Die Folgen des Deals zwischen RWE und Eon

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Die beiden großen deutschen Energieversorger Eon und RWE machen wieder Gewinne. Trotzdem wollen sie ihre Geschäfte neu ordnen – und sich so für harte Zeiten rüsten. Und was bedeutet das für die Arbeitnehmer?

Es sieht so aus, als würden RWE und Eon ihre Unternehmen in einen großen Topf schmeißen, kräftig umrühren und sich dann neue Teile rauspicken. Am Ende will Eon die RWE-Tochter Innogy komplett übernommen haben und im Gegenzug RWE am eigenen Unternehmen beteiligen. Damit würde Eon das lukrative Netzgeschäft und den Stromvertrieb von Innogy behalten, während die erneuerbaren Energien beider Konzerne unter dem Dach von RWE vereint werden sollen.

Eon wird also zu einem Netzbetreiber und Stromversorger, der laut Finanzvorstand Marc Spieker 80 Prozent seiner Erträge im Netzbereich verdienen will. Vorher verdiente der Konzern 65 Prozent in diesem Bereich. Die Zahl der Kunden soll von 31 Millionen auf 50 Millionen steigen.

RWE wird durch die Transaktionen in mehreren Schritten zu einem Stromproduzenten, der 90 Prozent seines Umsatzes mit seinen Kraftwerken macht. Heute sind es laut RWE-Finanzvorstand Markus Krebber 60 Prozent. Der Löwenanteil der Kraftwerke wird auch nach dem Einverleiben der Erneuerbaren von Innogy und Eon konventionell betrieben, nämlich 46 Gigawatt, davon 40 Prozent Gaskraftwerke. Die Erneuerbaren sollen eine Kapazität von 8 Gigawatt haben

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Teil des Deals der beiden Energiegiganten ist, dass RWE 16,7 Prozent der Anteile von Eon erhält. Im Gegenzug überweist RWE 1,5 Milliarden Euro an Eon. RWE darf diesen Anteil aber nicht ausbauen und nicht an Wettbewerber verkaufen.

Auswirkungen auf Arbeitsplätze

Für die Arbeitnehmer sind solche Fusionen nicht unbedingt erfreulich. Und diesmal? Die Unternehmen beschwichtigen: Sowohl RWE als auch Eon wollen ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen, hieß es von Eon-Chef Johannes Teyssen am Dienstag in Essen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz beider Unternehmen. Allerdings wollte er sich darauf nicht festlegen. RWE-Chef Rolf Martin Schmitz sagte hingegen, es sei “klar”, dass es durch die Transaktionen insgesamt bei RWE keinen Personalabbau geben werde.

Auch wenn es keine betriebsbedingten Kündigungen geben soll – Arbeitsplätze werden zunächst reduziert. Nach ersten Berechnungen würde Eon nach der Transaktion deutlich über 70.000 Arbeitsplätze haben, davon sollen 5000 abgebaut werden.

Die Zukunft soll es dann aber bringen. Mittelfristig erwarte E.ON großartige Entwicklungschancen, die im kommenden Jahrzehnt tausende neue Arbeitsplätze in Essen, Deutschland und Europa schaffen können, sagte Teyssen.

Die Aufsichtsräte der Konzerne haben dem Deal inzwischen zugestimmt. Das Votum der Wettbewerbshüter steht aber noch aus. Die Gewerkschaften Verdi und IG BCE hatten betont, sie gingen von einem Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen aus. Aus ihren Kreisen hieß es, dass es wohl Gespräche über eine Beschäftigungssicherung geben werde.

Geschäftszahlen wieder besser

Die Neuorganisation der beiden Energiekonzerne kommt zu einer Zeit, in der sie gerade die Milliardenverluste hinter sich gelassen haben und wieder Geld verdienen. Dabei profitierten sie unter anderem auch von der Rückzahlung der Atomsteuer. RWE erzielte 2017 unter dem Strich einen Gewinn von 1,9 Milliarden Euro, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. 2016 hatte es noch einen Verlust von 5,7 Milliarden Euro gegeben. Bessere Ergebnisse im Energiehandel, der europäischen Stromerzeugung sowie der Tochter Innogy trugen ebenso dazu bei wie ein Sparprogramm.

Die Strompreise der vergangenen Jahre wirken sich auf das Ergebnis in diesem Jahr aus

Für 2018 geht RWE von einem Ergebnisrückgang aus. Dieser leichte Rückgang komme “nicht überraschend”, erklärte der Konzern. Denn 2018 schlage “der Tiefpunkt der Strompreisentwicklung der vergangenen Jahre durch”. Aktuell sehe RWE jedoch eine leichte Entspannung bei den Großhandelspreisen.

Eon hat bereits am Montagabend Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vorgelegt. Nach einem Verlust von 8,4 Milliarden Euro hatte der Essener Konzern 2017 wieder knapp 4 Milliarden Euro verdient, was sich für die Aktionäre ebenfalls in einer höheren Dividende niederschlagen soll. Sowohl RWE als auch Eon hatten im vergangenen Jahr Milliarden auf ihren Kraftwerkspark abschreiben müssen.

iw/bea (dpa, rtr, afp)