Das Peace-Zeichen wird 60 Jahre alt

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Ein Kreis, drei Linien – kaum ein Symbol ist so simpel und zugleich kraftvoll wie das Peace-Zeichen. Kernkraftgegner und Friedensaktivisten nutzen es seit 60 Jahren – seine ursprüngliche Bedeutung kennen nur noch wenige.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Geburtsstunde

    Für den ersten Ostermarsch der Geschichte kreierte der Grafiker Gerald Holtom das Zeichen, das heute jedes Kind kennt. Am Karfreitag 1958 war es zum ersten Mal öffentlich zu sehen, als sich rund 10.000 Demonstranten von London aus zur Atomwaffenfabrik in Aldermaston aufmachten, um gegen die atomare Aufrüstung Großbritanniens zu protestieren.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Export nach Amerika

    Wohl durch einen Mitstreiter des Bürgerrechtlers Martin Luther King gelangte das Symbol in die USA. King setzte sich für die Gleichberechtigung der Afroamerikaner in seinem Land ein und predigte ein “Klima der Gewaltlosigkeit”. Das Peace-Zeichen wurde zum Protestsymbol nicht nur gegen atomare Aufrüstung und Krieg, sondern auch gegen soziale Ungerechtigkeit und Rassismus.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Symbol gegen den Vietnamkrieg

    Spätestens seit dem Vietnamkrieg ist Holtoms Peace-Zeichen aus der Friedensbewegung nicht mehr wegzudenken. Weltweit protestierten Millionen von Menschen gegen die militärische Intervention der USA in Südostasien. Wie hier bei einer Demonstration im Kezar Stadium in San Francisco drückten viele Kriegsgegner ihre Haltung mit dem Tragen des Peace-Zeichens aus.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Soldaten für den Frieden

    Aber es waren nicht nur Hippies und Pazifisten, die aus Protest gegen den Krieg in Vietnam das Peace-Zeichen trugen. Auch Soldaten der US-Armee malten sich das Symbol auf ihre Helme und Fahnen, um ein Zeichen gegen den Einsatz zu setzen. Das Foto zeigt US-Artilleristen an der Grenze zu Laos, 1971.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    “Make Love, Not War!”

    Mit diesem Slogan bezogen John Lennon und seine Frau Yoko Ono Stellung gegen den Vietnamkrieg. Das Paar wurde mit seinen vielbeachteten “Bed-Ins” zum Aushängeschild der Friedensbewegung der späten 1960er Jahre. 1971 veröffentlichte Lennon die Friedenshymne “Imagine”. Seine Witwe Yoko Ono engagiert sich bis heute für Frieden und Menschenrechte. Das Bild zeigt sie vor der John-Lennon-Mauer in Prag.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Musik und freie Liebe: Woodstock ’69

    “Liebe statt Krieg” wurde zum Motto der 68er und der Hippies, das Peace-Zeichen zu ihrem unangefochtenen Symbol. Nichts verkörperte die pazifistische Euphorie dieser Zeit besser als das legendäre Woodstock Festival im August 1969. Rund 500.000 Kriegsgegner feierten hier ausgelassen und friedlich Auftritte von Musikern wie Jimi Hendrix (Bild), Janis Joplin und The Who.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Umweltschützer kapern das Peace-Zeichen

    Mit einem Fischkutter namens “Greenpeace” segelte eine Gruppe kanadischer Naturschützer im September 1971 vor die Küste Alaskas, um einen Atombombentest der USA zu verhindern – mit Erfolg. Später benannte sich die Gruppe nach ihrem ersten Protestschiff. Heute ist “Greenpeace” mit rund drei Millionen Mitgliedern die wohl einflussreichste Umweltschutzorganisation der Welt.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Ein Licht im Dunkeln

    Wie hier, auf dem Heldenplatz in Budapest, protestierten Kriegsgegner weltweit gegen die von den USA und Großbritannien angeführte völkerrechtswidrige Militärinvasion im Irak. Das Peace-Zeichen erlebte eine Renaissance. Erst im Dezember 2011 verließen die letzten US-Truppen den Irak. Frieden hatten sie dem Land zwischen Euphrat und Tigris nicht gebracht.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Symbol gegen den Terror

