“Queen of Soul” Aretha Franklin ist tot

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“Respect” musste sie sich schon lange nicht mehr ersingen: Aretha Franklin hatte mehr Grammys, als sie tragen konnte und Exkurse in HipHop und Oper hinter sich. Nach schwerer Krankheit ist die Diva jetzt gestorben.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “(You Make Me Feel Like) A Natural Woman”: Die Queen of Soul

    Einer von Aretha Franklins Produzenten drückte es so aus: “Die Stimmung, die sie im Studio erzeugt, ist unvergleichlich. Ich habe erlebt, dass Musiker aufhörten zu spielen, um ihr zuzuhören. Ihre gottgegebene Stimme wird unterstützt durch ihr musikalisches Genie. Mit so einer Person gibt es keine Grenzen.” Wir zeigen eine Bilderreise durch ihr Leben – und eine Playlist von 15 ihrer besten Songs.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Precious Lord”: Anfänge im Gospel

    Von ihrem Vater, Baptistenprediger C.L. Franklin, lernte Aretha das Publikum abzuholen und emotional zu leiten. Das Gesangstalent hat sie von ihrer Mutter geerbt. Die Gospel-Legende (und Freundin der Familie) Mahalia Jackson soll Arethas Produzenten John Hammond einmal gesagt haben: “Arethas Mutter war eine der wirklich großen Gospelsängerinnen. Sie hatte mehr Talent als Reverend C.L. Franklin.”

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Unforgettable”: Das Recht auf den Blues

    Arethas musikalische Vorbilder war neben den Gospelsängerinnen Mahalia Jackson und Clara Ward auch die Jazz- und Bluessängerin Dinah Washington. Nach ihrem Tod brachte Aretha 1964 ein würdiges Tribut-Album heraus. Die Tiefe des Blues brachte schon die junge Aretha glaubwürdig rüber: Nach dem frühen Verlust der Mutter und zwei Schwangerschaften mit 14 und 16 war sie früh vom Leben gezeichnet.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Respect”: Amerikanische Bürgerrechtsbewegung

    Mit dem Wechsel zu Atlantic Records kamen 1967 und 1968 die ganz großen Erfolge für Aretha. Allen voran mit “Respect”: Das Lied wurde zur Hymne der Amerikanischen Bürgerrechts- und der Frauenrechtsbewegung. Martin Luther King war ein guter Freund ihres Vaters und es war einer ihrer größten Momente, als Dr. King ihr Anfang 1968 einen Preis verlieh. Auf seiner Beerdigung sang sie “Precious Lord”.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “I Never Loved A Man (The Way I Love You)”: Aretha und die Männer

    Hätte Aretha Franklin einen privaten Facebook-Account, wäre der Beziehungsstatus “It’s complicated”. Sie hat zwei Ehen hinter sich: Die erste soll gewalttätig gewesen sein, die zweite wegen Untreue ein abruptes Ende gefunden haben. Aretha war stets zurückhaltend mit Informationen, aber von dem, was man weiss, kann man sagen: Die Emotionalität des Soul hat sie wohl auch im Privatleben geleitet.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Chain of Fools”: Hits, Hits, Hits

    Das Album “Lady Soul” zementierte ihre Position als Queen of Soul. Anfang der 1970er Jahre folgten weitere Kritiker-Lieblinge, darunter “Spirit in the Dark”, “Live at the Fillmore West”, und “Young, Gifted, and Black”.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Amazing Grace”: Zurück zu den Wurzeln

    Der Weg zum ersten Gospelalbum 1972 war laut Produzent Jerry Wexler steinig: “Zu dem Gospelgesang musste ich sie wirklich überreden… Sie wollte vor der Kirche nicht in Schande dastehen. Sie hatte große Bedenken, Kirchenmusik aufzunehmen, gerade weil sie vorher Blues und Jazz gesungen hat – profane Sachen sozusagen.” “Amazing Grace” wurde das erfolgreichste Gospelalbum aller Zeiten.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Think”: Auftritt als Schauspielerin

    Für ihr Schauspieldebüt in dem Film “Blues Brothers” steuerte sie ihren alten Hit “Think” in neuer Einspielung bei. Arethas Auftritt als Chefin eines schmuddeligen Diners war eines der absoluten Highlights des Films. Der Soundtrack des Kultfilms landete außerdem in den Hitparaden und beendete einen sechs Jahre andauernden Karriereknick der Sängerin.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “I Knew You Were Waiting For Me”: Popstar Aretha

