Lyriden: Ein leiser Schauer

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Sternschnuppen sind immer wieder spektakulär. Ob die Geminiden, Perseiden oder wie gerade die Lyriden regnen – sie alle sind zauberhaft. Aber was ist diesmal so besonders? Nun ja, es gibt gute und schlechte Nachrichten.

Mit etwas Glück kann man natürlich das ganze Jahr über hier und da eine Sternschnuppe am Himmel erspähen. Aber es gibt Monate, zu denen der Blick gen Himmel in dieser Hinsicht etwas erfolgsversprechender ist – nämlich wenn sogenannte Meteorströme an uns vorbei blitzen. “Es gibt nur eine Handvoll, die sich von der Erde mit dem bloßen Auge beobachten lassen”, sagt Dominik Elsässer von der Vereinigung der Sternfreunde. Insofern ist der derzeitige Meteorstrom schon etwas besonderes: Vom 25. bis 30. April sind die Lyriden aktiv, die auch April-Lyriden genannt werden – oder schlichtweg: Meteorschauer Nr. 6. 

Woher kommen die Lyriden?

Der Lyridenschauer entstammt dem Sternbild “Leier” (auch “Lyra”). Hier liegt der Radiant des Meteorstroms, damit bezeichnen Astronomen den scheinbaren Ursprung der Sternschnuppen. Die Leier gehört zwar zu den kleineren Sternbildern, trotzdem ist sie von Mai bis Januar leicht am abendlichen Himmel zu finden. Versuchen Sie’s doch mal! Orientieren können Sie sich dabei am Hauptstern des Sternbildes, der auch gleichzeitig einer der hellsten ist: die Wega.

Tatsächlich ist es aber so, dass Sternschnuppen für gewöhnlich von Kometen stammen, die unsere Erdumlaufbahn kreuzen oder gekreuzt haben. Wer es ganz genau wissen möchte: Die Lyriden bestehen aus den Auflösungsprodukten des Kometen C/1861 G1, dessen Bahn die Erde immer um dieselbe Zeit im April kreuzt. Die Teilchen bilden den für uns sichtbaren Kometenschweif.

Augen auf!

Wer nun angefixt ist und ein paar Wünsche loswerden möchte, sollte sich den 22. und 23. April im Kalender notieren. An diesen beiden Tagen wird von Mitternacht bis zur Morgendämmerung das Maximum des Sternschnuppenstroms erwartet, so Elsässer.

Bis zu 20 Meteore pro Stunde sollen dann aufblitzen. Dies mag nun etwas enttäuschend sein, wenn man bedenkt, dass in einer normalen Nacht mit bloßem Auge durchschnittlich fünf bis zehn Meteore – so die wissenschaftliche Bezeichnung für Sternschnuppen – pro Stunde zu sehen sind und bei den größten Meteorschauern wie den Perseiden bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde vorbeihuschen können.

Und huschen trifft hier tatsächlich zu: Bei den Lyriden handelt es sich um schnelle Sternschnuppen, die mit Geschwindigkeiten um 50 Kilometer pro Sekunde – also 180.000 Kilometer pro Stunde – in die Erdatmosphäre eindringen und verglühen. Eine Reise von der Erde zum Mond würde bei dieser Geschwindigkeit nur zwei Stunden dauern. Zum Vergleich: Beim ersten Flug zum Mond von der Erde 1969 waren die Astronauten rund viereinhalb Tage unterwegs.

Meteorströme auf der Südhalbkugel noch wenig erforscht

Grundsätzlich haben auf der Nordhalbkugel alle Menschen die gleiche Chance, Sternschnuppen zu sehen. Etwas anders sieht dies auf der Südhalbkugel aus, erklärt Astrophysiker Dominik Elässer. Natürlich gebe es hier auch Sternbilder und Meteorströme, “die sind aber einfach noch nicht so ausführlich kartiert wie die auf der Nordhalbkugel”. In Zukunft könnte demnach also noch der ein oder andere große Schauer dazukommen.

 

Wer bei den Lyriden keine Sternschnuppe findet, kann sich auf die Perseiden im Juli und August freuen – hier in einer Zeitraffer-Aufnahme aus 2013

Dunkel und früh

Aber zurück zur Beobachtung der Lyriden. “Bei der Wahl der Beobachtungszeit ist so wenig Mondlicht wie möglich immer besser.” Die Voraussetzungen dafür sind gut. Denn “das Maximum des Sternschnuppenstroms wird bei zunehmendem Halbmond erwartet”, so Elsässer. Damit sei es einigermaßen dunkel. Der Mond gehe zudem um 3.00 Uhr unter – genau zu dem Zeitpunkt, wenn das Sternbild Leier am Horizont aufsteigt, aus dem die Sternschnuppen “herausströmen”.

Die Morgenstunden sind demnach die beste Zeit, um Sternschnuppen zu beobachten. Auch dann, weil wir dann frontal in die Richtung der in die Erdatmosphäre eindringenden Sternschnuppen schauen. 

Der nächste Schauer kommt bestimmt

Unser Fazit? Wir freuen uns auf die Lyriden! Es kommen zwar nicht so viele Sternschnuppen vorbei wie bei anderen Meteorschauern, es verdecken aber auch nicht so viele Wolken die Sicht wie es so oft passiert. 

Wem die Lyriden trotz allem nicht spektakulär genug sein sollten,  kann sich auf die Perseiden im Juli und August freuen – sie sind erfahrungsgemäß DAS Sternschnuppenergeinis des Jahres.

 


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