Worpswede – Vom Bauerndorf zur Inspirationsquelle

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Am Wochenende feiert der als Künstlerdorf bekannte Ort Worpswede bei Bremen sein 800-jähriges Bestehen. Die Zahl der Ateliers, Museen und Kunstvereine in Worpswede ist beachtlich.

  • Künstlerkolonie Worpswede: Vom Bauerndorf zur Inspirationsquelle

    “Heuernte im Moor” (1910)

    Weite Landschaften, der endlose Himmel und das Licht locken zur Zeit der Industrialisierung und technischem Fortschritt viele Künstler nach Worpswede. 1889 gründen sie dort eine Künstlerkolonie. Wo sonst Moorbauern mit ihren Torfkähnen durch die Kanäle schippern, wollen die Aussteiger in Gemeinschaft leben und arbeiten. Otto Modersohn, von dem dieses Bild stammt, ist einer der Mitbegründer.

  • Künstlerkolonie Worpswede: Vom Bauerndorf zur Inspirationsquelle

    “Selbstbildnis vor blühenden Bäumen” (1903)

    Paula Modersohn-Becker, hier ein Selbstporträt, besucht bei einem Sonntags-Ausflug das Dorf im Teufelsmoor in der Nähe von Bremen. Beeindruckt von der Abgeschiedenheit der neuen Künstlerkolonie entscheidet sie sich zu bleiben. Bei Fritz Mackensen, einem der Gründer der Künstlerkolonie, nimmt sie Zeichen- und Malunterricht. Den Maler Otto Modersohn wird sie später heiraten.

  • Künstlerkolonie Worpswede: Vom Bauerndorf zur Inspirationsquelle

    “Schützenfest in Worpswede” (1904)

    Mit ihrer expressionistischen Malerei, wofür Paula gern bäuerliche Motive verwendet, ist die Künstlerin Modersohn-Becker ihrer Zeit weit voraus. Das gefällt nicht allen: Rainer Maria Rilke, verheiratet mit der Worpsweder Bildhauerin Clara Westhoff, beschreibt die befreundete Künstlerin in einem Brief als “rücksichtslos geradeaus malend”. Heute gilt Paula als eine Wegbereiterin der Moderne.

  • Künstlerkolonie Worpswede: Vom Bauerndorf zur Inspirationsquelle

    “Weyerberg mit Sommerwolken” (1899)

    Wo früher der Landschaftsmaler Hans am Ende – hier ein Gemälde von ihm – arbeitete, gibt es heute ein Hotel und auf der Terrasse Kaffee im Kännchen und Sahnetorte. Hans am Ende wohnte direkt neben dem Barkenhoff, den Heinrich Vogeler zum Zentrum der Künstlerkolonie ausbaut. In Vogelers vom Jugendstil geprägten Bilder taucht Worpswede eher in hellen Farben auf.

  • Künstlerkolonie Worpswede: Vom Bauerndorf zur Inspirationsquelle

    “Abendstimmung im Moor” (1900)

    An der Kunstakademie lernt Carl Vinnen (Bild) Mackensen und Modersohn kennen. Sie gründen die Künstlervereinigung Worpswede, um die Kunst der Kolonie besser in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Als Paula Modersohn 1899 das Dorf verlässt, geht auch Vinnen weg. Vogeler wandelt sich zum Kommunisten, Mackensen sympathisiert mit völkischen, antisemitischen Organisationen – die Gemeinschaft bröckelt.

  • Künstlerkolonie Worpswede: Vom Bauerndorf zur Inspirationsquelle

    “Abend im Moor” (1896)

    Nicht alle, die nach Worpswede zum Malen kommen, bleiben dort. Fritz Overbeck wird von Otto Modersohn überredet, Mitglied der Künstlerkolonie zu werden. Nach knapp zehn Jahren zieht der Maler im Jahr 1905 jedoch wieder weg – es kommen ihm zu viele Besucher in das Dorf. Der touristische Trubel stört seine Arbeitsruhe, in der Bilder wie dieses vom abendlichen Moor in Worpswede entstehen.

  • Künstlerkolonie Worpswede: Vom Bauerndorf zur Inspirationsquelle

    “Das Konzert oder Sommerabend auf Barkenhoff” (1905)

    Dieses Gemälde von 1905 ist das berühmteste Werk von Heinrich Vogeler. Was auf den ersten Blick nach Idylle aussieht, lässt sich auch als Abgesang auf die Künstlerkolonie interpretieren: Beziehungen zwischen den Gemalten sind kaum zu erkennen. Die Gemeinschaft der ersten Künstler-Generation in Worpswede war damals schon zerbrochen. Heute leben rund 130 Künstler in dem 5000-Einwohner-Ort.

