Doing Your Bit: Kinder, raus in die Natur!

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Berlin mag aussehen wie eine Betonwüste, aber die Natur ist überall. Ein gemeinnütziger Verein will sie den Kindern der Stadt nahebringen, mit kostenlosem Lehrmaterial und Workshops.

Immer im März kommt Leben in die Gärten in Deutschland. Unter den ersten Blüten, die es nach dem langen Wintergrau zu sehen gibt, sind Forsythien. Sie leuchten hellgelb, aufgereiht an langen braunen Sträuchern. Eine schöne erste Möglichkeit zur Pollenernte für Bienen, könnte man meinen. Stimmt aber nicht, denn Bienen können mit den hübschen Frühjahrsboten nichts anfangen. Aus ihnen ist schlicht nichts Brauchbares zu holen.

“Die sind so weit gezüchtet, dass sie gar keine Pollen oder Nektar mehr produzieren”, sagt Anke Geyer. Sie ist eine der Gründerinnen von Pindactica, einer gemeinnützigen Organisation, deren Schwerpunkt auf Umweltbildung liegt. “Man könnte auch Plasteblumen pflanzen, die wären ungefähr genauso wertvoll für die Bienen.”

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Stattdessen sollten die Deutschen lieber andere Sträucher in ihren Gärten pflanzen, sagt Geyer. Holunder zum Beispiel. Auch die Sträucher blühen früh und sind reich an Nektar. Davon würden Bienen und andere bestäubende Insekten tatsächlich profitieren.

Dieser Ratschlag ist nur einer von vielen, gesammelt von der Grafikdesignerin Geyer und ihrer Kollegin Katalin Pöge. Sie lassen uns in einem soganannten Entdecker-Kalender daran teilhaben.

“Es geht uns darum, eine Verbindung zur Natur herzustellen”, sagt Pöge der DW. “Dazu zeigen wir Monat für Monat, was es da Draussen zu entdecken gibt, und was man damit anstellen kann.”

Die Natur vor der Haustür

Anfang März wäre die beste Zeit, um in der Wohnung zu säen, steht etwa in dem reich von Hand illustrierten Kalender. Im April steht die Vogelmiere in voller Blüte. Sie wird eigentlich als lästiges Unkraut gesehen, kann aber als Vitamin E-Quelle auch gut zu Salat verarbeitet werden. Das Kalenderblatt vom September enthält ein Rezept für eine Pastasauce auf Basis von Hagebutten. Und die enthalten wesentlich mehr Vitamin C als Zitronen.

Der Kalender hat auch einen Erzähler, den in Deutschland wohlbekannten Star. Er bleibt oft auch im Winter in seiner Heimat und hat hier die Aufgabe zu erklären, was er und seine Vogelgenossen zu bestimmten Zeiten im Jahr tun. Den Macherinnen geht es dabei nicht nur darum zu zeigen, was man in der Natur entdecken kann. Sie wollen auch deutlich machen, “was man selbst für die Natur tun kann”, sagt Geyer.

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Hier liegt auch die Motivation, diesen Kalender zu produzieren, sagen Geyer und Pöge. Einerseits finanziniert sein Verkauf die Bildungsarbeit von Pindactica. Andererseits hilft er dabei, die Sichtweise auf die Natur zu verändern und deutlich zu machen, warum man sie schützen muss.

Auf Entdeckungsreise

Pindactica stellt “Entdeckerhefte” und Lehrmaterialien für Kinder und Bildungseinrichtungen zusammen, die frei verfügbar sind. Sie beschäftigen sich mit Themen wie “Abfallvermeidung, Recycling, Evolution, Tiere in der Stadt oder die Natur in Berliner Parks”.

“Die Natur ist für mich das offensichtlichste und wichtigste Thema, über das man mit Kindern reden sollte”, sagt Pöge. “Wenn du dich in der Umwelt und Natur um dich herum bewegst, bedeutet das immer eine Auseinandersetzung mit dir selbst: Was beobachte ich? Was ist meine Beziehung dazu? Welche Rolle habe ich in diesem großen System?”
 

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Etwas über Themen wie die Evolution zu erfahren, zeigt, wie alles um uns miteinander im Zusammenhang steht und welche Rolle der Mensch dabei spiele, sagt Geyer. Außerdem würde dazu in den Schulen in Deutschland zu wenig im Lehrplan stehen. 2012 hat sie Pindactica zusammen mit Nadja Israel gegründet. Beide haben zuvor zusammen in einem Museum gearbeitet und dort Lernprogramme für Kinder entwickelt.

“Man ist dann besser in der Lage zu verstehen, was es bedeutet, wenn eine Art ausstirbt, und warum das unumkehrbar ist”, so Geyer.

Teil des Konzept ist es, Lernen als Entdecken zu verstehen. Pindactica geht es nicht darum, Fakten aufzulisten. Die Kinder sollen in die Lage versetzt werden, Probleme selbstständig zu lösen. Sei es durch Spiele, Puzzles, Rätsel oder kreatives Arbeiten. Das ist zwar mehr Aufwand, sagt Geyer. “Aber es lohnt sich.”

“Weil die Kinder die Fortschritte selber machen, ist der Lerneffekt nachhaltiger. Sie behalten das Wissen”, so Geyer. “Man kann den Eifer förmlich spüren.”

Wenn Sie auch etwas Besonderes tun, um die Umwelt zu schützen, dann melden Sie sich bei uns: doingyourbit@dw.com. Ihre Geschichte könnte unser nächstes #doingyourbit sein.


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