Kai Havertz – unaufgeregt und effizient

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Bayer 04 Leverkusen dreht das Spiel in Mönchengladbach dank einer herausragenden zweiten Halbzeit. Fünf Tore innerhalb von 33 Minuten bringen den Erfolg. Entscheidender Mann ist aber keiner der fünf Torschützen.

Große Nervosität kann man Kai Havertz nun wirklich nicht nachsagen. Obwohl der Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen erst seit vier Monaten 18 Jahre alt ist und erst 30 Bundesligaspiele auf dem Buckel hat, erledigt er seine Aufgaben beeindruckend abgeklärt. Beim 5:1-Sieg in Mönchengladbach spielte Havertz von Anfang an und bekleidete die Rolle des zentralen Ballverteilers vor der Doppelsechs und hinter den Spitzen.

Nach schwächerer erster Halbzeit drehte Havertz nach der Pause richtig auf. Vor dem 1:1 durch Sven Bender verlängerte er einen Eckball entscheidend mit dem Kopf. Beim 2:1 schickte er Leon Bailey in den freien Raum, gleiches wiederholte sich Sekunden später vor dem 3:1, als Havertz im Mittelfeld den Ball eroberte, blitzschnell umschaltete und Julian Brandt den Ball einschussfertig vorlegte. Das Spiel war entschieden, dank dreier Vorlagen von Havertz – ein Wert, den der jüngste Torschütze in der Bundesliga-Historie der Werkself bislang noch nicht erreicht hat.

Vom Talent zur Bundesliga-Stammkraft

Dabei hat sich früh angedeutet, welches Talent Bayer 04 da in seinen Reihen hat: 2010 wechselte Havertz aus der Jugend von Alemannia Aachen zum Leverkusener Nachwuchs. In den Jugendmannschaften gehörte er immer zu den besten Torschützen, er stieg zum Jugend-Nationalspieler auf. 2016 gewann Havertz mit Bayer 04 die deutsche B-Jugendmeisterschaft gegen den Nachwuchs von Borussia Dortmund. Der DFB zeichnete ihn mit der Fritz-Walter-Medaille in Silber aus.

Doch Titel, Tore und Auszeichnungen in der Jugend machen noch keinen Spieler, der in jedem Fall auch in der Bundesliga besteht. Havertz wurde am 7. Spieltag der Vorsaison beim Auswärtsspiel in Bremen erstmals eingewechselt und war schnell eine Verstärkung. Insgesamt bestritt er in seiner Premierensaison, die für das kriselnde Bayer Leverkusen alles andere als einfach war, 24 Spiele. Dabei erzielte er vier Tore und legte sechs Treffer auf. Wie gut er seine Nerven im Griff hat, zeigte sich zum Beispiel am 26. Spieltag im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg: Nach einer komfortablen 2:0-Führung bis zur 80.Minute stand es kurz vor Schluss plötzlich 2:3. Doch Havertz behielt die Ruhe und machte in der 89. Minute noch das 3:3.

Gerade nochmal gut gegangen: Havertz jubelt nach seinem späten Ausgleich gegen Wolfsburg

Einige Tage später absolvierte er mitten im Abstiegskampf sein Abitur, reiste trotz anstehender Prüfungen mit nach Ingolstadt und traf auch dort. Sein Treffer zum 1:1-Endstand brachte einen weiteren wichtigen Punkt. Mannschaftsintern wählten die Kollegen ihren Jüngsten anschließend zum “Spieler der Saison”.

Die Verantwortlichen der Werkself haben bereits im Sommer reagiert und den Vertrag mit ihrem Juwel bis 2022 verlängert. Eine weise Entscheidung, denn anderenfalls würden wohl einige Top-Vereine aus dem In- und Ausland bei Rudi Völler Schlange stehen und um die Dienste des 18-Jährigen werben, dessen Marktwert das Fußball-Portal “transfermarkt.de” derzeit mit acht Millionen Euro angibt. Wahrscheinlich werden sie – nicht zuletzt dank solcher Leistungen wie in Mönchengladbach – trotzdem ein Angebot für Havertz abgeben.