DFB stockt Personal bei Videobeweis auf

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Nach der personellen Neuausrichtung justiert der DFB auch inhaltlich beim Videobeweis nach. Künftig gilt an den Kontrollmonitoren das Vier-Augen-Prinzip. Weitere Verbesserungsvorschläge liegen auf dem Tisch.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) möchte den umstrittenen Videobeweis unbedingt retten und arbeitet mit Hochdruck an Verbesserungen. Als erste Maßnahme stockt er das Personal auf. Künftig werden bei jedem Bundesligaspiel zwei Video-Assistenten zum Einsatz kommen, kündigte der neue Projektleiter Lutz Michael Fröhlich in einem Interview der “Bild”-Zeitung an. “Einer, der sich strittige Szenen ansieht, und einer, der den weiteren Spielverlauf im Auge hält, während der erste eine strittige Szene checkt”, erläuterte der Schiedsrichter-Boss. Die Video-Assistenten werden auf dem Spielberichtsbogen stehen und damit zum Schiedsrichter-Team gehören. Dadurch sind beide befugt, in das Spielgeschehen einzugreifen. “Der Supervisor soll in Zukunft stiller Beobachter sein und nicht mit den Video-Assistenten kommunizieren”, stellte Fröhlich klar.

Trotz der massiven Probleme glaubt der 60-Jährige, der am Montag den entmachteten Ex-Referee Hellmut Krug als Projektleiter abgelöst hatte, nicht an ein vorzeitiges Ende der Testphase in der Winterpause. “Ich bin überzeugt, dass es nicht so kommen wird”, betonte Fröhlich. Der Videobeweis sei aus seiner Sicht noch zu retten. “Es gibt Probleme, aber er ist sicher nicht gescheitert. Jetzt liegt es an allen – Schiedsrichtern, Vereinen, Fans und Medien – ihn nach vorne zu bringen”, erklärte Fröhlich.

Strittige Szenen auf der Videowand?

Auch Joachim Löw sprach sich dafür aus, dem technischen Hilfsmittel weiter eine Chance zu geben. “Ich bin ein absoluter Befürworter. Wir sind noch in der Probierphase”, so der Bundestrainer. “Es dauert manchmal ein bisschen lange, manchmal wird eingegriffen, wo es gar nicht notwendig ist. Aber bei ganz, ganz wichtigen Entscheidungen, Rote Karte ja oder nein, Elfmeter ja oder nein, Tor ja oder nein, finde ich es gut. Dann macht der Videobeweis den Fußball gerechter”, sagte Löw.

Ex-Schiedsrichter Lutz-Michael Fröhlich ist als Nachfolger von Hellmut Krug für das Projekt Videobeweis verantwortlich

Um für mehr Transparenz zu sorgen, ist es aus Fröhlichs Sicht denkbar, strittige Szenen künftig auf den Videoleinwänden in den Stadien zu zeigen. “Wir Schiedsrichter sind dafür offen, sehen Vor- und Nachteile”, sagte er. Die Vereine hatten sich vor der Saison dagegen ausgesprochen. Auch DFB-Präsident Reinhard Grindel wäre dazu bereit, “so etwas zu machen, um dem Zuschauer ein Stück Transparenz des Entscheidungsprozesses zu geben”, sagte er am Rande einer Veranstaltung der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) in Hannover.

Trotz der Diskussionen um den umstrittenen Videobeweis will Grindel an ihm festhalten, ein vorzeitiges Ende des Pilotprojektes kommt für ihn nicht infrage. Der Videobeweis sei nach wie vor “eine Möglichkeit, für Gerechtigkeit im Fußball zu sorgen und den Schiedsrichter zu unterstützen”, sagte Grindel, der zudem um Geduld bei dem Thema bat: “Es gehört zu einem Projekt, das mit so komplizierten und auch technischen Sachverhalten zu tun hat, auch dazu, dass es sich einspielt. Dass man sich eingewöhnen muss.”

Der für das Schiedsrichterwesen zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann brachte einen weiteren Vorschlag ein: ein sogenanntes Challenge-System. Damit hätten die Trainer pro Halbzeit eine begrenzte Zahl von Möglichkeiten, den Videobeweis zu fordern. Dieses Verfahren erlaubt derzeit aber der Weltverband FIFA nicht.

NFL als mögliches Vorbild

“Vielleicht muss eine andere Lösung gefunden werden, wie man den Zuschauern im Stadion die Entscheidungswege präsentiert”, sagte Zimmermann der “Sport-Bild”. Ex-Profi Stefan Effenberg hatte zuletzt vorgeschlagen, sich ein Beispiel am American Football zu nehmen. In der US-Profiliga NFL hat der Hauptschiedsrichter ein Mikrofon, über das er den Zuschauern im Stadion und vor den Fernsehern seine Entscheidung in wenigen Worten erklärt.

Der DFB plant in Abstimmung mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) ein zeitnahes Treffen mit den Bundesliga-Managern. Es gehe darum, “diszipliniert und konstruktiv zusammenzuarbeiten, um allen Schwierigkeiten zum Trotz den Video-Assistenten zu einem Erfolg zu machen”, betonte Liga-Präsident Reinhard Rauball. Denn die Zeit wird langsam knapp: Im März 2018 befindet das FIFA-Regelboard IFAB über eine weltweite Einführung des Videobeweises.

asz/sn (dpa, sid)