“FearCon” 2017: Horrorstars zum Anfassen

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Als Grusel-Messe findet die “FearCon” zum ersten Mal statt. Fans und Stars der Horrorfilm-Szene treffen sich dort – kurz vor Halloween. DW-Reporterin Paula Rösler hat sich unter Zombies und Vampire in Bonn gemischt.

Eine aufgerissene, fleischige Wange, ein tiefer rotblutender Schnitt durchs Gesicht, eine Riesen-Zecke auf der Stirn oder ein Vampir-Biss im Nacken? Ich habe die Qual der Wahl und entscheide mich für einen schlichten Kieferbruch. Enrico Lein zückt seine Waffen und verpasst mir eine klaffende Wunde vom rechten Ohr bis zum Kinn.

Zum Glück tut es nicht weh, und passiert ganz ohne Gewalt. Weder Faust noch Axt kommen zum Einsatz, stattdessen Pinsel, Silikon und Farbe. Enrico Lein ist Maskenbildner, an seinem Messestand auf der “FearCon” im Bonner Kongresscenter “Maritim” stehen die Besucher Schlange. Viele tragen bereits ausgefallene Zombie-Kostüme, aber ein bisschen mehr Blut geht immer.

Maskenbildner Enrico Lein stattet DW-Reporterin Paula Rösler mit einem Accessoire für die “FearCon” aus

Blutrünstige Zombies und fliegende Köpfe

Es ist Tag eins von dreien auf der Grusel-Convention, einer Mischung aus Messe für Horrorfilmartikel und bundesweitem Szenetreffpunkt. Am frühen Nachmittag sind die Mitarbeiter in schlichten roten T-Shirts noch in der Überzahl. Aber nach und nach übernehmen kostümierte Zombies und Vampire die Szenerie in den Gängen und Sälen des Hotels.

Mit meinem aufgemalten Kieferbruch mische ich mich mitten unter die Horror-Fans, und schaue plötzlich in die blutroten Augen von Anja. Sie und ihre Freundin Bianca outen sich mir gegenüber als absolute Horror-Serien-Junkies. “Eigentlich ist es schon ein bisschen bekloppt, darauf abzufahren, wenn irgendwelche Leute umgebracht werden”, sagt Anja. Aber für die beiden gibt es eine Grenze: “Wenn nur noch Köpfe und Gedärme fliegen, wird auch uns schlecht.”

Bianca (l.) und Anja (r.) haben drei Kostüme im Gepäck

Viele Besucher dieser ersten “FearCon” verbringen das ganze Wochenende auf der Convention. Beinahe rund um die Uhr gibt es Programm: Kostüm-Workshops, Vorträge – über den mythenumwobenen Horrorautor H.P. Lovecraft zum Beispiel, Gruselfilme, Heavy-Metal-Konzerte und ein spezielles Abendprogramm wie der Vampir-Ball oder das Zombie-Fest.

Die Filmstars aus den Horrorfilmen sind nochmal eine besondere Attraktion. Für Sara und Thomas ist eine Fotosession mit ihren Idolen das absolute Highlight der “FearCon”: “So ein Bild mit einem Schauspieler, den ich sonst nur im Fernsehen sehe, das ist einfach eine tolle Erinnerung”, findet Thomas und zahlt dafür auch gerne 20 bis 25 Euro zusätzlich zu dem Preis für ein Wochenendticket von 75 Euro.

Szenetreff für eingefleischte Gruselfans

Als Schauspieler mit dabei sind die unter Grusel-Fans beliebten Filmstars wie Camden Toy (“Angel – Jäger der Finsternis”), Leslie Easterbrook (“Halloween”), Brandon Jay MacLaren (“The Killing”) und Michael Mundy (“The Walking Dead”). Die Spannweite reicht von den Stars der 30 Jahre alten Horrorfilm-Klassiker bis hin zu Darstellern erfolgreicher Zombie-Serien aus dem Netflix-Repertoire.


  • Von “Psycho” zu “Halloween”: 7 Horrorfilmklassiker

    Halloween – Die Nacht des Grauens (1978)

    1978 schickte Regisseur John Carpenter die Mutter aller Halloween-Filme auf eine Kinoreise, die bis heute nicht zu Ende ist. Der billig produzierte, aber ungemein wirkungsvolle Schocker spielte viele Millionen Dollar ein – und sorgte dafür, dass Halloween im Kino zu einem überaus erfolgreichen Franchise-Unternehmen wurde.


  • Von “Psycho” zu “Halloween”: 7 Horrorfilmklassiker

    Psycho (1960)

    Carpenters Vorbild war Alfred Hitchcocks “Psycho” aus dem Jahre 1960. Davor definierte sich der Horrofilm vor allem durch den Auftritt von tierischen Monstern, Vampiren und anderen Schreckensfiguren. Hitchcocks Trick bei “Psycho”: Der anfangs sympathische Norman Bates entpuppt sich erst spät als menschliches Monster.