    Die achtziger Jahre waren für Aretha erfolgreicher denn je: Die Alben bei ihrem neuen Label Krista verkauften sich gut, mehrere Titel landeten wieder in den Charts. Vom Duett “I Knew You Were Waiting For Me” mit George Michael profitierten beide Seiten: George Michael gewann als Solo-Sänger an Glaubwürdigkeit und Aretha gewann ein jüngeres Publikum. Es war ihre erste Single mit Platin-Status.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Angel”: Verluste

    In den 1980ern verlor Aretha Franklin einen großen Teil ihrer Familie. Ihr Vater starb 1984 an den Folgen eines Raubüberfalls, ihre kleine Schwester Carolyn 1988 an Krebs, und auch ihren großer Bruder Cecil verlor Aretha 1989. Ihre Schwester war genau wie sie Sängerin und Songwriterin. Den Song “Angel” schrieben die beiden Schwestern 1973 zusammen.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Do Right Woman – Do Right Man”: Aufforderung zur Gleichberechtigung

    R.E.S.P.E.C.T. forderte Aretha auch noch im Blues-Brothers-Sequel, für das sie 1998 nochmal in die alte Rolle der Mrs Murphy schlüpfte. Viele ihrer frühen Songs drehen sich um die respektvolle Behandlung der Frau, so auch “Do Right Woman – Do Right Man” von 1967. In dieser Zeit steckte Aretha in einer unglücklichen Ehe mit dem Musikmanager Ted White.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Sisters Are Doing It for Themselves”: Divas unter sich

    Das Duett “Sisters Are Doing It For Themselves” mit Annie Lennox war in den Achtzigern ein Frauenpower-Song. Im neuen Jahrhundert feierte der Sender VH1 weibliche Sängerinnen, indem er die Reihe “Divas Live” schuf. Bei der ersten Ausgabe 1998 sang Aretha Franklin die anderen vier Divas glatt an die Wand. 2001 wurde ihr die ganze Show gewidmet, dabei performte sie unter anderem mit Mary J. Blige.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    Bridge Over Troubled Water: Amtseinführung Obama

    Als Barack Obama 2009 als erster afroamerikanischer Präsident vereidigt wurde, sang Aretha “My Country, ‘Tis of Thee” – ein Höhepunkt. Arethas Interpretationen waren oft atemberaubend: 1971 wurde ihre Interpretation des als “Bester Song” nominierten Liedes “Bridge Over Troubled Water” bei den Grammys so gefeiert, dass sie später als Single herauskam und im darauffolgenden Jahr den Grammy gewann.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “A Rose is Still a Rose”: Ehrungen fürs Lebenswerk

    Aretha Franklin hat neben 18 Grammys die höchsten Ehrungen erhalten, die man als Künstler in den USA erhalten kann: Den Kennedy Center Honors Award 1994 und die Medal of Freedom 2005. Als sie 2015 zur Ehren der Songschreiberin Carole King “Natural Woman” im Kennedy Center performte (stilecht in Pelzmantel am Piano), musste selbst Präsident Obama ein Tränchen verdrücken. So geht Soul!

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “I Say a Little Prayer”: Aretha und der Glaube

    2015 sang sie “Amazing Grace” für Papst Franziskus bei seinem Besuch der USA. Sie schenkte ihm backstage eine kleine Sammlung von Predigten ihres Vaters. 1987 hatte sie bereits für Papst Johannes Paul II. gesungen. “Mein Glaube war mir immer wichtig und wird mir immer wichtig sein”, sagte Aretha. Am 16.8.2018 starb sie im Alter von 76 Jahren.

    Autorin/Autor: Julia Hitz


  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “(You Make Me Feel Like) A Natural Woman”: Die Queen of Soul

    Einer von Aretha Franklins Produzenten drückte es so aus: “Die Stimmung, die sie im Studio erzeugt, ist unvergleichlich. Ich habe erlebt, dass Musiker aufhörten zu spielen, um ihr zuzuhören. Ihre gottgegebene Stimme wird unterstützt durch ihr musikalisches Genie. Mit so einer Person gibt es keine Grenzen.” Wir zeigen eine Bilderreise durch ihr Leben – und eine Playlist von 15 ihrer besten Songs.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Precious Lord”: Anfänge im Gospel

    Von ihrem Vater, Baptistenprediger C.L. Franklin, lernte Aretha das Publikum abzuholen und emotional zu leiten. Das Gesangstalent hat sie von ihrer Mutter geerbt. Die Gospel-Legende (und Freundin der Familie) Mahalia Jackson soll Arethas Produzenten John Hammond einmal gesagt haben: “Arethas Mutter war eine der wirklich großen Gospelsängerinnen. Sie hatte mehr Talent als Reverend C.L. Franklin.”

