“Master of Wine” Romana Echensperger: “Wein ist wie Kunst oder Musik”

0
288

Oh là là: Der neue Beaujolais ist da! Aber nicht nur die Franzosen können Wein. Über deutsche Wein-Trends, die Weinvorlieben der Norweger und veganen Wein sprach DW mit “Master of Wine” Romana Echensperger.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Der steilste Weinberg Europas

    An der Mosel liegt der kleine Winzerort Bremm. Hier erhebt sich der Berg Calmont, der mit 300 Metern Höhe und einer Steigung von bis zu 60 Grad nichts für Menschen mit Höhenangst ist. Tatsächlich ist der Calmont der steilste Weinberg Europas.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Das größte Weinfest der Welt

    Auf dem Dürkheimer Wurstmarkt ist man nicht zimperlich mit den Portionen. Bei diesem Oktoberfest für Weintrinker im pfälzischen Bad Dürkheim gibt man sich nicht mit den üblichen Gläsern ab, sondern schenkt direkt richtig ein. Gerne würde man sich mit der Bundeskanzlerin nach so einem Glas mal unterhalten… Neben vielen Promis kommen jedes Jahr im September fast 700.000 Besucher hierher.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Diese Königin muss trinkfest sein

    Jedes Weinanbaugebiet, das etwas auf sich hält, wählt für ein Jahr seine höchste Repräsentantin: die Weinkönigin. Sie ist volljährig und durchschnittlich 25 Jahre alt. Bis 1999 durfte eine Weinkönigin noch nicht verheiratet sein. Das gilt inzwischen nicht mehr. Aber: Die Kandidatinnen müssen eine “eindeutige und starke Verbundenheit mit deutschen Weinen” nachweisen.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Der feinste Tropfen

    Baron de Rothschild hat zwischen 1945 und 2006 jedes Jahr einen anderen Künstler damit beauftragt, die Etiketten seiner Weine zu gestalten. Namen wie Picasso, Kandinsky, Warhol oder Chagall sorgen dafür, dass die Flaschen einen hohen Sammlerwert haben. So ist dieser 1945er Mouton Rothschild im Jahr 2006 für 28.750 US-Dollar (ca. 23.000 Euro) versteigert worden.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Was den Eiswein so besonders macht

    Risiko und Herausforderung für jeden Winzer: Die Trauben bleiben so lange am Rebstock, bis sie den ersten Frost abbekommen. In eiskalten Winternächten werden sie geerntet und in gefrorenem Zustand in die Presse befördert. Der Wein wird dickflüssig, süß und aromatisch, mit einer feinen Säure. Deutsche Eisweine sind eine weltbekannte Delikatesse und werden gerne zum Dessert gereicht.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Im Norden wird’s zu kalt

    In Deutschland gilt der 52. Breitengrad als Polarkreis des deutschen Weinanbaus. Dort etwa liegt der Ort Werder in Brandenburg, der als offiziell nördlichstes Weinanbaugebiet der Welt gilt. Es geht aber noch nördlicher: In Finnland etwa mithilfe eines Atomkraftwerks: Das warme Wasser des Kühlsystems wird durch Plastikrohre geleitet und hält den Boden unter den Rebstöcken frostfrei.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Weißwein oder Rotwein?

    Weißwein natürlich! Oder? Vielleicht handelt es sich ja doch um einen Rotwein! Wenn es so ist, dann heißt er “Blanc de Noir” und ist nichts anderes als eine weiß gekelterte rote Traube. Wird die Schale von roten Trauben entfernt, sind Saft und Fruchtfleisch hell. Der Wein ist säurearm und bekömmlich. Vorbild ist der französische Champagner: Er wird oft aus roten Spätburgundertrauben gekeltert.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Baden-Baden: höchstes Weinanbaugebiet Deutschlands

    “Badischer Wein – von der Sonne verwöhnt”, lautet ein alter Werbespruch. Der Südwesten ist das sonnenverwöhnteste Gebiet Deutschlands. Hier gedeihen berühmte Weine wie Riesling oder Spätburgunder. Mit 560 Metern ist der Hohentwieler Olgaberg das höchstgelegene Anbaugebiet. Es geht aber noch viel höher. Auf dem Weingut Colomé im argentinischen Salta wächst die Weinrebe noch in 3111 Metern Höhe.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Warum deutscher Wein amerikanische Wurzeln hat

    Um 1850 herum kam die amerikanische Reblaus in Europa an und begann mit einem Zerstörungswerk. Sie breitete sich in allen Weingebieten aus und vernichtete über Jahrzehnte die Ernte. Es gab nur eine Lösung: Den empfindlichen europäischen Wein mit den läuseresistenten Pflanzen aus Amerika zu kreuzen, indem man Setzlinge auf Wurzeln pfropfte. Et Voilá! Der europäische Wein war gerettet. Bis heute.

