Happy Birthday, Elphi!

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In Hamburgs neuem Wahrzeichen begann vor einem Jahr, am 11. Januar 2017, der Konzertbetrieb. Seither genießen Touristen und Einheimische die Elbphilharmonie – ihren Klang und die Aussicht.

“Und, bist du schon drin gewesen?” Eine Frage, die sich nicht nur die Hamburger seit einem Jahr häufig stellen. “Ja, es war großartig”, antworten die einen. “Nein, ich hab noch keine Karten bekommen”, entgegnen die anderen. Immerhin: jeder kann, auch ohne Konzertkarte, die Plaza, also die Aussichtsplattform der Elbphilharmonie in 37 Metern Höhe besuchen und dort die Architektur des Hauses und das Panorama des Hafens genießen.

Haus der Rekorde

Bis Dezember 2017 haben rund 4,5 Millionen Besucher die Plaza besucht. Das sind mehr Besucher als auf Schloss Neuschwanstein in Bayern oder in der Sixtinischen Kapelle in Rom. Seit der langwierigen Fertigstellung hat sich die Elphi, wie die Hamburger das Konzerthaus nennen, vom allseits beklagten “Millionengrab” zum gefeierten Wahrzeichen entwickelt.

Der Standort mitten im Hafen ist einzigartig, die vorbeifahrenden Schiffe sind zum Greifen nah. Wenn die Sonne untergeht und die Blaue Stunde beginnt, sind die Lichtreflexionen besonders spektakulär – hier zückt jeder sein Handy, um den Moment im Bild festzuhalten. Dank der Elbphilharmonie taucht Hamburg plötzlich in den Top-Rankings der Reiseführer und wird als “Place to be” gepriesen.


  • Von der ewigen Baustelle zum Wahrzeichen: die Elbphilharmonie

    Wahrzeichen der Stadt

    Die Elbphilharmonie verbindet einen historischen Speicher mit einer kühnen Glaskonstruktion, die in der Luft zu schweben scheint. Dazwischen sind 362 Stahlfederpakete angebracht. Der Konzertsaal ist vom restlichen Bau abgekoppelt, sodass dort keine Hafengeräusche eindringen können.


  • Von der ewigen Baustelle zum Wahrzeichen: die Elbphilharmonie

    Geschwungenes Dach

    Das Auffälligste am Neubau ist sein wellenförmiges Dach, eine Anspielung auf die Lage am Hafen – und auf Schallwellen. Schließlich ist Hamburg stolz auf seine Musikgeschichte: Der junge Georg Friedrich Händel führte einst seine Werke an der Oper am Gänsemarkt auf – und Johannes Brahms wurde hier geboren.


  • Von der ewigen Baustelle zum Wahrzeichen: die Elbphilharmonie

    Die Plaza

    In 37 Meter Höhe ist die Plaza – für jedermann zugänglich – die Nahtstelle zwischen dem ursprünglichen Hafenspeicher und dem imposanten Glasbau. Der Außenbereich der Plaza bietet einen Rundumblick auf die Stadt. Von hier aus aus erreicht man zwei Konzertsäle, ein Restaurant und ein Hotel mit 250 Zimmern. Auch 45 Luxuswohnungen sind im Gebäude untergebracht.


  • Von der ewigen Baustelle zum Wahrzeichen: die Elbphilharmonie

    Entkernter Speicher

    Die Bauarbeiten begannen im Jahr 2007. Zunächst musste der historische rote Backsteinsockel, ein ehemaliger Hafenspeicher, saniert werden. Dort wurden einst tonnenweise Kaffee und Tabak untergebracht. Es war der Beginn einer schier endlosen Geschichte von Planungs- und Baumängeln – allein 2011 wurden über 4000 Pannen gezählt.


  • Von der ewigen Baustelle zum Wahrzeichen: die Elbphilharmonie

    Ewige Bauarbeiten

    Zunächst sollte die Elbphilharmonie 2010 fertiggestellt werden. Zeitweise wurde rund um die Uhr gearbeitet. Trotzdem wird der Bau erst sieben Jahre später eröffnet. Die ursprünglich geschätzten Kosten von 77 Millionen Euro sind auf das Zehnfache gestiegen. Sie werden von der öffentlichen Hand getragen, sollen allerdings zum Teil durch Investoren wieder hereinkommen.


  • Von der ewigen Baustelle zum Wahrzeichen: die Elbphilharmonie

    Touristenattraktion

    Jahrelang pilgerten Tausende von Besuchern zu der Baustelle, zwischenzeitlich bis zu 30.000 jährlich. Der Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter machte gute Miene zum bösen Spiel. “Gut Ding will Weile haben”, sagte er.