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Unforgettable”: Das Recht auf den Blues

    Arethas musikalische Vorbilder war neben den Gospelsängerinnen Mahalia Jackson und Clara Ward auch die Jazz- und Bluessängerin Dinah Washington. Nach ihrem Tod brachte Aretha 1964 ein würdiges Tribut-Album heraus. Die Tiefe des Blues brachte schon die junge Aretha glaubwürdig rüber: Nach dem frühen Verlust der Mutter und zwei Schwangerschaften mit 14 und 16 war sie früh vom Leben gezeichnet.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Respect”: Amerikanische Bürgerrechtsbewegung

    Mit dem Wechsel zu Atlantic Records kamen 1967 und 1968 die ganz großen Erfolge für Aretha. Allen voran mit “Respect”: Das Lied wurde zur Hymne der Amerikanischen Bürgerrechts- und der Frauenrechtsbewegung. Martin Luther King war ein guter Freund ihres Vaters und es war einer ihrer größten Momente, als Dr. King ihr Anfang 1968 einen Preis verlieh. Auf seiner Beerdigung sang sie “Precious Lord”.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “I Never Loved A Man (The Way I Love You)”: Aretha und die Männer

    Hätte Aretha Franklin einen privaten Facebook-Account, wäre der Beziehungsstatus “It’s complicated”. Sie hat zwei Ehen hinter sich: Die erste soll gewalttätig gewesen sein, die zweite wegen Untreue ein abruptes Ende gefunden haben. Aretha war stets zurückhaltend mit Informationen, aber von dem, was man weiss, kann man sagen: Die Emotionalität des Soul hat sie wohl auch im Privatleben geleitet.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Chain of Fools”: Hits, Hits, Hits

    Das Album “Lady Soul” zementierte ihre Position als Queen of Soul. Anfang der 1970er Jahre folgten weitere Kritiker-Lieblinge, darunter “Spirit in the Dark”, “Live at the Fillmore West”, und “Young, Gifted, and Black”.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Amazing Grace”: Zurück zu den Wurzeln

    Der Weg zum ersten Gospelalbum 1972 war laut Produzent Jerry Wexler steinig: “Zu dem Gospelgesang musste ich sie wirklich überreden… Sie wollte vor der Kirche nicht in Schande dastehen. Sie hatte große Bedenken, Kirchenmusik aufzunehmen, gerade weil sie vorher Blues und Jazz gesungen hat – profane Sachen sozusagen.” “Amazing Grace” wurde das erfolgreichste Gospelalbum aller Zeiten.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Think”: Auftritt als Schauspielerin

    Für ihr Schauspieldebüt in dem Film “Blues Brothers” steuerte sie ihren alten Hit “Think” in neuer Einspielung bei. Arethas Auftritt als Chefin eines schmuddeligen Diners war eines der absoluten Highlights des Films. Der Soundtrack des Kultfilms landete außerdem in den Hitparaden und beendete einen sechs Jahre andauernden Karriereknick der Sängerin.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “I Knew You Were Waiting For Me”: Popstar Aretha

    Die achtziger Jahre waren für Aretha erfolgreicher denn je: Die Alben bei ihrem neuen Label Krista verkauften sich gut, mehrere Titel landeten wieder in den Charts. Vom Duett “I Knew You Were Waiting For Me” mit George Michael profitierten beide Seiten: George Michael gewann als Solo-Sänger an Glaubwürdigkeit und Aretha gewann ein jüngeres Publikum. Es war ihre erste Single mit Platin-Status.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Angel”: Verluste

    In den 1980ern verlor Aretha Franklin einen großen Teil ihrer Familie. Ihr Vater starb 1984 an den Folgen eines Raubüberfalls, ihre kleine Schwester Carolyn 1988 an Krebs, und auch ihren großer Bruder Cecil verlor Aretha 1989. Ihre Schwester war genau wie sie Sängerin und Songwriterin. Den Song “Angel” schrieben die beiden Schwestern 1973 zusammen.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Do Right Woman – Do Right Man”: Aufforderung zur Gleichberechtigung