    Autorin/Autor: Silke Wünsch


  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Der steilste Weinberg Europas

    An der Mosel liegt der kleine Winzerort Bremm. Hier erhebt sich der Berg Calmont, der mit 300 Metern Höhe und einer Steigung von bis zu 60 Grad nichts für Menschen mit Höhenangst ist. Tatsächlich ist der Calmont der steilste Weinberg Europas.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Das größte Weinfest der Welt

    Auf dem Dürkheimer Wurstmarkt ist man nicht zimperlich mit den Portionen. Bei diesem Oktoberfest für Weintrinker im pfälzischen Bad Dürkheim gibt man sich nicht mit den üblichen Gläsern ab, sondern schenkt direkt richtig ein. Gerne würde man sich mit der Bundeskanzlerin nach so einem Glas mal unterhalten… Neben vielen Promis kommen jedes Jahr im September fast 700.000 Besucher hierher.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Diese Königin muss trinkfest sein

    Jedes Weinanbaugebiet, das etwas auf sich hält, wählt für ein Jahr seine höchste Repräsentantin: die Weinkönigin. Sie ist volljährig und durchschnittlich 25 Jahre alt. Bis 1999 durfte eine Weinkönigin noch nicht verheiratet sein. Das gilt inzwischen nicht mehr. Aber: Die Kandidatinnen müssen eine “eindeutige und starke Verbundenheit mit deutschen Weinen” nachweisen.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Der feinste Tropfen

    Baron de Rothschild hat zwischen 1945 und 2006 jedes Jahr einen anderen Künstler damit beauftragt, die Etiketten seiner Weine zu gestalten. Namen wie Picasso, Kandinsky, Warhol oder Chagall sorgen dafür, dass die Flaschen einen hohen Sammlerwert haben. So ist dieser 1945er Mouton Rothschild im Jahr 2006 für 28.750 US-Dollar (ca. 23.000 Euro) versteigert worden.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Was den Eiswein so besonders macht

    Risiko und Herausforderung für jeden Winzer: Die Trauben bleiben so lange am Rebstock, bis sie den ersten Frost abbekommen. In eiskalten Winternächten werden sie geerntet und in gefrorenem Zustand in die Presse befördert. Der Wein wird dickflüssig, süß und aromatisch, mit einer feinen Säure. Deutsche Eisweine sind eine weltbekannte Delikatesse und werden gerne zum Dessert gereicht.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Im Norden wird’s zu kalt

    In Deutschland gilt der 52. Breitengrad als Polarkreis des deutschen Weinanbaus. Dort etwa liegt der Ort Werder in Brandenburg, der als offiziell nördlichstes Weinanbaugebiet der Welt gilt. Es geht aber noch nördlicher: In Finnland etwa mithilfe eines Atomkraftwerks: Das warme Wasser des Kühlsystems wird durch Plastikrohre geleitet und hält den Boden unter den Rebstöcken frostfrei.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Weißwein oder Rotwein?

    Weißwein natürlich! Oder? Vielleicht handelt es sich ja doch um einen Rotwein! Wenn es so ist, dann heißt er “Blanc de Noir” und ist nichts anderes als eine weiß gekelterte rote Traube. Wird die Schale von roten Trauben entfernt, sind Saft und Fruchtfleisch hell. Der Wein ist säurearm und bekömmlich. Vorbild ist der französische Champagner: Er wird oft aus roten Spätburgundertrauben gekeltert.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Baden-Baden: höchstes Weinanbaugebiet Deutschlands

    “Badischer Wein – von der Sonne verwöhnt”, lautet ein alter Werbespruch. Der Südwesten ist das sonnenverwöhnteste Gebiet Deutschlands. Hier gedeihen berühmte Weine wie Riesling oder Spätburgunder. Mit 560 Metern ist der Hohentwieler Olgaberg das höchstgelegene Anbaugebiet. Es geht aber noch viel höher. Auf dem Weingut Colomé im argentinischen Salta wächst die Weinrebe noch in 3111 Metern Höhe.

