Til Schweigers Neuer: “Klassentreffen 1.0”

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Kommt Schweiger in die Jahre? Macht er jetzt Filme für ein älteres Publikum? Deutschlands populärer Kinostar erzählt in seinem Film von Midlife-Crisis und vom Älterwerden. Sich selbst inszeniert er in gewohnter Rolle.

Drei Männer im Bademantel, in der Sauna. Einer klemmt sich den Penis ein. Im Auto, in einer anderen Szene des Films, sitzt einer der drei auf einem Hämorrhoiden-Ring, nur so kann er das unangenehme Gefühl am Gesäß ertragen. Beim Paar-Therapeuten wird vor allem über Sex geredet, über männliche Geschlechtsteile. Kein Zweifel, man befindet sich in einer Til-Schweiger-Komödie.

“Humor ist eben Geschmackssache”, sagte Til Schweiger der Fachzeitschrift “Filmecho” im Vorfeld des deutschen Kinostarts (20.09.2018) mit Blick auf viele Szenen in seinem neuen Film. Er rechne damit, dass “viele wieder schreiben, das wäre der typische Fäkalhumor von Schweiger.” Til Schweiger macht solche Kritik offenbar nichts aus.

Keine Pressevorführungen

Oder doch? Seine Filme zeigt er schon seit über zehn Jahren nicht mehr vorweg der Presse – ein in der Branche sehr ungewöhnliches Verhalten. Der Regisseur, Schauspieler und Produzent fühlte sich damals, als er seinen Film “Keinohrhasen” in die Kinos brachte, von der schreibenden Zunft ungerecht besprochen und unfair behandelt. Das führte dazu, dass die Filmkritik von nun an außen vor bleiben musste.

Schweiger (links) neben seinen Co-Stars Samuel Finzi (Mitte) und Milan Peschel (rechts) in “Klassentreffen 1.0”

Schweiger-Filme bekommen vor dem offiziellen Kinostart in der Regel nur noch ausgewählte Gäste von Premieren-Vorstellungen zu sehen. So auch den neuesten Streifen “Klassentreffen 1.0”, der den Untertitel “Die unglaubliche Reise der Silberrücken” trägt. Wenige Tage vor dem Kinostart feierte die Komödie eine Rote-Teppich-Premiere am Potsdamer Platz in Berlin. 

Til Schweiger als Beau auf der Leinwand

Worum geht es im neuen Film? Schweiger, gleich in dreifacher Funktion tätig – als Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller -, hat sich die Story auf den Leib geschrieben. Mit zwei alten Freunden wird die von ihm gespielte Filmfigur, dreißig Jahre nach dem Abitur, zu einem Klassentreffen eingeladen.

Angeschlagen: Nils und Andreas in der Midlife-Crisis

Nils (Samuel Finzi) ist permanent schlecht gelaunt und hat Stress mit der Familie, Andreas (Milan Peschel) ist gerade von seiner Frau verlassen worden. Und Schweiger? Er spielt den im Vergleich zu den beiden Freunden sehr viel jugendlicher wirkenden DJ Thomas, einen Frauenschwarm und Daueroptimisten. Die beiden mäkelnden Ex-Schulfreunde, die eigentlich keine Lust haben auf ein Klassentreffen, überredet er, als Vorbereitung fürs Abi-Wiedersehen, zu einem Party-Wochenende in einem Luxushotel mit allem Drum und Dran.

Die beiden lassen sich überreden, wollen noch einmal Jung-sein. Dass das Wochenende dann nicht die reine Gaudi wird, weil allerlei Unvorhergesehenes passiert, ist abzusehen.

Vorlage ist ein dänischer Erfolgsfilm

“Klassentreffen 1.0” ist eine Neuverfilmung eines dänischen Erfolgsfilms – mit ein paar eigenen Zutaten: “Klassefesten” kam 2002 in Dänemark in die Kinos und entwickelte sich zum Hit. Mehrere Fortsetzungen und eine TV-Serie folgten. Auch Schweiger hat bereits zwei Fortsetzungen seiner deutschen Version fest eingeplant. Die (kommerziellen) Erfolgsaussichten für “Klassentreffen 1.0” sind also gut.

Auch in Schweigers neuem Film darf eine Tochter mitspielen: Lilli

Schon seit längerem schwimmt der 54-Jährige auf einer Welle des Erfolgs. Gerade hat er die US-Version seines deutschen Kassenschlagers “Honig im Kopf” mit internationalen Stars wie Nick Nolte, Matt Dillon und Jacqueline Bisset abgedreht. Und natürlich hat er in “Honey in the Head” auch eine kleine Rolle für sich selbst vorgesehen.

Arbeit an mehreren Projekten 

Sein Gemeinschafts-Spielfilm-Projekt “Berlin, I love you”, an dem Schweiger als einer von elf Regisseuren mitgewirkt hat, befindet sich gerade in der Post-Produktion, und für “Medieval”, eine tschechische, auf Englisch gedrehte Großproduktion, laufen die Dreharbeiten. Im kommenden Jahr wird Schweiger darin an der Seite von Stars wie Michael Caine und Ben Foster zu sehen sein.

Fingerzeig: Milan Peschel als verkrachte Existenz in “Klassentreffen 1.0”

Der 1963 in Freiburg im Breisgau geborene Multitasker, der nebenbei auch noch als “Tatort”-Kommissar im deutschen Fernsehen auftritt, tanzt also weiter auf mehreren Hochzeiten und dürfte sich über mangelnde Auslastung als Schauspieler und Regisseur nicht beschweren.

In Deutschland gehört er seit längerem zu den wenigen großen Publikums-Stars. In den USA sowie im europäischen Film ist er noch nicht ganz so weit, auch wenn er schon für Berühmtheiten wie Quentin Tarantino (“Inglourious Basterds”) vor der Kamera stand.