Dirigent Enoch zu Guttenberg ist tot

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Der Leiter zweier Musikensembles und der Herrenchiemsee Festspiele war eine viel beachtete Figur im deutschen Musikleben. Nach Angaben seiner Söhne verstarb er nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren.

Enoch zu Guttenberg starb am Freitag (15.06.2018) an seinem Wohnort in München. Sein Tod kam unerwartet: Sein Terminkalender für die kommenden Wochen und Monate war noch prall gefüllt.

Zu Guttenberg leitete das Orchester KlangVerwaltung und die Chorgemeinschaft Neubeuern und gab mit beiden Klangkörpern Gastspiele etwa im Amsterdamer Concertgebouw oder beim Hongkong Musikfestival. Er war ein international beachteter Dirigent vor allem der geistlichen Musik.

Seine Aufführungen der Passionen und des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach waren Fixpunkte auf dem Terminkalender seiner Fans. Zu Guttenberg war auch ein gefragter Gastdirigent etwa der Berliner Staatskapelle oder der Bamberger Symphoniker.

Umweltschützer und moralische Instanz

Der Prachtbau im Schloss Herrenchiemsee gehört zu den markantesten Festspielorten in Deutschland

Enoch zu Guttenberg wurde am 29. Juli 1946 in Guttenberg geboren, einem Dorf mit weniger als 500 Einwohnern im oberfränkischen Landkreis Kulmbach. Er war Abkömmling eines seit dem 12. Jahrhundert dort ansässigen Adelsgeschlechts. Oft war er in der Gegend um das Dorf auf Ausflügen mit seiner Kutsche zu sehen. Der Musiker war der Vater des deutschen Politikers und ehemaligen Verteidigungsministers Karl Theodor zu Guttenberg.

Im Jahr 2000 wurde zu Guttenberg Intendant des Herrenchiemsee Festivals, das im gleichnamigen Schloss des bayerischen Königs Ludwig II. aus dem 19. Jahrhundert stattfindet. Auch 2018 sollte er dort wieder als Dirigent auftreten.

Für seine Aufnahme einer Sinfonie von Anton Bruckner erhielt Zu Guttenberg einen Echo Klassik, gab den Preis jedoch aus Protest zurück – wegen eines Skandals um zwei Preisträger und deren antisemitische Texte.

1975 war er Mitbegründer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). 2012 verließ er ihn jedoch wieder – aus Protest gegen den Einsatz des Verbandes für Windkraftanlagen.

rf/nf (dpa, kna, epd)