Ursula von der Leyen ernennt neuen Generalinspekteur der Bundeswehr

0
201

Wechsel an der Spitze der Bundeswehr: Generalleutnant Eberhard Zorn wird neuer Generalinspekteur und damit der ranghöchste deutsche Soldat. Auch andere Spitzenposten im Verteidigungsministerium werden neu besetzt.

Kurz nach der Vereidigung des Kabinetts stellt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ihr Haus neu auf. Neuer Generalinspekteur der Bundeswehr wird Generalleutnant Eberhard Zorn, bisher Personalchef im Verteidigungsministerium. Der 58-jährige Heeresgeneral wird damit zum ranghöchsten deutschen Soldaten befördert, dessen militärischer Ratschlag für die Entscheidungen der Ministerin maßgeblich ist. Er soll sein Amt am 1. Mai antreten. 

Der Generalinspekteur ist für die Gesamtkonzeption der militärischen Verteidigung zuständig; außerdem plant und führt er die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Der bisherige Generalinspekteur, Volker Wieker, scheidet aus Altersgründen nach acht Jahren aus dem Amt.  

Kein leichter Job

In schwierigen Zeiten für die Bundeswehr holt Ursula von der Leyen damit einen General an ihre Seite, der unbedingte Loyalität mit der Gabe kombiniert, Menschen für sich einzunehmen. Er sei kommunikativ, aufgeschlossen und habe die Bodenhaftung nicht verloren, heißt es im Ministerium über den 58-jährigen Saarbrücker, der mit 18 Jahren in die Bundeswehr eintrat und zunächst bei der Artillerie diente.

Häufig in Reparatur: Hubschrauber und andere Waffensysteme der Bundeswehr

Zorn wird nachgesagt, dass er unvoreingenommen an Neues herangeht und Probleme gerne aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet – eine Fähigkeit, die ihm angesichts der vielen Baustellen bei der Bundeswehr nützlich sein dürfte. So ist ein erheblicher Teil der Hubschrauber, Panzer, Fregatten und U-Boote defekt, außerdem fehlt Ausrüstung für die Soldaten. “Die Materiallage bleibt dramatisch schlecht”, hatte der Wehrbeauftragte des Bundestags erst kürzlich bemängelt.

40 Jahre Bundeswehr-Erfahrung

Die Lücken betreffen auch den Bereich Personal bei der “kleinsten Bundeswehr aller Zeiten”, die nach einer jahrelangen Schrumpfkur nun langsam wieder wächst. Als “Abteilungsleiter Personal” hatte Zorn zuletzt daran gearbeitet, den Abwärtstrend zu stoppen und neues Personal für die Streitkräfte zu rekrutieren.

Parallel zu seiner Offiziersausbildung studierte Zorn am Beginn seiner Militärkarriere Wirtschafts- und Organisationswissenschaften an der Hochschule der Bundeswehr in Hamburg. Seine Ausbildung zum General absolvierte er in Deutschland und Frankreich. Ende der 1990er Jahre war er im Auslandseinsatz auf dem Balkan, später kommandierte er die Luftlandebrigade 26 in Saarlouis und die “Division Schnelle Kräfte” in Stadtallendorf.

Von 2012 bis 2014 leitete er das Büro des Generalinspekteurs im Verteidigungsministerium, was sich in der Rückschau als gute Vorbereitung auf seine neue Aufgabe erweisen könnte.Durch seine Erfahrung im Ministerium und sein Wirken als Truppenführer sei Zorn “bestens gewappnet, um unsere Streitkräfte in einer schwierigen Zeit zu führen, aber auch zentrale Themen wie Ausbildung und Einsatzbereitschaft weiter voranzubringen”, sagte von der Leyen.

Wieker geht in den Ruhestand

Zorn tritt die Nachfolge von Volker Wieker an, der bereits im Amt war, als von der Leyen 2013 Verteidigungsministerin wurde. Wieker war Anfang 2010 vom damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ernannt worden. Ursula von der Leyen hatte die Dienstzeit des 64-Jährigen zweimal verlängert, so dass Wieker sich nun den Titel “am längsten amtierender Generalinspekteur in der Geschichte der Bundeswehr” anheften kann.

Vor ihm war kein Generalinspekteur länger im Amt: Volker Wieker mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen

In den ersten Jahren als Generalinspekteur hatte Wieker Probleme bei der Bundeswehr häufiger öffentlich angeprangert, etwa Mängel im Beschaffungswesen. Zuletzt hatte er kritische Medienberichte über fehlendes Material für NATO-Aufgaben der Bundeswehr aber entschieden zurückgewiesen: “Mir jedenfalls sind sowohl in Deutschland als auch von unseren Verbündeten keine Klagen zu Ohren gekommen”, lautete sein Kommentar. 

Neuordnung der Spitzenposten

Auch auf weiteren zentralen Posten im Verteidigungsministerium gibt es Veränderungen: Rüstungsstaatssekretärin Katrin Suder verlässt auf eigenen Wunsch das Ministerium. Von der Leyen hatte die Unternehmensberaterin 2014 in ihr Haus geholt und sie mit der Aufgabe betraut, den komplizierten Kauf von Rüstungsgütern besser zu organisieren.

Die Expertise Suders und die Anstöße, die sie in diesem hochkomplexen Bereich gegeben hat, dürften von der Leyen fehlen. Ihr Nachfolger soll Generalleutnant Benedikt Zimmer werden, der in den vergangenen vier Jahren als “Abteilungsleiter Rüstung” eng mit Suder zusammengearbeitet hatte.

Auch die beiden Posten der parlamentarischen Staatssekretäre besetzt von der Leyen neu, die als einzige CDU-Ministerin ihr Amt behalten hat: Mit dem CSU-Politiker Thomas Silberhorn, der bisher Staatssekretär im Entwicklungsministerium war, und mit dem früheren CDU-Generalsekretär Peter Tauber.