Mein erstes Mal “Star Wars”

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Wenn der achte Teil der “Star Wars”-Saga in die Kinos kommt, erinnern sich viele Menschen an ihre erste Begegnung mit dem Science-Fiction-Film. “Star Wars” ist ein Popkultur-Spektakel, das drei Generationen begeistert.

“Star Wars: Die letzten Jedi” elektrisiert die Filmwelt. In der Nacht zum Sonntag feierte “Star Wars VIII” in Los Angeles Weltpremiere. Am Donnerstag kommt er auch in die deutschen Kinos. Auch der neueste Teil der erfolgreichen Science-Fiction-Filmsaga wird bei vielen Zuschauern Erinnerungen freisetzen.

Wie war das, als der erste Teil von “Star Wars” 1978 in die deutschen Kinos kam? War ich dabei? Oder habe ich Luke Skywalker und Darth Father erst später auf einer VHS-Kassette gesehen? Die Journalisten Michael Scholten und Wolf Jahnke haben nachgefragt – und die Erinnerungen von Filmschaffenden und Kinoexperten in “Es war einmal – Mein erstes Mal ‘Star Wars”, zusammengefasst. Eine Auswahl:

Oliver Berben (1971 geboren, erfolgreicher Filmproduzent, u.a. “Die Päpstin”)

Soap-Elemente wie die Liebesgeschichte um Prinzessin Leila fand ich als Junge bei weitem nicht so interessant wie die Spezialeffekte und die Raumschiffe. Diese frühe Faszination war wohl auch ein Grund dafür, dass ich Luft- und Raumfahrtechnik studierte. Die meisten Kommilitonen hatten ein Faible für das Ingenieurwesen, ich hatte mich vor allem wegen meiner Liebe zur Science-Fiction eingeschrieben. Es war ein relativ nerdiger Studiengang. Der Frauenanteil lag bei unter fünf Prozent. Nach dem Vordiplom habe ich aufgehört, wohl auch, weil ich eingestehen musste, dass ich niemals den Auftrag bekommen werde, einen Todesstern zu bauen.

Uwe Boll (1965, Regisseur von Trash- und Genrefilmen, dreht auch in den USA)

Ich müsste 13 Jahre alt gewesen sein, als ich allein im Scala Kino in Opladen saß und “Krieg der Sterne” sah. Ich liebte Chewbacca, R2-D2, C-3PO, Han Solo und all die crazy Figuren, die George Lucas sich ausgedacht hatte. Als ich drei Jahre später “Das Imperium schlägt zurück” im Ufa-Palast in Köln sah, gefiel er mir noch besser. (…) Ich besitze bis heute die alte “Star Wars”-Trilogie als VHS-Box, auch wenn ich sie nicht mehr abspielen kann. Egal.

1977: Warteschlange vor einem Kino in Los Angeles, das Star Wars zeigt

Dennis Gansel (1973, Regisseur, “Die Welle”, “Wir sind die Macht”)

Es war 1983. Unsere wohlhabenden Nachbarn hatten den ersten Videorekorder in der ganzen Siedlung. Und während unsere Eltern bei einem Doppelkopfabend saßen und sich mit Asbach-Cola langsam in Fahrt tranken, saßen meine Schwester und ich oben bei Alex, dem verwegenen Sohn der Familie. Er schob feierlich die VHS-Kassette in den Rekorder und wir sahen “Krieg der Sterne”. (…) Schon nach der Anfangssequenz war ich total geplättet. Gefangen zwischen purer Faszination und der Angst, dass meine Eltern hochkommen würden und dem verbotenen Spektakel ein schnelles Ende bereiten könnten. Doch sie kamen nicht.

Steven Gätjen (1972, TV-Moderator und deutscher Oscar-Präsentator)

Mein Vater war schon immer ein begeisterter Cineast. Oft nahm er meinen jüngeren Bruder und mich mit ins Blankeneser Kino, das gleich um die Ecke unseres Hauses stand. Ich war sechs Jahre alt, als ich “Star Wars” sah, und habe überhaupt nicht verstanden, dass es Sternenkreuzer und X-Wing-Fighter nur in der Phantasie der Filmemacher gibt. Die Bilder waren so gigantisch und die Geschichte so fesselnd, dass ich mir über solche Nebensächlichkeiten keine Gedanken machte.

Traum vieler Jugendlicher: Der Todesstern

Rolf Giesen (1953, Filmwissenschaftler und Science-Fiction-Experte)

Als ich im Februar 1978 den Royal Palast in Berlin verließ und den “Krieg der Sterne” auf Europas größter Bildwand gesehen hatte, war mein erster Gedanke: Das ist es gewesen! Jetzt ist es vorbei. Nicht mein Verstand, sondern mein Gefühl signalisierte: In der Mediengeschichte bricht eine neue Epoche an, der Eintritt in ein virtuelles Zeitalter – auch wenn George Lucas damals zum großen Teil noch mit analogen Bildelementen arbeitete.

