Women’s March – Was von der Bewegung geblieben ist

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Eine kurzfristig organisierte Demonstration gegen Donald Trump mobilisierte Millionen – zunächst in den USA und schließlich weltweit. Auch ein Jahr später hat der “Women’s March” nicht an Relevanz verloren.

Es begann am 9. November 2016 auf Facebook, wenige Stunden nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten: Eine junge Frau aus Hawaii plant eine Protest-Veranstaltung. Über das Soziale Netzwerk verbreitet sich ihr Aufruf in der ganzen Welt. In zahlreichen US-Städten stellen die Bürger daraufhin verschiedene Events auf die Beine. 74 Organisationen aus allen Ecken der USA verbünden sich und veranstalten am 21. Januar 2017 den ersten Women’s March.

Mehrere Millionen Menschen waren damals USA-weit auf den Straßen, mit selbstgemachten Plakaten in den Händen und starken Parolen. “Frauenrechte sind Menschenrechte”, lautete der Slogan auf der Website des neu gegründeten Aktionsbündnisses Women’s March. Die Teilnehmer demonstrierten für Gleichstellung, für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transsexuellen sowie für eine bessere Stellung bei der Reproduktionsmedizin.

Weltweite Solidarität

Schätzungen zufolge war der Women’s March 2017 die größte Tagesprotestaktion in der Geschichte der USA. Etwa 400.000 Menschen sollen in Washington D.C. zusammengekommen sein, in New York wurden rund 470.000 Demonstranten gezählt und in Chicago gab es etwa 250.000 Teilnehmer.  

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Überall auf der Welt solidarisierten sich Menschen mit der Bewegung und gingen zum Beispiel in Frankfurt, Berlin, London oder Genf auf die Straßen. Bilder von Flugzeugen voller Frauen, die aus ganz Amerika nach Washington zum Women’s March reisten, verbreiteten sich auf Social-Media-Kanälen.

Oft hatten die Teilnehmer ganz persönliche Gründe fürs Mitmachen: “Ich bin Amerikanerin, unser aktueller Präsident behandelt Frauen wie Objekte, kritisiert sie für ihr Aussehen und macht sexistische Sprüche”, sagte eine Demonstrantin in Frankfurt gegenüber der DW. “Ich bin hier wegen ihm und protestiere gegen alles, was er ist, ein Rassist, Narzisst, Fremdenfeind, Fanatiker und Frauenhasser.”

Auch Prominente und Aktivistinnen wie die US-amerikanische Feministin und Journalistin Gloria Steinem oder die US-Senatorin Kamala Harris ermutigten in ihren Reden in Washington Frauen dazu, für ihre Rechte und Themen einzustehen. Linda Sarsour, eine Ko-Organisatorin des Women’s March, sagte kürzlich gegenüber CNN: “Für uns war es im vergangenen Jahr sehr wichtig, nach Washington D.C. zu gehen, um zu zeigen, wir stehen zusammen.”

Auch in Berlin zeigten sich Demonstranten solidarisch

Es geht voran

Nach dem Women’s March 2017 hörte die Bewegung jedoch nicht auf, für ihre Themen zu kämpfen. Die Graswurzelbewegung hat mittlerweile ein Gremium, das sich zusammensetzt aus Frauen mit unterschiedlichem Hintergrund. Fast alle von ihnen haben sich auch schon vor dem ersten Women’s March für soziale Gerechtigkeit eingesetzt.

Sie traten im Fernsehen auf, sprachen auf Konferenzen und organisierten Events, unter anderem die Women’s Convention in Detroit im Oktober 2017. Die Bewegung ist für Frauen in den USA zu einer Anlaufstelle geworden. Sie ermöglicht es ihnen, die Aufmerksamkeit auf Themen zu lenken, die sie selbst betreffen. Lokale Ortsverbände wurden gegründet und gesellschaftspolitisch motivierte Proteste im ganzen Land organisiert.

Women’s March 2018 in Las Vegas

Am 21. Januar 2018, dem ersten Geburtstag des Women’s March, werden die Menschen wieder auf die Straßen gehen. Dieses Jahr entschieden sich die Organisatoren für Las Vegas. Erstens, weil hier vergangenen Oktober eines der verheerendsten Attentate in der jüngeren US-Geschichte passierte. Zweitens, weil die Stadt in Nevada liegt, einem der entscheidenden Staaten für die kommenden US-Zwischenwahlen.

“Wir sind sehr strategisch an die Frage herangegangen, mit welcher Botschaft wir aus dem Protest herausgehen wollen”, sagte Linda Sarsour gegenüber CNN. “Und, um klar zu machen, dass es Frauen sein werden, die die Wahlen 2018 gewinnen, haben wir mit Nevada einen Staat gewählt, der sehr relevant sein wird.”

Der diesjährige Slogan lautet “Power to the Polls”. Die Organisatoren betonen, dass es sich in diesem Jahr weniger um einen Protest handele, als vielmehr um eine Kundgebung. Es gehe darum, auf einen Trend hinzuweisen, der sich in den vergangenen Monaten abzeichnete: Immer mehr Frauen, aber auch Minderheiten, kandidieren für öffentliche Ämter in der Hoffnung, mehr Einfluss auf Themen nehmen zu können, die für Frauen relevant sind.

Women’s March 2017 in Washington

Die Initiative “Get Her Elected” knüpft daran an. Sie bringt begabte Freiwillige mit progressiven Kandidatinnen zusammen, die sie dabei unterstützen, für lokale und nationale Ämter zu kandidieren. Anfang 2018 meldeten sich 1600 Freiwillige, die etwa 150 Frauen unter die Arme greifen werden.

“Frauen werden oft ermutigt, sich für eine Kandidatur zu entscheiden”, sagt die Koordinatorin der initiative Lily Herman. “Aber sobald sie wirklich im Rennen sind, sind sie meist auf sich allein gestellt – vor allem, wenn sie kein Geld haben, zum ersten Mal kandidieren oder nicht vom lokalen Parteiestablishment unterstützt werden.” Umso wichtiger sei es, Kandidatinnen zu unterstützen, die etwas am Status quo ändern und sich für ein System einsetzen wollen, das sich auch um die Unterrepräsentierten und Marginalisierten kümmert.

Die Ziele der “Get her Elected”-Initiative und der Women’s March-Bewegung ähneln sich also durchaus. Der Einsatz zeigt bereits Wirkung: Immer mehr Frauen treten für ihre Rechte ein, versammeln sich auf der Straße, schreiten zur Tat. Die Organisatoren hoffen, dass dies so bleibt.