Deutsche Bank besteht Stresstest in den USA

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Die US-Tochter der Deutschen Bank schafft den ersten Teil eines Belastungstests der US-Notenbank Fed. Der Druck durch die Ratingagenturen bleibt trotzdem hoch. Und die entscheidende Runde des Stresstests steht noch aus.

Die Deutsche Bank hat den ersten Teil des US-Stresstests für große Geldinstitute bestanden. Wie die US-Notenbank am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte, erfüllte die US-Tochter DB USA Corporation die Vorgaben deutlich. Das größte deutsche Geldhaus erklärte, dass selbst in einem sehr negativen Szenario die harte Kernkapitalquote (CET1) nicht unter 12,2 Prozent fallen und damit den Mindestwert von 4,5 Prozent deutlich übertreffen würde. Auch für alle anderen Kapitalquoten seien die Mindestwerte übertroffen worden. Den zweiten Teil der Belastungsprobe will die Fed am Donnerstag kommender Woche veröffentlichen. Er gilt als die größere Hürde.

Bei dem Test wurde simuliert, wie sich ein extremer Wirtschaftsabschwung mit einer Arbeitslosenquote von zehn Prozent auf die Kapitalpolster der Banken auswirken würde. Solche Simulationen werden seit der Finanzkrise vor zehn Jahren regelmäßig von den Aufsehern in vielen Ländern durchgespielt – in Deutschland und Europa von der Europäischen Zentralbank.

Die Deutsche Bank gehört zur Gruppe von Instituten, die von den Aufsehern wegen ihrer Größe, ihrer Vernetzung innerhalb des Finanzsystems und wegen ihrer Geschäfte besonders kritisch unter die Lupe genommen werden. Vor einigen Jahren bezeichnete der Internationale Währungsfonds das Frankfurter Geldhaus sinngemäß als riskanteste Bank der Welt. Vor allem ihr Derivatebestand im sogenannten Handelsbuch gilt vielen Experten als sehr riskant.

Der seit April amtierende Vorstandschef Christian Sewing hat dem Institut eine umfassende Rosskur verordnet. Er will er sich künftig stärker auf Geschäfte in Deutschland und Europa konzentrieren und hat insbesondere in den USA und am Standort London zahlreiche Stellen im zuletzt schwächelnden Investmentbanking gestrichen.

Fitch senkt Ausblick

Die US-Ratingagentur Fitch hat unterdessen ihren Ausblick für die Deutsche Bank von “stabil” auf “negativ” gesenkt. Dies spiegle das substanzielle Risiko für das Geldhaus bei der Umsetzung seiner Restrukturierung wider, erklärte Fitch am Donnerstag. Die Rating-Experten gehen davon aus, dass ein Versagen bei der Stärkung des Geschäftsmodells zu einer Herabstufung führen würde. Das Rating von “BBB+” wurde aber nicht angetastet. Eine Deutsche-Bank-Sprecherin lehnte am späten Abend eine Stellungnahme ab.

Vor etwa drei Wochen hatte Standard & Poor’s ihre Bonitätsnote des größten deutschen Geldhauses gesenkt: Die Bewertung der Kreditwürdigkeit wurde um eine Stufe auf “BBB+” von “A-” gekappt. Moody’s hatte Ende April den Ausblick für das langfristige Einlagenrating von “stabil” auf “negativ” gesenkt. Bei einer Herabstufung drohen dem Geldhaus höhere Finanzierungskosten. Für Banken spielen diese eine wichtige Rolle: Je günstiger sie sich refinanzieren können, desto höher sind die Margen bei den ausgereichten Krediten.

Entscheidende Stresstest-Ergebnisse stehen noch aus

Spannend wird es in einer Woche, wenn die Fed die Ergebnisse des zweiten und ausführlicheren Teils ihres im Zuge der Finanzkrise von 2008 eingeführten Stresstests veröffentlicht. Hier kommen auch die internen Kontrollen und das Risikomanagement der Banken auf den Prüfstand. Die Deutsche Bank könnte dabei Schwierigkeiten bekommen, laut Medienberichten wurde der US-Ableger des Geldhauses von der Fed bereits als Problemfall eingestuft. Das Institut war schon 2015 und 2016 durch den Stresstest gefallen und musste seitdem mehrere hohe Strafen wegen verschiedener Regelverstöße in den USA zahlen.

tko/hb (rtr, dpa)