Herbert Diess soll Volkswagen umkrempeln

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Der weltgrößte Autobauer Volkswagen bekommt mit dem bisherigen VW-Markenchef Herbert Diess einen neuen Konzernlenker. Aber die Veränderungen bei den Wolfsburgern gehen über diese Personalie weit hinaus.

Der bisherige VW-Markenchef Herbert Diess wird neuer Volkswagen-Konzernchef. Damit löst er seinen Amtsvorgänger Matthias Müller ab, wie der VW-Aufsichtsrat am Donnerstagabend in Wolfsburg beschloss. Müller scheide im gegenseitigen Einvernehmen mit sofortiger Wirkung als Vorstandsvorsitzender, aber nicht aus dem Unternehmen aus. Demnach wird er seinen Vertrag bis 2020 erfüllen. Müller hatte 2015 das Zepter von Martin Winterkorn übernommen, der wegen des Diesel-Abgasskandals bei VW zurückgetreten war. Volkswagen hatte im September 2015 auf Druck von US-Behörden zugegeben, weltweit in rund elf Millionen Dieselfahrzeugen unterschiedlicher Marken eine Software zur Manipulation von Abgaswerten eingebaut zu haben.

Außerdem führt Volkswagen im Zuge eines massiven Konzernumbaus neue Markengruppen ein. Der Konzern wird in sechs Geschäftsfelder und die Region China gegliedert. Dadurch soll Volkswagen übersichtlicher und besser steuerbar werden.

Mit dem größten Umbau in der 80-jährigen Firmengeschichte geht ein Stühlerücken im Vorstand einher. Gunnar Kilian, bisher Generalsekretär im Betriebsrat, wird Personalvorstand und damit Nachfolger von Karlheinz Blessing. Der langjährige Einkaufsvorstand Francisco Javier Garcia Sanz verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch, seine Aufgaben wird der Beschaffungsvorstand der Marke, Ralf Brandstätter, kommissarisch übernehmen. Sanz ist seit 2001 Vorstand bei VW und auch Aufsichtsratschef beim Bundesligisten VfL Wolfsburg.

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Börsengang der LKW- und Bussparte

Zugleich rückt Porsche-Chef Oliver Blume in den Konzernvorstand auf. Auch die Neuorganisation der Marken des Zwölf-Marken-Konzerns soll kommen: Eingeführt werden die Markengruppen “Volumen”, “Premium” und “Super Premium”, wie das Unternehmen mitteilte. Für die Nutzfahrzeugeinheit Truck & Bus sollen die Voraussetzung geschaffen werden, diese an die Börse zu bringen. Laut dem Nachrichtenmagazin “Spiegel” sollen die einzelnen Marken in  vier Gruppen aufgeteilt werden – für die Volumenmodelle VW, Skoda und Seat, die Premiumfahrzeuge mit Audi, die Sportwagen mit Porsche, Bentley, Bugatti und Lamborghini und die Nutzfahrzeuge mit MAN, Scania und den leichten VW-Nutzfahrzeugen.

Die für die Markengruppen verantwortlichen Vorstandsvorsitzenden übernehmen zusätzliche Führungsaufgaben im Konzern. Der neue Konzernchef Diess verantwortet demnach die Bereiche Konzernentwicklung und Forschung, Audi-Chef Rupert Stadler den Konzernvertrieb und Porsche-Chef Blume die Konzernproduktion.

Der 59-jährige Diess galt bereits länger als “Kronprinz”. In seiner Zeit als Chef der Kernmarke VW mit Modellen wie Golf, Tiguan oder Passat hat er Effizienz und Profitabilität der lange Zeit ertragsschwachen Wolfsburger verbessert. Er scheut auch Konflikte mit dem Betriebsrat nicht und lag mit Betriebsratsboss Bernd Osterloh wegen des “Zukunftspakt” genannten Sparprogramms im Clinch. Diess gilt in Teilen der Belegschaft als umstritten.

tko/jj (dpa, afp, rtr)