    Auch nach Terroranschlägen ist das Friedenssymbol immer wieder präsent. Nach den Attentaten von Paris im November 2015 war bei Trauerveranstaltungen auf der ganzen Welt das leicht abgeänderte Peace-Zeichen mit dem Eiffelturm in der Mitte zu sehen. Die Zeichnung des französischen Grafikers Jean Jullien hatte sich zuvor unter #PeaceForParis rasend schnell in den sozialen Netzwerken verbreitet.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Immer noch in Mode

    Anlässlich des G20-Gipfels 2017 setzte ein Bauer im niedersächsischen Meinersen ein Zeichen für weltweiten Frieden. Aus der Vogelperspektive zeigt sein Maisfeld, fast 60 Jahre nachdem Gerald Holtom es entworfen hatte, das simple kreisförmige Symbol mit den drei Strichen. Holtom hatte sein Werk nie patentieren lassen. Auch deshalb konnte es zum wohl bedeutendsten Friedenssymbol überhaupt werden.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Kein Ende in Sicht

    Nicht nur das Peace-Zeichen selbst, sondern auch der erste Ostermarsch, auf dem es erstmals zu sehen war, feiert in diesem Jahr 60. Jubiläum. Der alljährliche Protestmarsch am Osterfest etablierte sich ab 1958 auch in Deutschland. Noch immer mit dabei: das Peace-Zeichen, wie auf diesem Foto vom Ostermarsch in München 2017.

    Autorin/Autor: Felix Schlagwein


  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Geburtsstunde

    Für den ersten Ostermarsch der Geschichte kreierte der Grafiker Gerald Holtom das Zeichen, das heute jedes Kind kennt. Am Karfreitag 1958 war es zum ersten Mal öffentlich zu sehen, als sich rund 10.000 Demonstranten von London aus zur Atomwaffenfabrik in Aldermaston aufmachten, um gegen die atomare Aufrüstung Großbritanniens zu protestieren.

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    Export nach Amerika

    Wohl durch einen Mitstreiter des Bürgerrechtlers Martin Luther King gelangte das Symbol in die USA. King setzte sich für die Gleichberechtigung der Afroamerikaner in seinem Land ein und predigte ein “Klima der Gewaltlosigkeit”. Das Peace-Zeichen wurde zum Protestsymbol nicht nur gegen atomare Aufrüstung und Krieg, sondern auch gegen soziale Ungerechtigkeit und Rassismus.

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    Symbol gegen den Vietnamkrieg

    Spätestens seit dem Vietnamkrieg ist Holtoms Peace-Zeichen aus der Friedensbewegung nicht mehr wegzudenken. Weltweit protestierten Millionen von Menschen gegen die militärische Intervention der USA in Südostasien. Wie hier bei einer Demonstration im Kezar Stadium in San Francisco drückten viele Kriegsgegner ihre Haltung mit dem Tragen des Peace-Zeichens aus.

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    Soldaten für den Frieden

    Aber es waren nicht nur Hippies und Pazifisten, die aus Protest gegen den Krieg in Vietnam das Peace-Zeichen trugen. Auch Soldaten der US-Armee malten sich das Symbol auf ihre Helme und Fahnen, um ein Zeichen gegen den Einsatz zu setzen. Das Foto zeigt US-Artilleristen an der Grenze zu Laos, 1971.

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    “Make Love, Not War!”

    Mit diesem Slogan bezogen John Lennon und seine Frau Yoko Ono Stellung gegen den Vietnamkrieg. Das Paar wurde mit seinen vielbeachteten “Bed-Ins” zum Aushängeschild der Friedensbewegung der späten 1960er Jahre. 1971 veröffentlichte Lennon die Friedenshymne “Imagine”. Seine Witwe Yoko Ono engagiert sich bis heute für Frieden und Menschenrechte. Das Bild zeigt sie vor der John-Lennon-Mauer in Prag.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Musik und freie Liebe: Woodstock ’69