Michael Bully Herbig (1968, Comedian und Filmemacher, “Traumschiff Surprise”)

Als die Musik einsetze, war das wie eine Offenbarung. Ich war beim Urknall des Blockbuster-Kinos anwesend. So ein Erlebnis geht direkt in die DNA. Der riesige Sternenzerstörer, der gleich am Anfang über unsere Köpfe hinweg donnerte, und Hitchcocks “Die Vögel”, die ich heimlich durch den Spalt der Wohnzimmertür sah, sind dafür verantwortlich, dass ich heute Filme mache.

Das konnte vorkommen: Verliebt in Prinzessin Leia

Martin Moszkowicz (1958, Produzent und Geschäftsführer der Constantin Film)

Ich war 19 Jahre alt und ging mit Freunden ins Münchner Kino Mathäser – am ersten Freitag, gleich in die erste deutsche Vorstellung. “Star Wars” war ultimatives Popcornkino. Ich schaute eh alle Filme der Ratpack-Generation neuer junger Regisseure, die dabei waren, Hollywood neu zu erfinden. Zwar wusste ich zu diesem Zeitpunkt schon, dass ich Produzent werden wollte – aber dieses überwältigende Filmerlebnis hat meinen Entschluss nur noch bestärkt.

Philipp Stölzl (1967, Spielfilm- und Musikvideoregisseur; “Winnetou”, “Rammstein”)

Ich habe noch ganz klare Erinnerungen an den Kinobesuch: Die perspektivischen Rolltitel am Anfang, der imperiale Kreuzer, der sich dröhnend von oben ins Bild schiebt, solche Eindrücke haben sich für immer in meiner Erinnerung eingebrannt. Ich war elektrisiert und gebannt bis zum Schluss, als Han Solo dann doch noch zurückkehrte und seinem Freund Luke beistand. Ich kriege noch heute Gänsehaut, wenn ich daran denke. Ich kam aus dem Kino und wusste: Sowas will ich auch machen!

C-3PO, Mark Hamill als Luke Skywalker und Alec Guinness als Ben Obi-Wan Kenobi im ersten Star Wars-Teil

Peter Thorwarth (1971, Filmregisseur, “Was nicht passt, wird passend gemacht”)

Eigentlich stehe ich auf “Star Trek”. Ein richtiger “Star Wars”-Fanboy war ich nie, obwohl ich Carrie Fischer irgendwann geil fand und meinem Vetter den Sticker mit Prinzessin Leia aus dem “Star Wars”-Panini-Album klaute. Er klebte Jahre lang an meinem Kinderbett.”

Christian Zübert (1973, Filmregisseur, “Lammbock – alles in Handarbeit”)

Ich habe “Star Wars” erst 1982 im Sommerkino in Würzburg gesehen. Der Eintritt kostete zwei Mark, ich war neun Jahre alt, und in der Vorstellung waren höchstens drei weitere Leute. Vorher hatte ich “Star Wars” schon oft als Hörspiel gehört. Ich kannte es auswendig und dachte lange Zeit, die 20th-CenturyFox-Fanfare am Anfang gehöre zur Filmmusik. Außerdem besaß ich mindestens 50 Actionfiguren. Mit ihnen drehte ich Stop-Motion-Filme mit der Super-8-Kamera. Entsprechend groß waren meine Erwartungen vor dem Kinobesuch – und sie wurden erfüllt. Es war eine fast mystische Erfahrung, mit Luke Skywalker die Zwillingssonnen über Tatooine untergehen zu sehen. Dieses Erlebnis war der Funke, der das Feuer des Filmemachens in mir entzündete.

Legendärer Bösewicht: David Prowse als Darth Vader

…und der Verfasser dieser Zeilen (Jahrgang 1961), seit vielen Jahren Filmkritiker: Auch ich habe “Star Wars” damals im Februar 1978, als der Film in die deutschen Kinos kam, auf großer Leinwand gesehen. Ich erinnere mich noch gut dran, weniger weil ich so begeistert vom Sternenkrieg war, sondern, weil “Star Wars” damals zu den ersten zehn Filmen gehörte, mit denen meine Kinoleidenschaft begann. In diesen zwei, drei Wochen, in denen ich das Kino entdeckte, gehörte “Star Wars” quasi zum “Eröffnungsbouquet”. Wie andere Filme auch: “Moritz, lieber Moritz” von Hark Bohm aus Deutschland, der spanische Film “Züchte Raben…”, Truffauts “Der Mann, der die Frauen liebte” oder, der andere große amerikanische Science-Fiction-Film jener Zeit, Steven Spielbergs “Unheimliche Begegnung der dritten Art”. Der faszinierte mich wesentlich mehr. Das war weniger Popcorn-Kino, bot mehr Geheimnis und Philosophie. Doch durchsetzen konnte sich Spielberg nicht gegen George Lucas und sein “Star Wars”-Epos.

“Es war einmal – Mein erstes Mal ‘Star Wars’, Prominente und Fans erinnern sich”, hrsg. von Michael Scholten und Wolf Jahnke, Schüren Verlag, ISBN 978-3-89472-713-0. Abdruck der zitierten Passagen mit freundlicher Genehmigung des Verlags.