Wie ein Song zum Hit wird

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Man nehme eine fröhliche, tanzbare Melodie, lässt sie von einer Frau singen und schon hat man einen Hit? Ganz so einfach ist es nicht, zeigt eine Studie aus Kalifornien. Trotzdem ist an der “Hitformel” etwas dran.

Amy Winehouse

Seit Jahren werden in diversen Fernsehformaten die entsprechenden Superstars gesucht und längst ist klar, allein auf die Stimme kommt es nicht an. Das Gesamtpaket muss stimmen. Deshalb beschäftigt die Frage nach einer “Hitformel” nicht nur Musiker und Produzenten, sondern auch Verhaltensforscher, Linguisten, Psychologen und – Mathematiker.

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Für eine Studie der University of California hat ein Team um die Mathematikerin Natalia Komarova über 500.000 Titel analysiert, die zwischen 1985 und 2015 in Großbritannien veröffentlicht wurden. Natalia Komarova wollte der Frage nach der Hit-Tauglichkeit mathematisch auf den Grund gehen. Dabei griff sie auf Chart-Platzierungen und freie Musikdatenbanken wie “Musicbrainz” und “Accousticbrainz” zurück. Erfasst werden dort Timbre und Tonalität eines Titels sowie Tanzbarkeit, Stimmung und das Geschlecht der Sänger.

Party-Hits erfolgreicher als Rocksongs

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Den Erfolg der Songs las sie an den Platzierungen in den Charts ab. Demnach sind in den letzten 30 Jahren zwar immer mehr traurige Songs veröffentlicht worden, aber die Chartbreaker haben sich dem Trend widersetzt. Laut Studie seien die erfolgreichen Songs fröhlicher, hätten ein heiteres Timbre und seien tanzbare Party-Hits. Ein Zufall, dass diese Ergebnisse gerade nach dem Sieg der Powerfrau Netta beim Eurovision Song Contest veröffentlicht werden? Pop und Dance gehören zu den populärsten Genres. Der Erfolg von Rocksongs nehme seit den frühen 2000er Jahren dagegen kontinuierlich ab, heißt es in der Studie.

Es gibt also einen Widerspruch zwischen allgemeinen musikalischen Trends und den eigentlichen Chart-Hits. “Erfolg ist schwer zu definieren und zu verallgemeinern”, schreiben die Autoren der Studie in ihrem Fazit. Es sei falsch zu vermuten, dass ein fröhlicher, partytauglicher, weniger entspannter Song, der von einer Frau gesungen werde, automatisch zum Hit würde.

Musikgeschmack ändert sich immer schneller

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Mathematisch lässt sich der Erfolg von Musik also doch nicht vorhersagen. Lediglich, wenn der Künstler bereits populär sei, dann könne die Vorhersagegenauigkeit 85 Prozent betragen. Aber auch das kann sich genauso schnell ändern, wie sich die musikalischen Vorlieben in den vergangenen Jahren verändert haben. Und außerdem: Von all den fröhlichen, tanzbaren Songs auf dem britischen Markt, die ins Erfolgsraster passen, schaffen es jährlich trotzdem nur weniger als vier Prozent überhaupt in die Charts. Auch das ist ein Ergebnis der Studie.

GR/rey (dpa)