Russische Hacker sollen WADA attackiert haben

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Zwei Russen, die angeblich ein Schweizer Chemiewaffen-Labor gehackt haben, sollen auch die Welt-Anti-Doping-Agentur ins Visier genommen haben. Die WADA steht derweil kurz davor, den russischen Verband wieder aufzunehmen.

Bei den Olympischen Winterspielen in Russland gingen die Sportler zwar brav zur Kontrolle – manche Proben wurden jedoch nachträglich manipuliert

Die beiden Männer waren Anfang des Jahres in den Niederlanden festgenommen worden. Bekannt war bereits der Verdacht, dass sie einen Cyberangriff auf das Schweizer Chemiewaffen-Labor Spiez in Bern vorbereitet haben sollen. Das Institut war unter anderem mit der Untersuchung von Proben des Nervengifts betraut, mit dem der russische Doppelagent Sergej Skripal im Frühjahr im englischen Salisbury vergiftet worden war.

Nun teilte die Schweizer Generalstaatsanwaltschaft mit, dass dieselben zwei Personen seit März 2017 “wegen eines Cyber-Angriffs gegen die Welt-Anti-Doping-Agentur” separat strafrechtlich verfolgt würden. “Das Verfahren wird wegen des Verdachts politischer Spionage geführt”, teilte die Ermittlungsbehörde mit. Die WADA und das Internationale Olympische Komitee äußerten sich zunächst nicht.

WADA will russischen Anti-Doping-Verband rehabilitieren

Das Bekanntwerden der Ermittlungen fällt zeitlich zusammen mit einer anderen Nachricht, die sich um Russland und die Welt-Anti-Doping-Agentur dreht: Der Compliance-Prüfungsausschuss der WADA hatte am Freitag die Empfehlung abgegeben, die seit drei Jahren geltende Suspendierung der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA aufzuheben. Es wird erwartet, dass die WADA-Exekutive dieser Empfehlung bei ihrer nächsten Sitzung am 20. September auf den Seychellen folgen wird. Laut einer Mitteilung der WADA sind zwei bisherige Konfliktpunkte ausgeräumt: Das russische Sportministerium erkenne das Ausmaß der Dopingprobleme an, und Russland wolle unabhängigen Experten Zugang zu Laboren und Daten gewähren. Internationale Doping-Experten wie der US-Amerikaner Travis Tygart kritisierten die Vorentscheidung der WADA heftig.

Die russische Botschaft in Bern bezeichnete unterdessen die Hacking-Vorwürfe als “Märchen” und als einen Versuch, die Rehabilitierung der RUSADA zu vereiteln.

ehl/jj (afp, rtr, sid, dpa)