  • Von “Psycho” zu “Halloween”: 7 Horrorfilmklassiker

    Rosemary’s Baby (1968)

    Ein teuflischer Film, weil der Zuschauer nicht weiß, wo sich der Horror abspielt. Nur im Kopf der werdenden Mutter Rosemary (Mia Farrow)? Oder tatsächlich in der realen (Film-)Welt? “Rosemary’s Baby” erlangte traurige Berühmtheit, weil Polanskis Frau Sharon Tate ein Jahr später hochschwanger bestialisch ermordet wurde – und weil John Lennon vor dem Haus, in dem Polanski drehte, erschossen wurde.


  • Von “Psycho” zu “Halloween”: 7 Horrorfilmklassiker

    Der Exorzist (1973)

    Einen Schritt weiter noch ging Regisseur William Friedkin Mitte der 1970er Jahre. Sein Teufels-Schocker “Der Exorzist” machte aus einem zu Beginn niedlichen Kind ein vom Satan besessenes furchterregendes Wesen. Das führte bei den Premierenvorstellungen zu einigen Nervenzusammenbrüchen in den Kinosälen – und zu unfassbar hohen Ticket-Verkäufen.


  • Von “Psycho” zu “Halloween”: 7 Horrorfilmklassiker

    Shining (1980)

    Unvergessen sind vor allem die Drehorte des Stanley-Kubrick-Films “Shining”. Wer einmal das “Overlook Hotel” in Kubricks Psychothriller gesehen hat, der dürfte es nicht mehr vergessen. Jack Nicholson als Schriftsteller am Rande des Wahnsinns ist grandios. “Shining” kommt ohne viel Blut aus – gruseln tut man sich aber trotzdem.


  • Von “Psycho” zu “Halloween”: 7 Horrorfilmklassiker

    A Nightmare on Elm Street (1984)

    Kurz nach “Shining”, Anfang der 1980er Jahre, war es dann vorbei mit dem “feinfühligen” Horror. Die Maskenbildner und Tricktechniker betraten die Szene. Sie brachten jede Menge Kunstblut mit – und allerlei tricktechnische Finessen. Einer der Meister auf dem Regiestuhl des Horrorgenres war der US-Amerikaner Wes Craven, der mit Filmen wie “A Nightmare on Elm Street” die Zuschauer maßlos erschreckte.


  • Von “Psycho” zu “Halloween”: 7 Horrorfilmklassiker

    Scream (1996)

    Wes Craven war auch verantwortlich für “Scream”, der das Muster für viele nachfolgende Genrefilme lieferte. Eine Kleinstadt wird von einem sadistischen Mörder terrorisiert. Der Film setzt ein, als sich ein paar High-School-Kids für einen Videoabend fertigmachen. Heute schauen die Kids keine Videokassetten mehr, sondern DVD oder direkt aufs Smartphone. Gerade an Halloween sind Filmabende beliebt…

    Autorin/Autor: Jochen Kürten


Für Akihiro Kitamura, bekannt aus der Horrorserie “Heroes”, ist die Arbeit als Schauspieler in Horror-Filmen eine besondere Herausforderung: “Um wirklich authentisch zu sein, müssen alle möglichen Emotionen zusammenkommen”, so der 38-Jährige. “Jemanden darzustellen, der um sein Leben fürchtet, bedeutet, aus tiefster Seele heraus zu spielen, beinahe etwas von sich selbst zu opfern.” 

Dirk Bartholomä, der Veranstalter der “FearCon”, glaubt, dass die Faszination für den Horror viele Gründe hat: “Es ist die Begeisterung für die Schauspieler, aber auch der Freude am Verkleiden und sich erschrecken lassen.” Auf der Angst-Convention haben Grusel-Fans auch die Möglichkeit, Gleichgesinnte aus der Szene zu treffen.

Die “FearCon 2017” ist die neueste Veranstaltung aus der Reihe der etablierten Bonner “FedCon”-Events. Was in den Neunzigerjahren hier mit einer “Star Trek Convention” begann, hat mittlerweile zahlreiche Ableger, wie die “RingCon”, die “HobbitCon” oder die “BloodyCon”. Veranstalter Bartholomä hofft, dass auch die “FearCon” ein Erfolg wird.

Akihiro Kitamura im Interview mit DW-Reporterin Paula Rösler

Zombies können Spaß machen

Mein Fazit nach einem Tag auf der eher biederen Horror-Messe: Zombies können nicht nur Schrecken verbreiten, sondern auch Spaß machen. Ich muss über mich selbst lachen, als mir im sogenannten “Haunted House” – einer Art Horrorlabyrinth – trotz höchster Konzentration, mich nicht erschrecken zu lassen, ein Schrei rausrutscht. Und ich freue mich über die achtungsvollen Blicke und Komplimente, die ich für mein blutrünstiges Accessoire am Kieferknochen einheimse. Weh tut es erst, als ich die Silikonwunde vor der Heimfahrt wieder abziehe.