    Autorin/Autor: Laura Döing


  • Künstlerkolonie Worpswede: Vom Bauerndorf zur Inspirationsquelle

    “Heuernte im Moor” (1910)

    Weite Landschaften, der endlose Himmel und das Licht locken zur Zeit der Industrialisierung und technischem Fortschritt viele Künstler nach Worpswede. 1889 gründen sie dort eine Künstlerkolonie. Wo sonst Moorbauern mit ihren Torfkähnen durch die Kanäle schippern, wollen die Aussteiger in Gemeinschaft leben und arbeiten. Otto Modersohn, von dem dieses Bild stammt, ist einer der Mitbegründer.

  • Künstlerkolonie Worpswede: Vom Bauerndorf zur Inspirationsquelle

    “Selbstbildnis vor blühenden Bäumen” (1903)

    Paula Modersohn-Becker, hier ein Selbstporträt, besucht bei einem Sonntags-Ausflug das Dorf im Teufelsmoor in der Nähe von Bremen. Beeindruckt von der Abgeschiedenheit der neuen Künstlerkolonie entscheidet sie sich zu bleiben. Bei Fritz Mackensen, einem der Gründer der Künstlerkolonie, nimmt sie Zeichen- und Malunterricht. Den Maler Otto Modersohn wird sie später heiraten.

  • Künstlerkolonie Worpswede: Vom Bauerndorf zur Inspirationsquelle

    “Schützenfest in Worpswede” (1904)

    Mit ihrer expressionistischen Malerei, wofür Paula gern bäuerliche Motive verwendet, ist die Künstlerin Modersohn-Becker ihrer Zeit weit voraus. Das gefällt nicht allen: Rainer Maria Rilke, verheiratet mit der Worpsweder Bildhauerin Clara Westhoff, beschreibt die befreundete Künstlerin in einem Brief als “rücksichtslos geradeaus malend”. Heute gilt Paula als eine Wegbereiterin der Moderne.

  • Künstlerkolonie Worpswede: Vom Bauerndorf zur Inspirationsquelle

    “Weyerberg mit Sommerwolken” (1899)

    Wo früher der Landschaftsmaler Hans am Ende – hier ein Gemälde von ihm – arbeitete, gibt es heute ein Hotel und auf der Terrasse Kaffee im Kännchen und Sahnetorte. Hans am Ende wohnte direkt neben dem Barkenhoff, den Heinrich Vogeler zum Zentrum der Künstlerkolonie ausbaut. In Vogelers vom Jugendstil geprägten Bilder taucht Worpswede eher in hellen Farben auf.

  • Künstlerkolonie Worpswede: Vom Bauerndorf zur Inspirationsquelle

    “Abendstimmung im Moor” (1900)

    An der Kunstakademie lernt Carl Vinnen (Bild) Mackensen und Modersohn kennen. Sie gründen die Künstlervereinigung Worpswede, um die Kunst der Kolonie besser in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Als Paula Modersohn 1899 das Dorf verlässt, geht auch Vinnen weg. Vogeler wandelt sich zum Kommunisten, Mackensen sympathisiert mit völkischen, antisemitischen Organisationen – die Gemeinschaft bröckelt.

  • Künstlerkolonie Worpswede: Vom Bauerndorf zur Inspirationsquelle

    “Abend im Moor” (1896)

    Nicht alle, die nach Worpswede zum Malen kommen, bleiben dort. Fritz Overbeck wird von Otto Modersohn überredet, Mitglied der Künstlerkolonie zu werden. Nach knapp zehn Jahren zieht der Maler im Jahr 1905 jedoch wieder weg – es kommen ihm zu viele Besucher in das Dorf. Der touristische Trubel stört seine Arbeitsruhe, in der Bilder wie dieses vom abendlichen Moor in Worpswede entstehen.

  • Künstlerkolonie Worpswede: Vom Bauerndorf zur Inspirationsquelle

    “Das Konzert oder Sommerabend auf Barkenhoff” (1905)

    Dieses Gemälde von 1905 ist das berühmteste Werk von Heinrich Vogeler. Was auf den ersten Blick nach Idylle aussieht, lässt sich auch als Abgesang auf die Künstlerkolonie interpretieren: Beziehungen zwischen den Gemalten sind kaum zu erkennen. Die Gemeinschaft der ersten Künstler-Generation in Worpswede war damals schon zerbrochen. Heute leben rund 130 Künstler in dem 5000-Einwohner-Ort.

