Bayer legt mit Integration von Monsanto los

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Nachdem Chemie-Riese Bayer mit dem Verkauf einer Geschäftssparte an Konkurrent BASF eine letzte Auflage erfüllt hat, kann nun die Integration der Neuerwerbung Monsanto beginnen – und zwar bei heftigem Gegenwind.

Der Chemiekonzern Bayer verliert nach Berichten über weitere Klagen gegen Monsanto in den USA massiv an Wert. Am Donnerstagvormittag lag die Aktie des Bayer-Konzerns, der das US-Unternehmen übernommen hat, mehr als fünf Prozent im Minus. Damit hat das Papier seit dem vergangenen Freitag ein Fünftel seines Börsenwertes eingebüßt.

Zuvor hatte die “Wirtschaftswoche” berichtet, dass US-Farmer eine Klage wegen des Unkrautvernichtungsmittels Dicamba eingereicht hätten. Der Unkrautvernichter wird bei genveränderten Pflanzen eingesetzt, steht aber in Verdacht, Schäden auf konventionell bepflanzten Nachbarfeldern anzurichten.

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Der Agrarkonzern Monsanto wurde zu einer Millionenzahlung verurteilt, weil seine glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittel Krebs verursacht haben sollen. Für die Bayer-Tochter ein Schlag. Das Urteil kann Folgen haben. (11.08.2018)

Kurssturz der Bayer-Aktie: Die Anleger sind geschockt nach einer Verurteilung zu hohem Schadenersatz im Zusammenhang mit einem glyphosathaltigen Unkrautvernichter der neuen US-Tochter Monsanto. (13.08.2018)

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Bayers Aktie hatte bereits am Montag einen heftigen Schlag bekommen, nachdem ein Gericht in den USA den Agrarkonzern Monsanto zur Zahlung von 290 Millionen Dollar an den krebskranken Hausmeister Dewayne Johnson verurteilt hatte. Dieser führte seine Erkrankung auf das Herbizid Glyphosat zurück, Monsanto bestreitet aber einen Zusammenhang. Tausende weitere Krebspatienten haben deshalb haben Klage gegen Monsanto eingereicht.

Bayer und Monsanto wollen gemeinsam streiten

Monsanto hatte bereits Rechtsmittel gegen das Urteil angekündigt. Bayer kann sich nach der Übernahme des Monsanto-Konzerns nun direkt in den Rechtsstreit um dessen Unkrautvernichter Glyphosat einschalten. Das Unternehmen habe jetzt die Möglichkeit, sich aktiv in die Verteidigung bei den Glyphosat-Verfahren einzubringen, erklärte der Konzern am Donnerstag.

“Glyphosat ist nicht verantwortlich”

In einer Pressemitteilung legte der Leverkusener Bayer-Konzern seine Sicht der Dinge klar. Bayer ist darin “der Auffassung, dass die Entscheidung der Jury im Widerspruch zu bestehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen, jahrzehntelangen praktischen Erfahrungen und den Einschätzungen von Regulierungsbehörden weltweit steht”.

Was den Ausgang weiterer möglicher Gerichtsverfahren angeht, zeigt sich der Konzern sehr zuversichtlich: “Bayer ist davon überzeugt, dass die Gerichte im weiteren Verfahrensverlauf zu dem Ergebnis kommen werden, dass Monsanto und Glyphosat für die Erkrankung von Herrn Johnson nicht verantwortlich sind.”

Dieser umstrittene Glyphosat-haltige Unkrautvernichter aus dem Hause Monsanto könnte Bayer teuer zu stehen kommen.

Integration erst ohne Bayers “Digital Farming” möglich

Die Leverkusener können nun mit der Integration des übernommenen US-Saatgutunternehmens Monsanto beginnen. Mit dem nun vollzogenen Verkauf von Geschäftsteilen an den deutschen Konkurrenten BASF sind die Voraussetzungen erfüllt, wie Bayer mitteilte. Das Unternehmen ist bereits seit dem 7. Juni alleiniger Eigentümer von Monsanto.

Um die Bedenken der Wettbewerbshüter gegen den 63 Milliarden US-Dollar (55,6 Milliarden Euro) schweren Monsanto-Kauf auszuräumen, trennte sich Bayer unter anderem von seinem Gemüse- und Feldsaatgut-Geschäft, von Aktivitäten im Bereich “Digital Farming” sowie vom weltweiten Geschäft mit dem Unkrautbekämpfungsmittel Glufosinat-Ammonium.

Bayer erwartet weiterhin von 2019 an einen positiven Beitrag von Monsanto zum bereinigten Ergebnis je Aktie, der von 2021 an im zweistelligen Prozentbereich liegen soll. Von 2022 an sind dann jährliche Beiträge zum Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen aus Einsparungen im Zuge des Deals in Höhe von 1,2 Milliarden US-Dollar geplant.

dk/hb (dpa, rtr, afp, Bayer AG)