    “Liebe statt Krieg” wurde zum Motto der 68er und der Hippies, das Peace-Zeichen zu ihrem unangefochtenen Symbol. Nichts verkörperte die pazifistische Euphorie dieser Zeit besser als das legendäre Woodstock Festival im August 1969. Rund 500.000 Kriegsgegner feierten hier ausgelassen und friedlich Auftritte von Musikern wie Jimi Hendrix (Bild), Janis Joplin und The Who.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Umweltschützer kapern das Peace-Zeichen

    Mit einem Fischkutter namens “Greenpeace” segelte eine Gruppe kanadischer Naturschützer im September 1971 vor die Küste Alaskas, um einen Atombombentest der USA zu verhindern – mit Erfolg. Später benannte sich die Gruppe nach ihrem ersten Protestschiff. Heute ist “Greenpeace” mit rund drei Millionen Mitgliedern die wohl einflussreichste Umweltschutzorganisation der Welt.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Ein Licht im Dunkeln

    Wie hier, auf dem Heldenplatz in Budapest, protestierten Kriegsgegner weltweit gegen die von den USA und Großbritannien angeführte völkerrechtswidrige Militärinvasion im Irak. Das Peace-Zeichen erlebte eine Renaissance. Erst im Dezember 2011 verließen die letzten US-Truppen den Irak. Frieden hatten sie dem Land zwischen Euphrat und Tigris nicht gebracht.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Symbol gegen den Terror

    Auch nach Terroranschlägen ist das Friedenssymbol immer wieder präsent. Nach den Attentaten von Paris im November 2015 war bei Trauerveranstaltungen auf der ganzen Welt das leicht abgeänderte Peace-Zeichen mit dem Eiffelturm in der Mitte zu sehen. Die Zeichnung des französischen Grafikers Jean Jullien hatte sich zuvor unter #PeaceForParis rasend schnell in den sozialen Netzwerken verbreitet.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Immer noch in Mode

    Anlässlich des G20-Gipfels 2017 setzte ein Bauer im niedersächsischen Meinersen ein Zeichen für weltweiten Frieden. Aus der Vogelperspektive zeigt sein Maisfeld, fast 60 Jahre nachdem Gerald Holtom es entworfen hatte, das simple kreisförmige Symbol mit den drei Strichen. Holtom hatte sein Werk nie patentieren lassen. Auch deshalb konnte es zum wohl bedeutendsten Friedenssymbol überhaupt werden.

  • “Make Love, Not War!”: 60 Jahre Peace-Zeichen

    Kein Ende in Sicht

    Nicht nur das Peace-Zeichen selbst, sondern auch der erste Ostermarsch, auf dem es erstmals zu sehen war, feiert in diesem Jahr 60. Jubiläum. Der alljährliche Protestmarsch am Osterfest etablierte sich ab 1958 auch in Deutschland. Noch immer mit dabei: das Peace-Zeichen, wie auf diesem Foto vom Ostermarsch in München 2017.

    Autorin/Autor: Felix Schlagwein


Die “Campaign for Nuclear Disarmament” (Kampagne für nukleare Abrüstung) plante Großes: den ersten Ostermarsch der Geschichte. Tausende Kernkraftgegner würden sich auf den Weg vom Londoner Trafalgar Square zur rund 80 Kilometer entfernten Atomwaffenfabrik in Aldermaston machen. Sechs Jahre zuvor war Großbritannien nach den USA und der Sowjetunion zur dritten Atommacht aufgestiegen und hatte mittlerweile erfolgreich eine Wasserstoffbombe getestet. Die Anti-Atomkraft-Bewegung in Großbritannien wuchs und auch einen Slogan hatte man bereits: “Ban the Bomb” (verbietet die Bombe). Nur eines fehlte noch: ein einheitliches visuelles Markenzeichen mit großem Wiedererkennungswert, ein starkes Symbol, das ihre Botschaft in die Welt hinaustragen sollte.  

Das wollte Kampagnenleiter Bertrand Russel, Philosoph und Literaturnobelpreisträger, ändern. Er beauftragte den britischen Grafiker Gerald Holtom, einen Absolventen des Londoner Royal College of Arts, mit einem Symbolentwurf. Der präsentierte ihm am 21. Februar 1958 das Ergebnis seiner Arbeit: einen Kreis, in dessen Mitte eine gerade Linie verläuft, von der wiederum zwei Linien rechts und links nach unten abfallen und mit der unteren Hälfte des Kreises abschließen. Es war die Geburtsstunde des Peace-Zeichens. Auf dem Ostermarsch war es erstmals öffentlich zu sehen, die Demonstranten trugen etwa 500 Schilder mit dem damals noch unbekannten Zeichen. Es sollte sich in den folgenden Jahrzehnten als universales Symbol für Pazifisten, Atomkraftgegner, Naturschützer und Bürgerrechtler etablieren.