  • 9 spannende Fakten rund um Wein

    Warum deutscher Wein amerikanische Wurzeln hat

    Um 1850 herum kam die amerikanische Reblaus in Europa an und begann mit einem Zerstörungswerk. Sie breitete sich in allen Weingebieten aus und vernichtete über Jahrzehnte die Ernte. Es gab nur eine Lösung: Den empfindlichen europäischen Wein mit den läuseresistenten Pflanzen aus Amerika zu kreuzen, indem man Setzlinge auf Wurzeln pfropfte. Et Voilá! Der europäische Wein war gerettet. Bis heute.

    Autorin/Autor: Silke Wünsch


DW: Sie haben lange als Chef Sommeliere in der Spitzengastronomie gearbeitet und tragen seit 2015 als eine von wenigen Frauen in Deutschland den Titel “Master of Wine” ­- auf der ganzen Welt gibt es nur 369 Weinexperten mit dieser Auszeichnung. Inwiefern sind Essen und Wein ein perfektes Paar?

Romana Echensperger: Wein gehört einfach zum Essen dazu, weil er den Geschmack bereichert. Essen hat wiederum einen großen Einfluss darauf, wie wir Wein schmecken. Der passende Wein zum Essen ist ein unglaublicher Genuss, das hat schon immer zusammen gehört, dieses Tafeln! Es erfüllt auch den sozialen Aspekt: Wein bringt die Leute zusammen, nach einem Glas Wein ist man lockerer, kommt besser ins Gespräch und es entstehen tolle Abende an denen man sich austauscht. Wein ist wie Kunst oder Musik – man braucht ihn nicht zum Überleben, aber er ist ein genuiner Ausdruck menschlicher Kultur.

Romana Echensperger

Es ist Herbst, bei den deutschen Weinerzeugern hat die Lese begonnen, es gibt den ersten jungen Wein und, wenn man zu den Nachbarn blickt: Ganz Frankreich freut sich schon auf den Primeur. Was gibt’s Neues auf Deutschlands Weinbergen?

Neu sind einerseits viele tolle, junge Winzer, die die elterlichen Betriebe übernehmen und dann oftmals viel frischen Wind bringen.

Aber für mich ist in diesem Jahr der Trend das Thema Sektherstellung in Deutschland. Das wurde früher oft sehr stiefmütterlich behandelt, jetzt tüfteln die Winzer daran, Qualitäten zu erzeugen wie es sie in der Champagne gibt. Das braucht aber noch etwas Zeit, bis wir dahin kommen. Es gibt aber schon jetzt viele Winzer, die aus einem Rieslingsekt etwas ganz Großartiges machen.

Hat sich der deutsche Geschmack bezüglich Wein im Laufe der Zeit verändert?

Weinvorlieben unterliegen ständigen Moden. In den 70er und 80er Jahren war süßer Wein angesagt – bis zum Glykolskandal Mitte der 80er. Danach war süßer Wein verpönt, es wurde total trocken getrunken, fast schon schmerzhaft trocken. Heute geht man wieder einen Schritt zurück: Wein darf auch ein paar Gramm Restzucker enthalten, es darf ein bisschen geschmeidiger und eingängiger sein.

Anfang der 2000er Jahre gab es diese ‘fetten’ Weine, da hat man Qualität mit Konzentration gleichgesetzt, bei Chardonnay zum Beispiel. Heute geht es eher in Richtung Leichtigkeit, Frische, weniger Alkohol, mehr Finesse – auch weil man heute viel leichter kocht, mit mehr Gemüse, mehr Salat und weniger Braten, eher Kurzgebratenes und Fisch. Dazu muss der Wein dann auch passen.

Kann deutscher Wein im internationalen Vergleich mithalten?

Und wie! Ich bin viel für das Deutsche Weininstitut unterwegs, viel in Asien – und da setzt man Deutschland gleich mit Miele, Mercedes Benz und Riesling.

