IWF sieht Europa als Zugpferd

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Die Experten des Internationalen Währungsfonds haben sich Sarajevo ausgesucht, um die gute Nachricht zu verbreiten: Europa wird zunehmend zum Zugpferd der Weltwirtschaft. Aber kein Lichtblick ohne Schattenseiten.

Das Wachstum in Europa liefere einen großen Beitrag zur Steigerung der globalen Wirtschaftsleistung, heißt es in dem am Montag veröffentlichten regionalen Ausblick des Währungsfonds. Der Aufschwung in Europa stehe mittlerweile auf einem sicheren Fundament, so die Vertreter des IWF in der bosnischen Hauptstadt. “Diese Erholung sieht immer langlebiger aus”, sagte der stellvertretende IWF-Direktor für Europa, Jörg Decressin. “Der Aufschwung ist breiter, und auch stärker geworden.”

In seinem Oktober-Ausblick hatte der IWF die Prognosen für Europa deutlich angehoben. So rechnet er hier im Jahr 2017 insgesamt mit einem Wachstum von 2,4 Prozent, 2018 dann von 2,1 Prozent. In der Eurozone werden 2,1 Prozent (2017) und 1,9 Prozent (2018) erwartet. In die positive Einschätzung bezieht der IWF ausdrücklich auch europäische Länder ein, die nicht zur EU gehören, etwa Russland und die Türkei.

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“Störender Brexit”

Allerdings gebe es weiter Ungleichgewichte. So bleibe die Entwicklung am Arbeitsmarkt in den Ländern Europas unterschiedlich. In einigen wirtschaftlich noch schwächeren Staaten hätten die Arbeitslosenquoten das Niveau vor der letzten großen Krise erreicht – ebenso in einigen hoch entwickelten Ländern. Die meisten Schwellenländer profitierten von einem robusten Lohnwachstum. In vielen fortgeschrittenen Ländern Europas blieben diese Steigerungen hingegen schwach. Zuvor hatte auch die Europäische Zentralbank (EZB) auf die verhaltene Lohnentwicklung in der Eurozone hingewiesen.

Die größte Unsicherheit bleibe der Brexit, so der IWF. Es stelle sich die Frage, wie die Handelsbeziehungen zu Großbritannien nach dem geplanten EU-Austritt aussehen sollen. Ein “störender” Brexit könne negative Folge haben. “Unter solchen Umständen ist unsere Sorge, dass das Wirtschaftswachstum darunter leiden wird – besonders in Großbritannien, aber auch im Euro-Raum”, sagte Decressin. “Wir sehen dann möglicherweise ein deutlich geringeres Wachstum als wir derzeit projizieren.”

ar/hb (dpa, rtr)