Rhythm Is It! DW-Campus reist nach Indien

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Beim diesjährigen Campus-Projekt stehen die Klangwelten aus Indien im Mittelpunkt. Keine leichte Aufgabe für die jungen deutschen und indischen Musiker, könnten die Musiktraditionen doch kaum unterschiedlicher sein.

Seit 2001 richten die Deutsche Welle und das Beethovenfest Bonn das gemeinsame Projekt “Campus” aus, ein Begegnungsformat für Kulturen aus Europa und diversen Senderegionen der DW. Rahmenbedingungen und Umsetzung sind immer verschieden, aber stets geht es um eins: die Begegnung der Kulturen im Geiste gegenseitiger Offenheit. In vergangenen Jahren waren Länder von der Ukraine über Brasilien, bis zu China und den Irak Gastländer des Projektes. 2018 steht ein ganzer Subkontinent mit einer großartigen, dem Westen weitgehend fremden musikalischen Kultur im Mittelpunkt des Campus-Konzerts: Indien.

“Mission impossible”…

Junge deutsche und indische Perkussionisten beim Workshop in Mumbai

…so fühlte sich anfangs die Aufgabe an, die sich das Campus-Projekt in diesem Jahr gestellt hatte – nämlich, die klassische indische und westeuropäische Musik miteinander in einen produktiven Dialog zu bringen. “Da kann man nur scheitern”, warnten Experten. Denn beide Musiktraditionen sind ein Kosmos für sich.

Die klassische indische Kunstmusik ist eine der wenigen historisch gewachsenen, komplexen Musiktraditionen, die durch die Berührung mit der westlichen Welt nicht ersetzt oder marginalisiert wurde. Zwar ähnelt sie in ihrer Strenge, Traditionsverbundenheit und Disziplin stark der Ästhetik westlicher Klassik; dennoch ist sie vollkommen anders, schon deshalb, weil die indische Klassik improvisiert wird.

Deutsch-indischer Dialog im Zeichen des Rhythmus

Bereits im Januar 2018 reiste das Bundesjugendorchester nach Indien. “Weil die klassische Musik dort keine lange Tradition hat, sind wir ohne besondere Erwartungen nach Indien gereist”, gesteht Sönke Lentz, Projektleiter des Bundesjugendorchesters. Vor Ort wurden sämtliche Erwartungen übertroffen: Die meisten Konzerte waren so überfüllt, dass spontane Videoübertragungen ins Foyer nötig waren.

Volle Säle beim Konzert des Bundesjugendorchesters in Mumbai

Außerdem konnten die Mitglieder des Bundesjugendorchesters viel vom Land sehen, Kulturschätze bewundern und sind mit jungen Inderinnen und Indern in Kontakt gekommen, erzählt Lentz. “Das sind Erfahrungen, die bei der gemeinsamen Erarbeitung des neuen Programms unverzichtbar sind.”

So reifte auch die zentrale Idee des Indien-Campus: den Rhythmus als Bindeglied zwischen der indischen und europäischen Kultur in den Mittelpunkt zu stellen. Die zweite Phase folgte im April: Junge deutsche Perkussionisten des SPLASH-Ensemble NRW reisten im Auftrag der DW und des Beethovenfestes nach Mumbai. Hier trafen sie auf ihre indischen Kollegen, die Tablaspieler vom Taal Yogi Ashram aus Pune. Auch zwei Kathak-Tänzerinnen waren dabei; der rhythmische Tanz ist ein unverzichtbares Element der indischen Perkussion. Was folgte, war eine Woche des intensiven Austauschs. Die Chemie stimmte sofort, obwohl die indischen Musiker zum ersten Mal westliche Instrumente wie Marimba oder Xylophone sahen, und die jungen Deutschen am Anfang nur schwer bei den indischen Rhythmen mitkamen.

Bonn, wir kommen!

Am 15. September war es dann so weit: Auf der Beethovenfest-Bühne im World Conference Center Bonn (WCCB) kamen alle Campus-Teilnehmer zum ersten Mal zusammen. Seitdem arbeiten die Musiker des Bundesjugendorchesters gemeinsam mit den jungen Perkussionisten und Tänzerinnen aus Deutschland und Indien an ihrem Campus-Programm. Sie widmen sich unter anderem einem Kompositionsexperiment von Ravi Shankar und Philip Glass, bei dem die rhythmischen Besonderheiten der indischen Musik auf ein Sinfonieorchester übertragen wurden, oder den von Indien inspirierten Werken des amerikanischen Minimalisten Steve Reich.

Bernhard Schimpelsberger (l.) und Rakesh Chaurasia (r.)

Eine Premiere wird es auch in diesem Jahr wieder geben: Bernhard Schimpelsberger, gebürtiger Österreicher und Wahl-Inder, sowie Rakesh Chaurasia, Komponist und Virtuose der indischen Bansuri-Flöte, haben im Auftrag der DW das Stück “Kismet” geschrieben. Der Titel bedeutet “Schicksal”, genau wie das Motto des diesjährigen Beethovenfestes. 

Die DW-Campus-Konzerte finden am 20. September im Bonner WCCB statt und einen Tag später in der Universität der Künste (UDK) Berlin.