    R.E.S.P.E.C.T. forderte Aretha auch noch im Blues-Brothers-Sequel, für das sie 1998 nochmal in die alte Rolle der Mrs Murphy schlüpfte. Viele ihrer frühen Songs drehen sich um die respektvolle Behandlung der Frau, so auch “Do Right Woman – Do Right Man” von 1967. In dieser Zeit steckte Aretha in einer unglücklichen Ehe mit dem Musikmanager Ted White.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “Sisters Are Doing It for Themselves”: Divas unter sich

    Das Duett “Sisters Are Doing It For Themselves” mit Annie Lennox war in den Achtzigern ein Frauenpower-Song. Im neuen Jahrhundert feierte der Sender VH1 weibliche Sängerinnen, indem er die Reihe “Divas Live” schuf. Bei der ersten Ausgabe 1998 sang Aretha Franklin die anderen vier Divas glatt an die Wand. 2001 wurde ihr die ganze Show gewidmet, dabei performte sie unter anderem mit Mary J. Blige.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    Bridge Over Troubled Water: Amtseinführung Obama

    Als Barack Obama 2009 als erster afroamerikanischer Präsident vereidigt wurde, sang Aretha “My Country, ‘Tis of Thee” – ein Höhepunkt. Arethas Interpretationen waren oft atemberaubend: 1971 wurde ihre Interpretation des als “Bester Song” nominierten Liedes “Bridge Over Troubled Water” bei den Grammys so gefeiert, dass sie später als Single herauskam und im darauffolgenden Jahr den Grammy gewann.

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “A Rose is Still a Rose”: Ehrungen fürs Lebenswerk

    Aretha Franklin hat neben 18 Grammys die höchsten Ehrungen erhalten, die man als Künstler in den USA erhalten kann: Den Kennedy Center Honors Award 1994 und die Medal of Freedom 2005. Als sie 2015 zur Ehren der Songschreiberin Carole King “Natural Woman” im Kennedy Center performte (stilecht in Pelzmantel am Piano), musste selbst Präsident Obama ein Tränchen verdrücken. So geht Soul!

  • Aretha Franklin – Soundtrack eines Lebens

    “I Say a Little Prayer”: Aretha und der Glaube

    2015 sang sie “Amazing Grace” für Papst Franziskus bei seinem Besuch der USA. Sie schenkte ihm backstage eine kleine Sammlung von Predigten ihres Vaters. 1987 hatte sie bereits für Papst Johannes Paul II. gesungen. “Mein Glaube war mir immer wichtig und wird mir immer wichtig sein”, sagte Aretha. Am 16.8.2018 starb sie im Alter von 76 Jahren.

    Autorin/Autor: Julia Hitz


Ray Charles meinte, er sei schwerer zu erklären als Elektrizität. Mahalia Jackson behauptete, dass er “mit dem Ächzen und Stöhnen der Menschen auf den Baumwollfeldern begann”. Aretha Franklin aber sagte: “Du musst kein Afroamerikaner sein, um ihn zu haben. Er ist etwas Kreatives, etwas Lebendiges. Er ist Ehrlichkeit.” Was Soul bedeutet, musste sie wissen: Aretha Franklin war seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts seine unangefochtene Königin.

Die junge Aretha: der Gospel und der Blues

Am 25. März 1942 in Memphis, Tennessee geboren, wächst Aretha Franklin quasi in der Kirche auf: Ihr Vater, Reverend Clarence Franklin, ist Baptistenpastor, die Mutter, Barbara Franklin, eine berühmte Gospelsängerin. Die Predigten von Reverend Franklin sind weit über die Grenzen Detroits bekannt, wo Aretha Franklin zusammen mit ihren drei Geschwistern groß wird. Die Mutter stirbt, als Aretha Franklin zehn Jahre alt ist.

Wenn Franklin, die selten Interviews gab, über ihre Kindheit sprach, konzentrierte sie sich auf das Positive: “Bei uns war ständig Musik zu hören”, erinnerte sie sich im Interview mit dem US-Journalisten Mark Bego: “Berühmte Musiker kamen zu Besuch. Man aß zusammen, unterhielt sich und manchmal fing einer an, auf dem Klavier herumzuklimpern. Man musizierte spontan zusammen.” Kein Wunder, dass Franklin früh sang und Klavier spielte. Doch ihre Karriere als Gospelsängerin wurde jäh unterbrochen: Franklin wurde schwanger und bekam mit 14 Jahren ihren ersten und im Alter von 16 Jahren ihren zweiten Sohn. Über die Umstände und die Väter sprach sie nie. Die frühen Herausforderungen prägten die junge Frau – auch in ihrer Musik.

