Emmerson Mnangagwa: der Mann, der Mugabe beerbt?

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Er gilt als skrupellos, dickhäutig – und er kann plötzlich zubeißen. In Simbabwe nennen sie Emmerson Mnangagwa deshalb das Krokodil. Schnappt er nun nach der Macht im Land?

Emmerson Mnangagwa (li.) und Robert Mugabe (r.)

Für viele Zimbabwer steht fest, dass Emmerson Mnangagwa nach dem Putsch gegen Mugabe der nächste Präsident ihres Landes wird. Als der Mann im Schatten Robert Mugabes spielt der 75-Jährige schon seit Jahrzehnten eine Hauptrolle im politischen Theater Harares. Doch nicht immer waren der Langzeitherrscher und sein Helfer sich grün. “Seit 50 Jahren schon steht Mnangagwa an Mugabes Seite”, sagt Derek Matyszak vom Institute for Security Studies (ISS) in Südafrika der DW. “Er wurde immer als der Mann betrachtet, der für Mugabe die Probleme aus dem Weg räumt.”

Weitgehend lautlos durch die politischen Gewässer zu gleiten und dann plötzlich und brutal zuzubeißen – das soll die Spezialität von Mnangagwa sein. Darum ist er in Simbabwe auch unter seinem Spitznamen “das Krokodil” bekannt.

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Zwei Männer in einer Zelle

Wie Mugabe, so hat sich auch Mnangagwa im Freiheitskampf gegen die weiße Minderheitenherrschaft in der damals britischen Kronkolonie Südrhodesien einen Namen gemacht. Er schloss sich der Zimbabwe African National Union (ZANU) im Kampf gegen die Regierung des damaligen Premierministers Ian Smith an. Der hatte einseitig die Unabhängigkeit von London erklärt und regierte über die Köpfe der schwarzen Bevölkerungsmehrheit hinweg.

Mnangagwa erhielt in Ägypten und China eine militärische Ausbildung und führte dann eine Truppe von Kämpfern an, die “Krokodilgruppe”. Sie verübten Sabotageakte gegen Smiths Regime. Mnangagwa wurde 1965 verhaftet und zum Tode verurteilt. Aufgrund seines Alters wurde die Strafe jedoch in zehn Jahre Haft umgewandelt. Später verbrachte er erneut Zeit im Gefängnis, wobei er sich zeitweise mit Robert Mugabe eine Zelle teilte.

Jurist, Minister, Mann ohne Skrupel

Mnangagwa ging anschließend ins benachbarte Sambia, wo er Rechtswissenschaft studierte. Als sein Land 1980 schließlich als Simbabwe zur Unabhängigkeit gelangt war, wurde er Minister für Nationale Sicherheit. Die ZANU hatte sich zur Regierungspartei  ZANU PF (Patriotic Front) entwickelt. Später diente Mnangagwa Mugabe als Finanz- und Verteidigungsminister, dann als Parlamentssprecher. 

Seit an Seit: Mnangagwa bei einer Feier anlässlich Mugabes Geburtstag

In den 1980er Jahren soll Mnangagwa die “Gukurahundi”-Operation angeführt haben, der etwa 20.000 vermeintlich Oppositionelle der ethnischen Gruppe der Ndebele zum Opfer fielen. “Mnangagwa gilt als extreme skrupellos, gerissen und berechnend, viele Menschen fürchten ihn”, sagt ISS-Experte Matyszak. “Er ist bestimmt kein besonders demokratischer Mensch. Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass Mugabes Nachfolger ein Demokrat sein könnte.”

Aus Kameraden werden Feinde

In der Vergangenheit war der ehemalige Vizepräsident immer wieder als möglicher Nachfolger Mugabes gehandelt worden. 2004 jedoch verlor er einen wichtigen Posten innerhalb der Parteihierarchie der ZANU PF. Nur vier Jahre nach diesem Zerwürfnis holte Mugabe Mnangagwa zurück an Bord: er sollte seinen Präsidentschaftswahlkampf managen.

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Militärputsch in Simbabwe

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Nach Militärputsch in Simbabwe: Ende der Ära Mugabe?

Im Anschluss daran wurde Mnangagwa Ziel von Sanktionen der EU und USA. Menschenrechtsgruppen hatten ihm vorgeworfen, die Opposition brutal zu unterdrücken. In Mugabes Regierungsmannschaft jedoch bekleidete er immer wieder wichtige Posten, bis er 2014 schließlich die damalige Vizepräsidentin Joyce Mujuru beerben konnte. “Die Beziehung zwischen Mugabe und Mnangagwa scheint eher von gemeinsamen Interessen als von Freundschaft getragen zu sein”, sagt dazu Derek Matyszak.

Auf der Flucht nach vorn?

Als Mnangagwa sich in einem Machtkampf mit Mugabes zweiter Ehefrau Grace wiederfand,  war sein Verhältnis zum alten Kameraden dann völlig zerstört. Grace Mugabe machte aggressive Stimmung gegen Mnangagwa und beschuldigte ihn, einen Staatstreich zu planen. Unterstützer Mnangagwas warfen Mugabes Frau im Gegenzug vor, sie habe ihren Ehemann mit Gift töten wollen.

Mnangagwa könnte als Sieger aus dem Machtkampf um Mugabes Nachfolge hervorgehen

Am 6. November entließ Mugabe seinen Vizepräsidenten. “Er hat versucht, mit der Hilfe von Hexendoktoren herauszufinden, wann ich sterben werde”, sagte Mugabe einige Tage später vor Publikum. “Man hätte gedacht, dass zwischen den beiden ein freundschaftliches Band bestünde, aber sein Verhalten legt nahe, dass Mugabe Mnangagwa gegenüber keinerlei Loyalität besaß.”, so ISS-Experte Matyszak

Mnangagwa jedoch feuerte zurück: die ZANU-PF sei nicht “Privateigentum von Mugabe und seiner Frau”, ließ er wissen. Mnangagwa soll sich danach ins Ausland abgesetzt haben, vermutlich nach Südafrika. Doch auch nach dem Putsch gegen Mugabe am Mittwoch ist nicht klar, wo sein potentieller Nachfolger sich aufhält.