Muslimische Mode: Sittsamkeit mit Stil

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Lange wurden sie von der Modebranche ignoriert: stilbewusste Musliminnen. Dass Tschador und Hidschab nicht altbacken und fromm aussehen müssen, zeigt eine Ausstellung in San Francisco.

Muslimische Mode kämpft in der westlichen Welt noch immer gegen Vorurteile. “Viele Menschen glauben, dass alle muslimische Frauen ihren Körper und ihr Gesicht bedecken müssen”, sagt Jill D’Allessandro, Kuratorin der Ausstellung “Contemporary Muslim Fashion” am M.H. de Young Memorial Museum in San Francisco. Erstmals widmet sich ein Museum dem Trendbewusstsein der Frauen im Islam. “Wir wollen zeigen, dass für die Mehrheit dieser Frauen in der Mode auch eine große Freiheit herrscht.”

“Contemporary Muslim Fashion” ist eine opulente Ausstellung, die rund 80 verschiedene Stile und Outfits zeigt. Vieles sind Leihgaben von Designern aus dem Nahen Osten und Asien: Kaftans und Kopftücher, farbenfrohe Designerkleider sind neben dem umstrittenen Burkini und dem Sporthijab von der Firma Nike zu sehen.

“Hijabistas” und “Mipster” im Trend

“Modest Fashion” nennen muslimische Modedesigner ihren Stil, also sittsame Mode. Es ist eine Branche, die seit einigen Jahren im Kommen ist. “Jährlich geben muslimische Frauen 44 Milliarden Dollar für Mode”, sagt Jill D’Allessandro. Tendenz steigend. Sie spricht von einem “Zeitgeist”, angespornt unter anderem von neuen Modemagazinen wie der Vogue Arabia, aber auch durch soziale Netzwerke. Dort inszenieren “Hijabistas”, die muslimische Antwort auf “Fashionistas”, und sogenannte “Mipster”, also muslimische Hipster, eine neue muslimische Coolness.

Luxuriöser Schichtenlook für die modebewusste Muslima

Längst haben auch große Marken und Designer diesen Trend übernommen. Im Jahr 2015 warb das Textilhandelsunternehmen H&M das erste Mal mit einem Model mit Kopftuch. 2016 brachte die Modefirma Dolce & Gabbana eine Kollektion für Musliminnen heraus. Auch die japanische Kette Uniqlo hat eine eigene Linie für Muslime im Angebot. Und so finden sich in der Ausstellung des De Young in San Francisco auch Entwürfe von Oscar De La Renta oder Dolce & Gabbana: westliche Designer, die sich ihrerseits an muslimischer Mode orientieren.

Neuer Blickwinkel

Der Österreicher Max Hollein, ehemaliger Direktor des San Francisco Museum of Fine Art und zuvor des Städelmuseums in Frankfurt am Main, hatte die Idee zur der Ausstellung. Die Planung begann 2016, kurz vor der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten. Nun, zur Eröffnung, findet die Schau mitten in einem Amerika statt, das zunehmend von anti-islamischen Ressentiments geprägt ist. Eine Reaktion darauf will sie aber nicht sein. “Wir wollen keine Probleme lösen, sondern neue Blickwinkel auf einen sehr spannenden Teil der Modewelt bieten, der von der westlichen Welt lange ignoriert wurde”, so Jill D’Allessandro.

Bis zum 6. Januar wird die Ausstellung in San Francisco zu sehen sein. Im Frühjahr 2019 macht sie in Deutschland Station.