Karriere als Lady Soul

Mit 18 Jahren ließ Aretha Franklin ihre beiden Söhne in der Obhut ihrer Familie zurück und zog nach New York. Der Produzent John Hammond von Columbia Records nahm sie unter Vertrag. Es folgten zehn Platten in verschiedenen Stilrichtungen: Blues, Jazz, Pop, Musicalsongs, Balladen und R’n’B. 1966 wechselte Franklin zu Atlantic Records, im Folgejahr ging sie mit dem Produzenten Jerry Wexler ins Studio. Es war der Beginn einer kreativen Explosion.

Mit Jerry Wexler entstanden viele von Franklins erfolgreichsten Songs überhaupt, allen voran “Respect”, ein Song von Otis Redding. Toningenieur Tom Dowd erinnert sich an die Aufnahme: “Ich bin fast vom Stuhl gefallen. Als Aretha anfing zu singen, hat es einfach Klick gemacht!” “Respect” stehe im Song für viele Lebensbereiche, so Dowd: “Es konnte sich auf die Rassendiskriminierung beziehen, auf eine politische Situation oder auf eine Beziehung zwischen Mann und Frau. Jeder konnte sich damit identifizieren.” “Respect” stand im Sommer 1967 auf Platz eins der US-Charts und wurde ein internationaler Hit.

Er wurde auch zentraler Song der feministischen Bewegung sowie der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Aretha unterstützte sie und galt selbst als Symbol für die Gleichberechtigung der Schwarzen. Sie repräsentierte die neue stolze Afroamerikanerin der späten 60er Jahre. Mit Martin Luther King war sie freundschaftlich verbunden, er und ihr Vater waren enge Freunde. Aretha sang 1968 bei seiner Beerdigung.

Der “Godfather of Rhythm & Blues”, Jerry Wexler, und Aretha Franklin schrieben zusammen Musikgeschichte: Zwischen Februar 1967 und Februar 1968 war Franklin mit sechs Singles in den Top Ten der US-amerikanischen Pop-Charts und mit drei Alben in den Top Ten der LP-Charts vertreten, fünf der Singles und zwei der Alben erreichten Gold-Status.

Aretha mit 25 Jahren – schon damals war sie mehrfach in den Top Ten der US-Charts vertreten

Die Siebziger: Rückkehr zum Gospel

Franklin sang und spielte auf ihren Alben jeweils eine Mischung aus eigenen und fremden Kompositionen. Sie schien die Grammy-Kategorie als beste R’n’B-Künstlerin gepachtet zu haben. Mit ihrem Live-Album aus der Konzerthalle Fillmore West in San Francisco machte sie sich auch beim Rock’n’Roll-Publikum einen Namen. Aretha Franklin war “Young, Gifted and Black”, wie der Titel ihres meist gelobten Albums der Siebziger selbstbewusst erklärte. Damals sagte sie dazu: “Ich glaube, dass die Black Revolution mich und die Mehrheit der Schwarzen zwang, uns selbst genauer zu betrachten. Nicht, dass wir uns vorher geschämt hätten, aber wir fingen nun an, unser natürliches Selbst zu würdigen.”

Mit dem Erfolg kam auch die künstlerische Freiheit, Projekte anzugehen, die weniger Profit versprachen. Aretha Franklin nahm 1972 ein Gospel-Album  in der New Temple Missionary Baptist Church in Los Angeles auf. “Es war einfach unglaublich”, erinnert sich Arif Mardin, einer ihrer Produzenten: “Einige Lieder haben Aretha so aufgewühlt, dass sie sich hinsetzen und in sich gehen musste.” Die magische Stimmung transportierte sich auch auf der Aufnahme: “Amazing Grace” gilt als das beste Gospel-Album aller Zeiten. Die Platte erreichte nicht nur Gold-Status, sie stand auf Platz sieben der Charts – neben den Rolling Stones und Jethro Tull.

