ausgezeichnet. Nur ein Deutscher wurde bisher geehrt: der Bonner Spieltheoretiker Reinhard Selten im Jahr 1994.

Im vergangenen Jahr war der US-Ökonom Richard Thaler für seine Arbeiten zur Wirtschaftspsychologie ausgezeichnet worden. Seine Forschung, so die Jury, habe bedeutsam zum Verständnis der Psychologie der Ökonomie beigetragen.

In den vergangenen Tagen waren bereits die Gewinner der Nobelpreise für Medizin, Physik und Chemie sowie der Friedensnobelpreisträger bekanntgegeben worden. Verliehen wird der Wirtschaftsnobelpreis zusammen mit den traditionellen Nobelpreisen am 10. Dezember, dem Todestag Nobels.

tko/ul/bea (afp, dpa, rtr)