    Autorin/Autor: Laura Döing


Es ist klein, mit Kunst gespickt und reich an architektonischen und landschaftlichen Blickfängen: Worpswede. Die Ortschaft vor den Toren Bremens feiert an diesem Wochenende ihren 800. Geburtstag.

“Worpensweede” hieß ursprünglich der Name der lange Zeit weltabgeschiedenen Siedlung aus acht großen Bauernhöfen, die 1218 erstmals urkundlich erwähnt wurden. Das soll vor allem im alten Ortskern rund um das reetgedeckte Rathaus gefeiert werden.


  • Inspirierende Landschaften

    Künstlerkolonie Worpswede

    Einen repräsentativen Querschnitt der schönsten Werke der Worpsweder Maler wird heute im Barkenhoff gezeigt. Damals war der Hof der zentrale Treffpunkt der Künstlergemeinschaft. Sie wagte nicht nur künstlerische Expermente, sondern erprobte auch freiere, alternative Lebensformen. Zu den Künstlern gehörten u.a. Paula Modersohn-Becker, Fritz Overbeck oder Carl Vinnen.


  • Inspirierende Landschaften

    Das Teufelsmoor

    Worpswede liegt inmitten des Teufelsmoors, eine spröde Landschaft mit eigenwilliger Schönheit unweit von Bremen. Bekannt wurde der Ort durch die Künstlerkolonie, die hier 1889 gegründet wurde. Die Sehnsucht nach ländlichen Motiven und nach schlichtem bäuerlichen Leben einte die Vertreter des Jugendstils, des Impressionismus und Expressionismus, die in Worpswede eine künstlerische Heimat fanden.


  • Inspirierende Landschaften

    Elbsandsteingebirge

    Die Maler des 18. Jahrhunderts entdeckten als erste das Mittelgebirge südöstlich von Dresden. Sie hielten die bizarren Felsen und tiefe Schluchten, die weiten Ebenen mit ihren gewaltigen Tafelbergen in ihren Werken fest. Ihnen folgte die künstlerische Avantgarde Europas und machte die Sächsische Schweiz endgültig zum Sehnsuchtsort der Romantiker.


  • Inspirierende Landschaften

    Romantische Verklärung

    1786 verewigt der Schweizer Adrian Zingg in diesem Bild ein markantes Felsentor im Elbsandsteingebirge. Der Maler war ein Wegbereiter der Dresdner Romantik. In seinen Landschaftsdarstellungen treffen große Detailfreudigkeit und romantische Verklärung aufeinander. Der Ort im Bild heißt Kuhstall und ist heute Teil des Malerwegs, der die Landschaft touristisch erschließt.


  • Inspirierende Landschaften

    Rügen

    An der Ostseeküste wuchs einer der bedeutendsten Maler und Zeichner der deutschen Früh-Romantik auf: Caspar David Friedrich. Schon als junger Mann begeisterte er sich für die Landschaft seiner Heimat. Immer wieder zog es den Künstler auf die Insel Rügen mit ihren strahlen weißen Kreidefelsen. Rügen ist die größte deutsche Insel, Teile der Landschaft gehören zum UNESCO-Welterbe.


  • Inspirierende Landschaften

    Idealisierte Natur

    Die Steilküste inspiriert Caspar David Friedrich 1818 zu diesem Gemälde. Es zählt heute zu den wichtigsten Werken der deutschen Romantik. Wie viele seiner Zeitgenossen findet Friedrich in der Natur einen Rückzugsort, den er in seinen Bildern idealisiert. Noch immer wird gerätselt, wo genau Friedrich dieses Motive gemalt hat, denn die Erosion verändert die Kreidefelsen permanent.


  • Inspirierende Landschaften

    Das Blaue Land

    Berge, Moorlandschaften und Seen – das ist die Region rund um Murnau, die auch das Blaue Land genannt wird. 1908 entdecken Wassily Kandinsky und seine Lebensgefährtin Gabriele Münter diese idyllische Landschaft für sich. Hier gründet Kandinsky die Künstlergruppe “Der Blaue Reiter”.