Aretha Franklin rockt die Achtziger

Nach einem Karriereknick ab Mitte der Siebziger katapultierte sie der Wechsel zum Label Arista wieder in alte Sphären des Erfolgs. Den Umschwung läutete 1980 ihre Filmrolle im Kultfilm “Blues Brothers” ein (siehe Filmausschnitt). Im Musik-Olymp kam sie endgültig wieder mit dem Album “Who’s Zoomin’ Who” an, ihr meistverkauftes Album und ihr erstes, das Platin-Status erreichte. Es hatte einen tanzbaren 80er Jahre-Sound: “Bisher war meine Musik eher an Erwachsene gerichtet. Ich wollte nun etwas machen, was auch Jugendlichen gefällt”, so Franklin über das Album.

Es zeigt mit den Songs “Freeway of Love”, den Duetten “Push” und “Sisters Are Doin’ It For Themselves” Franklins rockige Seite.Es folgte ein wahrer Preisregen, von dem die bemerkenswerteste Auszeichnung wohl die Entscheidung des Staates Michigan war, Franklins Stimme in den Stand einer “natürlichen Ressource” zu heben. Das Duett mit George Michael “I Knew You Were Waiting (For Me)” katapultiere Franklin 1987 wieder auf Platz eins der internationalen Hitparaden, genau zwanzig Jahre nach “Respect”. Im gleichen Jahr wurde sie als erste Frau in die “Rock and Roll Hall of Fame” aufgenommen.

Aretha Franklin und George Michael – mit ihm ging’s wieder auf Platz 1

Die Neunziger: Ausflüge in Hip-Hop und die Oper

Den Ruf, eine Diva zu sein, hatte Aretha Franklin in verschiedenster Weise erworben: Legendäre Scharmützel mit anderen Sängerinnen gehörten genauso dazu wie ihre Abneigung gegen Interviews. Seit Mitte der Achtziger verließ Franklin Detroit nur noch selten, da sie unter extremer Flugangst litt. Ihre Alben nahm sie seit 1983 alle in Detroit auf und auch ihre Fernsehauftritte wurden meist hier aufgezeichnet. So wurde sie zum Beispiel zu der Live-Performance des Hits “We Are The World” zum gemeinsamen Singen mit Michael Jackson via Satellit zugeschaltet.

Franklin bekam die höchsten Auszeichnungen. Allein 18 Mal erhielt sie einen Grammy, den wichtigsten US-amerikanischen Musikpreis. Bill Clinton überreichte ihr 1994 den Kennedy-Preis für ihr Lebenswerk. Zu ihren unvergesslichen Auftritten gehörte auch ihr Ausflug in die Opernwelt: Bei der Verleihung der 40. Grammy-Awards sprang sie 1998 spontan für den erkrankten Luciano Pavarotti ein und interpretierte die Puccini-Arie “Nessun dorma”. Das Resultat: Standing Ovations und ein begeistertes Publikum. Aber der Experimente nicht genug: Im gleichen Jahr produzierte Lauryn Hill mit Franklin ein Hip-Hop-Album: “A Rose Is Still A Rose” war ein glaubwürdiges Hip-Hop-Album mit der Queen of Soul, das ihr überschwängliche Kritiken einbrachte, unter anderem vom Musikmagazin “Rolling Stone”: “Aretha kann die Bude rocken, aber ihre wahre Stärke ist es, Atmosphäre zu erzeugen. Das macht eine Legende aus.”

Die letzten Jahre

2004 endete der Vertrag bei Arista und Franklin gab bekannt, dass sie ihr eigenes Label gründen wolle. Doch erst 2011 erschien darauf ihr erstes und einziges Album. Inzwischen wirkte Franklin an mehreren Compilations mit und hatte viele prestigeträchtige Auftritte. Einer davon: ihr Auftritt bei der Amtseinführung von Barack Obama auf den Stufen des Kapitols in Washington 2009. Das Musikmagazin “Rolling Stone” kürte Franklin 2010 zur “besten Sängerin aller Zeiten”. 2017, nach gut sechzig Jahren im Musikgeschäft, kündigte Franklin an, sie wolle sich zur Ruhe setzen. Aber erst, wenn sie das Duett-Album mit Stevie Wonder aufgenommen hätte. Das war im Jahr ihres 75. Geburtstags.

Am Donnerstag (16.08.) erlag die Queen of Soul im Alter von 76 Jahren in Detroit ihrer Bauchspeicheldrüsenkrebs-Erkrankung.