  • Von der ewigen Baustelle zum Wahrzeichen: die Elbphilharmonie

    Leitmotiv: Wellen

    Die anmutigen Kurven im Dach finden ihren Echo überall im Bau – auch hier auf der Terrasse einer der 45 Luxuswohnungen mit riesigen Fenstern und prächtigem Hafenblick.


  • Von der ewigen Baustelle zum Wahrzeichen: die Elbphilharmonie

    Die Architekten

    Die Schweizer Architekten Pierre de Meuron (Foto) und Jacques Herzog hatten eine Vision – und Kommunikationsprobleme mit der Baufirma. Im Bericht des parlamentarischen Untersuchungsausschusses hieß es 2014: “Mit der verfehlten Projektkonstruktion und der unvollständigen Planung ist die Elbphilharmonie zum Spielball des Generalunternehmers Hochtief und der Architekten Herzog & de Meuron geworden.”


  • Von der ewigen Baustelle zum Wahrzeichen: die Elbphilharmonie

    Kulturpolitische Dekadenz?

    Der Neubau wurde das Sorgenkind der Stadt. Im Jahr 2010 protestieren Hamburger Bürger beim Richtfest. Als die Kosten in die Höhe schossen, wurden Kita-Gebühren erhöht und ein Museum der Stadt zwischenzeitlich geschlossen – um Finanzlöcher zu stopfen. Die Elbphilharmonie wurde zum Synonym für Bauskandale.


  • Von der ewigen Baustelle zum Wahrzeichen: die Elbphilharmonie

    Hamburger Skyline

    Trotz aller Kritik: Bereits zu Bauzeiten wurde die Elbphilharmonie zum Wahrzeichen der Stadt Hamburg. Sie dürfte neben dem Opernhaus in Sydney, der Philharmonie in Berlin, der Walt Disney Hall in Los Angeles und dem Lincoln Center in New York bald zu den wichtigsten Kulturstätten der Welt zählen.


  • Von der ewigen Baustelle zum Wahrzeichen: die Elbphilharmonie

    Hervorragende Akustik

    Am 11. Januar wurde der Konzertsaal eröffnet. Auf jedem der terrassenförmig angelegten 2150 Plätze im Saal soll der Klang gleich sein. Zuständig dafür ist der Japaner Yasuhisa Toyota, der als einer der besten Akustiker der Welt gilt.


  • Von der ewigen Baustelle zum Wahrzeichen: die Elbphilharmonie

    Das Buch zur Elbphilharmonie

    Auf knapp 250 Seiten beschreibt der Bildband von Autor Joachim Mischke und Fotograf Michael Zapf die Baugeschichte der Elbphilharmonie und Hintergründe zum vieldiskutierten Jahrhundertbau. Der Band ist zweisprachig – auf Deutsch und Englisch – beim Edel Verlag erschienen.

    Autorin/Autor: Rick Fulker


Gläserne Welle als Wahrzeichen

Der spektakuläre Neubau der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron erhebt sich auf dem Sockel eines ehemaligen Kaispeichers an der Westspitze der Hafencity. Die Elbphilharmonie ist an der höchsten Stelle 110 Meter hoch, die Dachkonstruktion ist einer Welle nachempfunden. Der Bau birgt zwei Konzertsäle, ein Hotel und Eigentumswohnungen. Die Plaza ist über eine 82 Meter lange Rolltreppe oder Aufzüge erreichbar.

Im Inneren des wellenförmigen Glasbaus gab sich im ersten Jahr das “Who is Who” der Klassikszene die Klinke in die Hand: ob Wiener Philharmoniker oder Anne-Sophie Mutter, von Beethoven bis Jazz. Die rund 600 Aufführungen waren laut Betreibergesellschaft fast alle ausverkauft, etwa 850.000 Menschen konnten den Konzerten lauschen.

Großer Saal in der Elbphilharmonie

Begehrte Tickets

Die Nachfrage nach Konzertkarten reißt auch ein Jahr nach der Eröffnung nicht ab. Bei den meisten Veranstaltungen gibt es mehr Nachfragen als Plätze. In diesem Fall entscheidet das Los über die Vergabe der Karten – und viele Interessenten gehen leider leer aus. Auch die zweite Saison verspricht ein hochkarätiges Programm: So haben sich das London Symphony Orchestra und das Philadelphia Orchestra angekündigt.

Der Intendant der Hamburger Elbphilharmonie, Christoph Lieben-Seutter, blickt mit Glücksgefühlen auf das erste Jahr im neuen Konzerthaus zurück. “Besser hätte es nicht laufen können. Das war für alle Beteiligten eine einmalige Zeit”, sagte der gebürtige Wiener im Interview. “Dass ein Haus so schnell von Null auf Hundert fährt, so schnell weltweit Anerkennung findet, so schnell Rekorde bricht, und vor allem Besucher wie Künstler so begeistert, dass auch alle wiederkommen wollen – das wird sich nicht so schnell wiederholen.”

fm/ks (mit dpa, KNA)