Mode: Versace wird amerikanisch

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Das italienische Modehaus Versace wird an die Modegruppe Michael Kors verkauft – für 1,83 Milliarden Euro. Die Luxusmarke Versace gehört zu einer der wenigen in Italien, die bislang noch in Besitz der Gründerfamilie war.

Kreationen von Gianni Versace, ausgestellt im Berliner Kronprinzenpalais im Januar 2018.

Das Modehaus wurde 1978 von Gianni Versace gegründet, der vor 21 Jahren ermordet wurde. Seine Familie kontrollierte zuletzt noch 80 Prozent des Unternehmens, 20 Prozent entfielen auf Schwester und Chef-Designerin Donatella, 30 Prozent auf Bruder Santo. Donatella, ihre Tochter Allegra und Santo sollen auch nach dem Verkauf von Versace an Bord bleiben.

Obwohl sich Luxus-Designermode, angetrieben von einem Boom in Asien, großer Beliebtheit erfreut, tat sich Versace in den vergangenen Jahren eher schwer. Der durch die Wirtschaftskrise ausgelöste Konsumrückgang hatte dem Unternehmen zu schaffen gemacht. Nach weltweiten Stellenstreichungen und Sparmaßnahmen verbesserte sich die Lage aber zuletzt wieder. Im vergangenen Jahr kehrte das Mailänder Modehaus in die schwarzen Zahlen zurück und erzielte bei einem Umsatz von 686 Millionen Euro einen Gewinn von 15 Millionen Euro.

Die Redaktion empfiehlt

Mit keinem anderen Männermodel arbeitete Gianni Versace so intensiv zusammen wie mit Marcus Schenkenberg. DW sprach mit dem Star-Model über das Modebusiness der 90er, freizügige Fotoshootings und die Zukunft von Versace. (30.01.2018)

Jetzt aber schluckt der Modekonzern Michael Kors aus den USA das in Mailand gegründete Unternehmen. Es sei eine Vereinbarung unterzeichnet worden, wonach die US-Firma alle ausstehenden Aktien des Luxusmodehauses für einen Gesamtwert von 1,83 Milliarden Euro erwirbt, teilten die Firmen am Dienstag mit. Der Finanzinvestor Blackstone, der 2014 mit 20 Prozent bei Versace eingestiegen war, werde seine Anteile vollständig abgeben.

Keine Euphorie bei den Anlegern

Die Versace-Familie, die 80 Prozent an Versace über eine Holding namens Givi hält, bekomme 150 Millionen Euro des Kaufpreises in Aktien von Michael Kors. Die Transaktion soll im vierten Quartal über die Bühne gehen und steht unter dem Vorbehalt der Behördengenehmigung.

Reuters hatte bereits am Montag von Insidern erfahren, dass die beiden Modehäuser zusammengehen wollen. Die Anleger waren von den Übernahmeplänen aber wenig begeistert: Die Titel des US-Konzerns fielen im vorbörslichen US-Geschäft um ein Prozent.

“Motivierender Moment”

Michael Kors-Chef John D. Idol erklärte: “Die Übernahme ist ein wichtiger Meilenstein für unsere Gruppe.” Seit mehr als 40 Jahren sei Versace der Inbegriff des italienischen Mode-Luxus. “Wir freuen uns, Versace als Teil unserer Familie von Luxusmarken zu haben, und wir verpflichten uns, in sein Wachstum zu investieren.”

Versace-Chefdesignerin Donatella Versace sprach von einem “motivierenden Moment”. Sie sei “stolz”, dass Versace auf diese Weise eine starke Marke bleibe. Versace war von den Brüdern Gianni und Santo gegründet worden, Donatella ist die Schwester der beiden. Das Label gehört zu den bekanntesten Luxusmarken.

Auch Michael Kors definiert sich als Edel-Anbieter, spielt mit seinen Handtaschen und Accessoires aber in einer preislich deutlich günstigeren Liga. Der Konzern wurde 1981 vom gleichnamigen US-Modedesigner Michael Kors gegründet und ist an der New Yorker Börse notiert, hat seinen Sitz aber inzwischen in London. Das Unternehmen expandiert kräftig und gab erst 2017 rund 1,2 Milliarden Dollar für die Luxus-Schuhmarke Jimmy Choo aus.

Michelle Obama goes Versace

Michael Kors versucht mit Zukäufen, den großen Konglomeraten wie LVMH oder der Gucci- und Balenciaga-Mutter Kering Konkurrenz zu machen. Sie hatten laut US-Medien ebenfalls ein Auge auf Versace geworfen. Im vergangenen Geschäftsjahr machte Michael Kors nach eigenen Angaben einen Umsatz von 4,7 Milliarden Dollar.

In den USA ist Michael Kors eine angesehene Marke und hat Fans wie die frühere First Lady Michelle Obama und die Schauspielerinnen Nicole Kidman und Catherine Zeta-Jones.


  • Große Versace-Retrospektive in Berlin

    Schenkenberg – das Lieblingsmodel

    Fast jeder Designer hat eine. Die Rede ist von der Muse. Doch Marcus Schenkenberg möchte sich so nicht bezeichnen – auch wenn er in den 1990ern Gianni Versaces liebstes Männermodel war. Zur Eröffnung der Gianni Versace-Retrospektive kam das Supermodel jetzt nach Berlin. In unserer Bildergalerie geben wir einen kleinen Vorgeschmack auf das, was die Besucher dort erwartet.