  • Inspirierende Landschaften

    Der Blaue Reiter

    Mit kräftigen Farben wie in diesem Gemälde von 1909 setzt Kandinsky der bayerischen Landschaft ein Denkmal. In Murnau, das er als “glücklichen Schlupfwinkel” bezeichnet, findet er zu seiner expressionistischen Malweise und beginnt den Weg in die Abstraktion.


  • Inspirierende Landschaften

    Ein Garten am Wannsee

    In seinem Sommerhaus am Ufer des Wannsees in Berlin entfloh der Maler Max Liebermann der Hektik der Großstadt. Seinen Garten, der nach seinen Ideen gestaltet wurde, liebte er über alles. Im Obergeschoss der Villa befand sich Liebermanns Atelier. Garten und Villa sind Motive in vielen seiner impressionistischen Werke.


  • Inspirierende Landschaften

    Meister des Lichts

    Liebermann gehörte zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Impressionismus. Über 200 Werke sind hier am Wannsee entstanden. Etwa 40 seiner Gemälde werden heute in der Liebermann-Villa gezeigt. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht sein Garten im Wechselspiel des Lichts. Seit 2006 ist die Villa der Öffentlichkeit als Museum zugänglich.


  • Inspirierende Landschaften

    Norddeutsche Weite

    In dem kleinen Ort Seebüll nahe der Grenze zu Dänemark schufen sich Emil Nolde und seine Frau ein privates Refugium mit Wohnhaus, Atelier und großem Garten. Der Garten war Gegenstand und Inspiration für viele von Noldes farbintensiven Aquarellen. Emil Nolde war einer der führenden Maler des Expressionismus.


  • Inspirierende Landschaften

    Expressionistisches Leuchten

    Die Bauerngärten mit ihren üppigen Blumenbeeten faszinierten Nolde ebenso wie die Lichtstimmungen über der Marschlandschaft des Nordens. In seinen Aquarellen bringt er das Wesen der Landschaft zum Leuchten. Beim Betrachten glaubt man sich eher in den sonnigen Süden versetzt als in den doch so oft recht grauen Norden.

    Autorin/Autor: Anne Termèche


Inszenierungen von professionellen Darstellern in historischen Kostümen sollen die historische Urkunden-Übergabe noch einmal lebendig werden lassen. Vorführungen mit originalgetreuem Gerät beleuchten die mittelalterliche Welt, wie sie für das Leben der Worpsweder vor Jahrhunderten typisch war. Demonstriert werden unter anderem Fischfang, Viehhaltung und Textilherstellung. Eine Freiluft-Ausstellung präsentiert die Meilensteine der Ortsgeschichte.

Worpswede ist heute weltweit als Künstlerdorf bekannt. “Worpswede als Ort ist einzigartig, nicht nur in Deutschland”, sagt Jörg van den Berg, Künstlerischer Leiter der örtlichen Kunsthalle. “Wo sonst gibt es eine 5000-Einwohner-Ortschaft mit einer eigenen Museumslandschaft und einer eigenen Kunstgeschichte?”

Vor rund 130 Jahren hatten drei junge Maler aus Düsseldorf in dem kleinen Dorf nördlich von Bremen ihren Urlaub verbracht und sich in den weiten Horizont und die raue Landschaft um Worpswede verliebt. 1889 gründeten sie eine Künstlerkolonie.

Gemälde “Sommerabend” oder “Das Konzert” (1905) von Heinrich Vogeler

Der Barkenhoff wurde zum kreativen Zentrum des Ortes. Der Künstler und Sozialist Heinrich Vogeler hatte die alte Bauernkate 1895 gekauft und im Jugendstil umgestaltet. Er war einer der ersten, der den Kolonie-Gründern Fritz Mackensen, Hans am Ende und Otto Modersohn folgte und sich in Worpswede niederließ.

Künstlerwohnhaus “Käseglocke” von 1926 in Worpswede

Die Zahl der Ateliers, Museen und Kunstvereine in diesem Ort ist beachtlich. Noch immer arbeiten in Worpswede Maler, Bildhauer und Grafiker. “Worpswede ist eine lebendige Künstlerkolonie”, sagt die Kulturbeauftragte Klaudia Krohn. Rund 130 Künstler und Kunsthandwerker leben in der Gemeinde. Sie führen fort, was die Gründer damals in dem Dorf begannen, als sie die Landschaft und den weiten Himmel zu einer Quelle ihrer Kunst machten.

is/ks (epd, dpa, dw)