Who the f… is Otto?

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Im Ausland kennt ihn kaum jemand, in Deutschland die meisten. Anfang der 1970er wurde der Komiker Otto Waalkes mit Wortspielen, Liedern, Situationskomik und zeitkritischen Anspielungen zum Star. Jetzt ist er 70.

Die Briten machen Witze über die Deutschen, die Schweizer machen Witze über die Österreicher und die Deutschen machen Witze über… die Ostfriesen. Dass nun einer der bekanntesten Komiker Deutschlands aus eben dieser Region stammt, ist als Steilvorlage zu verstehen. So nennt sich Otto selbst auch gerne den “ostfriesischen Götterboten”

Otto, der Ostfriese

Mit Musik und Komik gleich hinterm Deich hatte alles begonnen. Schon früh fiel das komische Talent des kleinen “Ottje” auf, aber auch seine Liebe zur Gitarre. Seine Eltern machten ihm mit ihrer Namenswahl das größte Geschenk: “Otto! Gibt es einen besseren Namen für einen Komiker? Ich behaupte, nein”, ist er sich sicher.

“Kleinhirn an alle”: die Otto-Biografie

“Otto, von hinten wie von vorne lesbar, auf Plakaten von ferne zu entziffern und wunderbar im Chor zu rufen”, schreibt der Komiker in seiner Biografie, die in Deutschland weit oben in den Bestsellerlisten rangiert. Mit dem Buch unter dem Titel “Kleinhirn an alle” sei sein größter Wunsch in Erfüllung gegangen, sagt Otto: “Endlich ein Buch, das nur von mir handelt.”

Das Markenzeichen Ottos, der Ottifant, hat eine eigene Briefmarke

Mitte der 60er Jahre hatte der passionierte Gitarrenspieler erste Auftritte mit der Band The Rustlers. Bei den Auftritten als Komiker begleitet sich Otto bis heute meist selbst mit der Gitarre. Der Komiker, der eigentlich Musik machen wollte, lebte im Hamburg der 70er Jahre mal in einer WG mit Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen. Die Gags und Sprüche des Blonden mit den schütteren Spaghetti-Haaren kamen jedoch besser an – der Anfang für eine Blödel-Karriere, die den Humor der Deutschen prägte. 

Erfolgreicher Blödel-Barde

Otto erfand verschiedene Charaktere wie etwa den Reporter Harry Hirsch, Susi Sorglos, Oberförster Pudlich, Frau Suhrbier, Robin Hood, den Rächer der Enterbten. Mit seiner vielseitigen Stimme punktet er bis heute, etwa wenn er dem tapsigen Faultier “Sid” im Animationsfilm “Ice Age” seine Stimme und Charakter verleiht. Die amerikanische Produktion steuert mittlerweile auf die siebte Fortsetzung zu.

Hat Ottos Stimme: Faultier Sid in “Ice Age”

1973 bekam Otto eine eigene TV-Show. Sie lief bis Anfang der 80er etwa einmal im Jahr und war ein Hit. Der unermüdliche wendige Ostfriese wurde zum Phänomen, seine Gags Kulturgut. Der Ostfriese schwamm vor allem in den 70er und 80er Jahren auf der Erfolgswelle, holte sich Goldene Schallplatten und Preise, brach auf der Leinwand mit “Otto – Der Film” 1985 Besucherrekorde.

Sinn und Unsinn

Ans Aufhören denkt Otto auch nicht, er sei “geboren um zu blödeln” und sein Verfallsdatum habe der Otto-Humor noch nicht erreicht. Im Buch definiert er ihn so: “Nonsens ist ja kein reiner Schwachsinn, es ist ein verweigerter Sinn. Der Betrachter wird in ein scheinbar stabiles Sinngebäude gelockt – und dann lassen wir ihn voll gegen die Wand laufen.”

Heute lebt Otto in Hamburg, inzwischen zweimal geschieden und seit 1987 Vater eines Sohnes. In der Hansestadt soll im September auch die große Otto-Ausstellung eröffnen, die bis dahin in Frankfurt/Main Werke des Malers und Comiczeichners zeigt. In seiner niedersächsischen Heimatstadt Emden hat er mit rund 2000 Prominenten und Bürgern seinen 70. Geburtstag gefeiert. Und die Stadt wird ihren berühmten Sohn zum Ehrenbürger machen. 

Lebenstraum Wacken

Aber der Friesenjung, der von Emden in die Showwelt zog und zum Alleinunterhalter der Nation wurde, hat auch mit 70 noch mehr vor. Ordentlich krachen lassen möchte er es Anfang August beim Heavy-Metal-Festival in Wacken. Erstmals ist er dabei und will zeigen, dass seine Gitarre mehr kann als nur “Drunt im Tal, da sitzt das kleine Ottili”. Mit dem Hubschrauber sei er mal über den Wacken-Acker geflogen und habe das Headbanging-Meer “aus zigtausend Hardrockschädeln in Bewegung gesehen”. Die will auch er zum Wogen bringen: “Die Mondscheinsonate werde ich nicht bratschen.”