Deutscher Riesling und deutscher Spätburgunder sind heute in der weltweiten Spitze angekommen. Sogar in Frankreich werden wir auf unsere Rieslinge angesprochen. Und wenn das schon ein Franzose sagt, kann man das im Kalender rot markieren.

Wie unterscheiden sich Weinvorlieben weltweit?

In Amerika zum Beispiel sind Weine aus dem Discountbereich deutlich süßer. Das hängt auch wieder mit Speisen zusammen. Ich will nicht die Klischees bedienen, aber es ist schon so, dass man in den USA viel süßer isst als in Deutschland. Anderes Beispiel: In Norwegen ist deutscher Wein der meistkonsumierte, die Norweger lieben Säure. Der Weinjahrgang 2010 in Deutschland war so säurereich, den hätte man in den USA oder auch Belgien nicht verkaufen können. Aber in Norwegen ging der weg wie warme Semmeln.

Süßen Wein hingegen trinken oft Menschen, die nicht so häufig Wein trinken. Wir sehen das in Asien, dort wird jetzt Wein getrunken, und zwar süßer Wein, weil das einfach ein “infantiler” Geschmack ist, dazu finden die Leute sofort einen Zugang. Der Einstieg ist immer mit etwas Süßerem. Der Durchschnittsverbrauch in Asien ist ca, 1.2 Liter, während wir hier in Deutschland 24 Liter trinken.

Bei Konsumenten, die häufiger Wein trinken, entwickelt sich der Geschmack weiter, sie landen beim trockenen Wein. Frauen wird nachgesagt, dass sie lieblichere Weine mögen. Aber statistisch gesehen ist es so, dass zwar mehr Frauen Wein trinken als Männer, aber eben nicht so oft. Sie verharren dann eher in einem süßlicheren Bereich.

Unterschiede gehen aber auch über den Wein hinaus: Japaner zum Beispiel mögen keine Schraubverschlüsse, ganz im Gegensatz zu Großbritannien.

Hinter Schloss und Riegel: Besonders wertvolle Weine wie Grand Cru und Co sind auch als Geldanlage beliebt

Immer mehr Menschen ernähren sich vegan. Auch die Winzer reagieren darauf. Veganer Wein… ist Wein nicht sowieso schon vegan?

Die “vegane Welle” ist schon wieder etwas abgeflaut. Winzer haben das gern aufs Etikett geschrieben weil es die Nachfrage gab, aber es wurden keine Weine explizit dafür hergestellt. Man kann tierische Hilfsmittel verwenden, um bestimmte Klärungsprozesse vor der Abfüllung zu beschleunigen, zum Beispiel Hühnereiweiß. Aber ja, die meisten Weine sind natürlich sowieso vegan.

Was ist Ihrer Meinung nach das zur Zeit spannendste Weinland?

Deutschland, weil sich unglaublich viel bewegt. Und Neuseeland: Das Land ist toll, die Weine auch, da tut sich viel.

Kooperieren Winzer aus verschiedenen Ländern eigentlich?

Ja, es gibt sehr viel Austausch. Junge Winzer machen mindestens ein Praktikum in einem klassischen Weinland wie Frankreich oder Italien und dann noch in Übersee, in Australien, Neuseeland oder Südafrika zum Beispiel. Man lernt viel voneinander.

Woher kommt Ihre persönliche Faszination für Wein?

Ich habe eine Restaurantfachlehre im Hotel Königshof in München gemacht. Dort war ein toller französischer Sommelier, der mich immer hat mit verkosten lassen – und es wurden großartige Weine verkostet! Da war immer dieses Flimmern in der Luft, wenn es um Wein ging, eine große Begeisterung. Da war ich 21 und es hat mich gepackt!

Romana Echensperger, Master of Wine, Dozentin am International Wine Institute in Bad Neuenahr, von 2001-2010 Chef Sommeliere in der Spitzengastronomie, ist eine vielgefragte deutsche Weinfachfrau und Weinjournalistin. 2017 veröffentlichte sie ein Weinbuch für Frauen: “Von wegen leicht und lieblich – Das Ultimative Weinbuch nur für Frauen”.

Das Gespräch führte Dagmar Breitenbach.