Demonstranten auf dem Weg von London nach Aldermaston: Das Peace-Zeichen war geboren

Friedenssymbol mit militärischem Ursprung

Seine ursprüngliche Bedeutung kennen allerdings nur wenige. Während des Zweiten Weltkriegs hatte der Kriegsdienstverweigerer Holtom auf einer Farm an der Küste von Norfolk gearbeitet und dort das Marine-Flaggenalphabet, auch Winkeralphabet genannt, erlernt. Diese Zeichensprache nutzte er als Basis für seinen Auftrag.

In seinem neu geschaffenen Symbol stehen die zwei Diagonalen für den Buchstaben “N”, da der Winker hier beide Flaggen nach unten hängend vom Körper wegstreckt. Der gerade Strich in der Mitte für den Buchstaben “D”, da der Winker eine Flagge in einer Linie mit seinem Körper in die Höhe streckt während die andere eng am Körper anliegt. Die Buchstabenkombination “ND” steht für “Nuclear Disarmament”, also nukleare Abrüstung. Der Kreis um die Linien symbolisiert die Welt.

Holtoms Zeichen hat also eine klare Botschaft und ist nicht nur eine zufällig arrangierte geometrische Form. Die Kernwaffengegner griffen das neue Symbol trotz des militärischen Hintergrunds dankbar auf.

Ein Zeichen erobert die Welt

Von London aus verbreitete sich das neue Friedenszeichen über den gesamten Globus. Ein Anhänger Martin Luther Kings, der dem englischen Ostermarsch beigewohnt hatte, brachte das Peace-Zeichen in die USA, wo es sich als Symbol der Bürgerrechtsbewegung etablierte. Einige Jahre später nutzten es die Hippies, die gegen den Vietnamkrieg protestierten. Sogar einige US-Soldaten trugen das Zeichen symbolträchtig auf ihren Helmen.

Gegner des südafrikanischen Apartheid-Regimes malten das Zeichen genauso auf ihre Transparente wie die Hunderttausenden von Demonstranten, die 1983 in Bonn und anderen Städten der Bundesrepublik gegen den NATO-Doppelbeschluss protestierten. Zwanzig Jahre später, nach dem Einmarsch der USA in den Irak, hatte das Zeichen wieder Hochkonjunktur.

Kommerzialisierung des Friedens

Doch wie konnte der Kreis mit dem “Krähenfuß” überhaupt so erfolgreich werden und sich bis heute als das Friedenssymbol schlechthin behaupten? Einer der Gründe liegt auf der Hand: Phänomene wie Krieg und soziale Ungerechtigkeit sind ebenso zeitlos wie der Protest dagegen. Zudem ist Holtoms Zeichen rein künstlerisch gesehen äußerst simpel. Jeder der es einmal gesehen hat, kann sich seine unkomplizierte Struktur einprägen und es problemlos nachzeichnen und verwenden.

Klare Botschaft: Demonstrant mit Peace-Zeichen

Entscheidend dafür war, dass Holtom sich seine Kreation bewusst nicht urheberrechtlich schützen ließ. Er begründete diese Entscheidung damit, dass es ein Symbol für Frieden und Freiheit darstelle und dementsprechend auch für alle frei nutzbar sein solle.

Dass man diesen Umstand kommerziell ausschlachten kann, haben Unternehmer längst verstanden. Das Friedenssymbol ziert regelmäßig die T-Shirts, Taschen oder Mützen mehr oder weniger exklusiver Modeketten. Ob im Blumenmuster, in Regenbogenfarben mit Strasssteinchen besetzt, der Phantasie sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Dabei droht die Bedeutungskraft des Symbols zu verblassen – jedoch nur bis zu seinem nächsten Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit, irgendwo auf der Welt.