  • Große Versace-Retrospektive in Berlin

    Knallige Farben und starke Kontraste

    Während er in den 1980ern vergleichsweise zurückhaltend-elegante Mode schuf, ging Versace in den 1990ern neue Wege. Wie kein anderer brachte er Farbe in seine Kollektionen. Auch vor eigenwilligen Farbkontrasten, wie hier auf dem Foto zu sehen, scheute er sich nicht. Versaces mutiger Einsatz von Farben wurde zu seinem Markenzeichen.


  • Große Versace-Retrospektive in Berlin

    Neuer Look in der Männermode

    Versace steht auch für die Befreiung der Männermode. Anfang der 1990er begann er mit der Kreation seiner berühmten Miami-Hemden, die ebenfalls im Berliner Kronprinzenpalais zu sehen sind. Während sich die Herrenmode vor Versace eher an gedeckten Farbtönen orientierte, ließ der Italiener die Farben förmlich explodieren.


  • Große Versace-Retrospektive in Berlin

    Kleider für prominente Freunde

    Mit Lady Diana war Gianni Versace eng befreundet. Unvergessen ist das Bild aus dem Gottesdienst für Versace, auf dem Diana und Elton John mit gleichermaßen erschütterter Miene nebeneinander sitzen und um ihren ermordeten Freund trauern. Für Diana schuf Versace einige seiner schönsten Kreationen, darunter auch dieses schlichte, leicht funkelnde rote Trägerkleid.


  • Große Versace-Retrospektive in Berlin

    Elegante Tücher

    Gianni Versace ist nicht nur bekannt für seine Kleidung, sondern auch für seine Accessoires. Insbesondere seine Tuchkreationen sind berühmt und begehrt. Wie in seinen übrigen Kreationen, spiegelt sich auch in ihnen der glamouröse und zugleich farbenfrohe Stil des italienischen Modemachers wider.


  • Große Versace-Retrospektive in Berlin

    Ausdrucksstarker Schmuck

    Ebenso virtuos bewegte sich Gianni Versace wenn es um Schmuck ging. Von der Vintage-Anstecknadel über die Medusa-Halskette bis hin zum geflochtenen Lederarmband sind viele seiner Kreationen zum Klassiker geworden. Diese Halskette ist in ihrem Design besonders eigenwillig. Wer sie trägt, setzt ein unverwechselbares Statement.


  • Große Versace-Retrospektive in Berlin

    Ein Hochzeitsanzug für Sting

    Es ist kein Geheimnis, dass Gianni Versace gerne für die Schönen und Reichen arbeitete. Mit vielen von ihnen war er auch persönlich befreundet. 1992 kreierte er etwa den Frack für die Hochzeit seines Freundes Sting. Das Material und die Form des Ensembles mit schwarz-weiß gestreifter Weste zeigen, mit welcher Freiheit Versace das Thema Herrenmode neu definierte.


  • Große Versace-Retrospektive in Berlin

    Inspiration aus einer Subkultur

    Auch mit seinen Kreationen für Frauen gelang es Versace, die Modewelt immer wieder zu überraschen. Im Herbst 1992 brachte er eine Bondage-Kollektion heraus. In bisher ungekannter Weise brachte er damit die Themen Fetisch und Sexualität in die Mode. Viel Leder, Metall-Applikationen, Hals- und Armbänder bildeten ein starkes Statement. Dieses Kleid trug Supermodel Naomi Campbell.


  • Große Versace-Retrospektive in Berlin

    Eine Uhr für Elton John

    Bei seinen Modenschauen brach der Designer mit einer alten Regel: Anstelle von ihm unbekannten finanzstarken Käufern platzierte er seine Celebrity-Freunde in der ersten Reihe seiner Shows. Darunter Madonna, Sting und Elton John, für die er auch einige der Kostüme ihrer Konzerttourneen schuf. Für John kreierte Gianni Versace mit dieser Uhr aber auch einen sehr persönlichen Gegenstand.


  • Große Versace-Retrospektive in Berlin

    Der Modezar und seine Topmodels

    Ein gewohntes Bild: Gianni Versace mit den Topmodels Linda Evangelista (l.) und Naomi Campbell (zweite v. l.) 1992 in Italien. Nicht umsonst gilt er als Begründer der Supermodel-Ära. Zum 20. Todestag lud seine Schwester die Topmodels der 1990er zu einer großen Show nach Mailand ein. Claudia Schiffer, Cindy Crawford, Carla Bruni, Helena Christensen oder Naomi Campbell – sie alle kamen.

    Autorin/Autor: Gero Schließ


Versace + Kors = Capri

Versace solle so auf einen Umsatz von mehr als zwei Milliarden Dollar wachsen. “Wir sind überzeugt, dass die Stärke der Marken Michael Kors und Jimmy Choo wie auch die Übernahme von Versace uns in die Lage versetzen, ein mehrjähriges Umsatz- und Gewinnwachstum zu erreichen.”

Michael Kors teilte zudem mit, dass die US-Modegruppe in Capri Holdings umbenannt werde. Der italienischen Kultmarke soll mit der Nennung der Insel Capri, die für Extravaganz und Luxus steht, Rechnung getragen werden.

dk/bea (dpa, rtr, afp)