Russland: Verkaufsrekord bei Lada-Autos

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Der russische Automobilhersteller Lada gibt an, seinen Absatz deutlich gesteigert zu haben, nicht nur in Russland, sondern auch im Ausland. Was ist an den Zahlen dran und wer kauft eigentlich Lada-Autos?

Jeep Lada 4×4 – ein beliebtes Lada-Modell in Deutschland

AwtoWAS ist Russlands größter Hersteller von Personenkraftwagen. Die produzierten Autos werden unter dem Markennamen Lada vertrieben. Nun vermeldet AwtoWAS im Juli Rekordverkäufe. So seien im ersten Halbjahr 2018 fast 170.000 Lada-Autos und leichte Nutzfahrzeuge auf dem Inlandsmarkt verkauft worden. Das übertrifft  die Zahlen des Vorjahres um mehr als 21,1 Prozent.

Die Steigerung des Verkaufs im Ausland liegt nach Angaben von AwtoWAS bei 64 Prozent. Doch bei genauem Hinsehen fallen die Zahlen etwas bescheidener aus. Denn außerhalb Russlands wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit 16.592 Autos zehn Mal weniger verkauft als auf dem heimischen Markt.

Insgesamt werden Lada-Autos in mehr als 30 Länder exportiert. Die Hauptabsatzmärkte sind Weißrussland und Kasachstan, wo im ersten Halbjahr 2018 über 10.000 Fahrzeuge verkauft wurden. Beide Länder gehören mit Russland, Armenien und Kirgisistan der Eurasischen Wirtschaftsunion an. Ladas sind aber auch in anderen Ex-Sowjetrepubliken beliebt, insbesondere in Usbekistan. Laut AwtoWAS wurden in diesem Jahr drei neue Märkte betreten: Kuba, Chile und Tunesien.

Wie läuft der Verkauf in der EU?

Zwischen Januar und Juli ist der Verkauf von Lada-Autos in der EU um 10,7 Prozent gestiegen. Doch dabei handelte es sich nur um 2770 Neuwagen. Sie erreichten damit einen Anteil von 16,7 Prozent an allen Exporten der Marke im ersten Halbjahr. “Trotz der Steigerung sind die Verkaufsmengen russischer Autos in der Europäischen Union sehr gering”, stellt die russische Agentur “Autostat” fest. Am gesamten Verkauf von Neuwagen in der EU hat Lada nur einen Anteil von 0,035 Prozent.

Lada Vesta steht auf der Liste der TOP-100-Bestseller in Europa

Als Durchbruch bewerteten russische Medien auch den Aufstieg des Lada-Modells Vesta auf der Liste der TOP-100-Bestseller in Europa. Laut dem Webportal “focus2move” konnte sich das Modell im Laufe des Jahres im Ranking von dem 72. Platz auf den 56. verbessern. Zwar stimmen Berichte, wonach Lada europaweit im ersten Halbjahr 2018 über 52.000 Vesta-Modelle verkaufen und den Absatz innerhalb von sechs Monaten um fast 50 Prozent steigern konnte. Doch wurde dabei meist nicht angegeben, dass es sich nicht um den EU-Markt allein handelt. Bei dem Europa-Ranking werden auch die Verkaufszahlen aus nicht EU-Ländern berücksichtigt, darunter aus Russland, der Ukraine, der Türkei und anderen Ländern Mittel- und Osteuropas.

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Der wichtigste Wettbewerbsvorteil

Die Steigerung der Verkaufszahlen vor allem beim Modell Vesta hat nichts damit zu tun, dass bei AwtoWAS inzwischen ausländische Manager sitzen sowie Renault und Nissan zu den Aktionären gehören. Davon ist Andrej Toptun, Experte der Agentur “Autostat”, überzeugt. “Der Vesta ist nicht das Werk des neuen Managements”, betonte er im Gespräch mit der DW und fügte hinzu, dass das Modell noch vor 2005 entworfen worden sei. Daher sei der Vesta ein Verdienst der Führung von AwtoWas in den Jahren 2009 bis 2013.

Toptun sagte, der wichtigste Wettbewerbsvorteil des Autos sei dessen niedriger Preis. Laut dem Experten fanden einige Modelle von AwtoWAS sogar in der Sowjetzeit vor 1991 in Europa Abnehmer. Damals sei das Modell “Niva” sehr beliebt gewesen. Es sei sogar in Australien und Neuseeland verkauft worden.

Händler, Preise und Käufer in Deutschland

Deutschlandweit werden Lada-Autos von 240 Händlern angeboten. In Österreich seien es 40,  so Bernd Haack von der LADA Automobile GmbH im Gespräch mit der DW. Sein Unternehmen ist unabhängig von AwtoWAS und vertreibt in Deutschland fünf Lada-Modelle. Ein Vesta im Basismodell kostet rund 12.000 Euro und in der Standardausführung rund 15.000.

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Die Lada-Diplomatie

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Die Lada-Diplomatie

Aber von einer großen Nachfrage nach Lada-Autos in Deutschland kann keine Rede sein. Maik Wehmeyer vom Kölner Autohaus Alard sagte der DW, 2017 seien bei ihm nur 40 Lada-Autos verkauft worden. Die Käufer, meist Vertreter älterer Generationen, hätten vor allem ein neues Auto zu einem niedrigen Preis gesucht. Viele seien Einwanderer aus Russland und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Laut Wehmeyer ist unter Förstern und Jägern noch das Lada-Modell 4×4 beliebt.