Das “Modell Schalke “funktioniert” weiter

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Schalke steht dank eines 2:0-Siegs bei Regionaligist Schweinfurt in der nächsten Pokalrunde. Ziel erreicht, doch das ist nahezu das einzig Positive, das man an am Auftritt des Vizemeisters finden kann.

Zu erwarten, dass ein Bundesligist in der ersten Pokalrunde einen Vierligisten locker und mit einem halben dutzend Tore in die Schranken weist, ist grundsätzlich übertrieben – natürlich. Dafür ist der Motivationsfaktor für die unterklassigen Teams, für die die Partien gegen Bayern, Dortmund oder eben Schalke oft als das “Spiel des Jahres” gelten, einfach zu groß. Insofern kann bei nüchterner Betrachtung des Resultats das 2:0 der Schalker bei Viertligist Schweinfurt durchaus als Erfolg verbucht werden. Lässt man die 90 Minuten allerdings fußballerisch revue passieren, muss das Fazit anders ausfallen. 

Elfmeter und Eigentor 

Denn auch wenn Schalke den Gegner im Mittelfeld und nach Ballbesitz klar beherrschte, fiel (mal wieder) auf, dass sich das Team von Domenico Tedesco offensiv schwer tat. Bis zum gegnerischen Sechzehner spielte der Vizemeister es meist ordentlich, doch im Strafraum angekommen, lief wenig bis gar nichts zusammen beim haushohen Favoriten. Unstimmigkeiten in den letzten Pässen, ungenaue Flanken, zu wenig Tempo auf den Flügeln. Will man es positiv betrachten, kann man sagen, dass “schwere Beine” nach einer intensiven Vorbereitung durchaus normal sein können – insbesondere wenn der Trainer, wie Tedesco, wert auf Athletik und körperliches Training setzt. 

Formuliert man es kritischer, muss man sagen, dass der Champions-League-Teilnehmer und Vizemeister Schalke gegen einen Viertligisten gerade einmal optisch überlegen war und einen, was die Kreation von Chancen und Überzahlsituationen angeht, durchaus erwartbaren Klassenunterschied allenfalls in der Schlussphase unterstreichen konnte. Dass der Sieg letztlich durch Bentalebs Führung dank eines sehr zweifelhaften Elfmeters (23.) und durch ein Eigentor der Schweinfurter durch Jabriri (75.) zustande kam, fasst diesen Pokalabend trefflich zusammen.

Sané solide, Uth blass

An Findungsschwierigkeiten kann der schwache Schalker Auftritt in der Offensive jedenfalls nicht festgemacht werden. Mit Mark Uth und Salif Sané standen lediglich zwei Neuzugänge in der Startelf von Domenico Tedesco. Ansonsten agierte eine eingespielte Mannschaft, die bei einem Viertligisten deutlich mehr spielerische Dominanz zeigen sollte. Harit fiel im Schalker Mittelfeld durch stetiges Bemühen zwar noch einigermaßen positiv auf, doch wenn der Marokkaner mal nicht den Spielmacher gab, tat dies allein Abwehrboss Naldo  – ebenfalls ein Beleg für fehlenden Esprit und Gestaltungsimpulse.

Mit Uth und Sané bot Schalke-Trainer Tedesco zwei Neuzugänge in der Startelf auf

Neuzugang Mark Uth konnte nur selten Akzente setzen. Zunächst fand der aus Hoffenheim verpflichtete Stürmer gar nicht ins Spiel. Als Uth im weiteren Spielverlauf Bälle bekam, lief er sich oft fest oder fand mit Flanken keinen Abnehmer –  ein gelungener Einstand sieht anders aus.

Der zweite Schalker Neuzugang, Salif Sané, fügte sich in die sichere Schalker Defensive dagegen nahtlos ein. Sicher, die Herausforderungen waren gegen Schweinfurt nicht die größten, wenn aber offensiv etwas von den Gastgebern kam, dann löste dies neben Naldo der Neuzugang von Hannover 96 – ein Lichtblick des fahreigen Schalker Auftritts.

Beiden hochgewachsenen Verteidiger schalteten sich immer wieder ins Offensiv-Spiel: Ob im Aufbau oder bei Standards – Sané war hier wie Naldo oft zu finden und hatte in der ersten Hälfte sogar eine gute Kopfballmöglichkeit. Das alles spricht individuell betrachtet natürlich für die beiden Verteidiger, global betrachtet ist es aber auch ein schwaches Zeugnis für die Schalker Offensive. 

Pokalspezialist Schalke

Die Schalker Defensive ließ dem Regionalligisten nicht den Hauch einer Chance ließ. Lediglich durch zwei Unsicherheiten von Nastasic kam kurzfristig Torgefahr. 

Matija Nastasic bejubelt das 2:0, nachdem er Jabiri zum Eigentor angeköpft hatte

Doch trotz schwacher Offensive und einiger Fehler in der Abstimmung – alles in allem 

führte das Tedesco-Team sein Erfolgsrezept aus der vergangenen Saison letztlich fort, getreu dem Motto: Hinten sicher stehen, vorne fallen schon irgendwann die Tore. Manchmal muss dafür auch ein Elfmeter her, manchmal muss der Gegner nachhelfen, manchmal, so wie heute, auch beides. Wenn man will, kann man einen glanzlosen 2:0-Sieg in der ersten Pokalrunde als gutes Omen für die “Ergebnisfußballer” aus Gelsenkirchen werten.