Le Bourget: Airbus und Boeing trumpfen auf

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Auf der Pariser Luftfahrtmesse überbieten sich der europäische Flugzeugbauer Airbus und sein US-Rivale Boeing mit Meldungen über Neubestellungen. Doch auch die Konkurrenz aus Russland, China und Südamerika ist präsent.

Boeing verkündete am Montag in Le Bourget die Erweiterung seiner Flotte um eine neue Maschine mit der Typen-Bezeichnung 737 MAX 10. Für diese verlängerte Version seiner Mittelstreckenflieger hat Boeing nach eigenen Angaben bereits Bestellungen in Milliardenhöhe. Airbus konterte und vermeldete eine Bestellung von mehr als hundert Maschinen der A320neo-Modellfamilie. Für die Bekanntgabe des Auftrags im Umfang von mehr als zehn Milliarden Dollar (knapp neun Milliarden Euro), wählte der europäische Flugzeugbauer einen besonderen Moment – kurz vor der Ankunft des französischen Staatschefs Emmanuel Macron am Stand des Unternehmens. Der 39-jährige Präsident hatte die weltgrößte Luftfahrtmesse am Montag eröffnet, nachdem er an Bord eines Militär-Transporters vom Typ A400M auf dem Gelände der Messe eingetroffen war. 

Platzhirsche dominieren das Geschehen

Bisher bestimmen die beiden Branchenschwergewichte Boeing und Airbus weitestgehend den Markt, doch aus Russland und China kommt Konkurrenz. Mit seiner neuen Maschine will Boeing aber zunächst im harten Konkurrenzkampf mit Airbus bestehen: Die MAX 10 ist eine Antwort auf die A321neo des europäischen Flugzeugbauers, mit der sich Airbus einen Marktanteil von fast 60 Prozent gesichert hat. Als erster europäischer Veranstalter verkündete TUI die Vorbestellung von 18 Maschinen der neuen Boeing.

Airbus zeigt in Le Bourget eine neue Version des Modells A380 mit Winglets am Ende der Tragflächen

Doch auch von Airbus gab es zum Messestart eine Erfolgsmeldung: Die EU-Kommission billigte die Förderung eines Hubschrauber-Projekts durch die Regierungen in Berlin und Paris. Das deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt zur Entwicklung eines neuen Transporthubschraubers umfasst Beihilfen im Gesamtumfang von 377 Millionen Euro. Der zweimotorige Hubschrauber soll einen größeren Aktionsradius als seine Vorgänger haben und weniger Treibstoff verbrauchen. Eingesetzt werden soll er bei humanitären Aktionen, Such- und Rettungsflügen und bei der Versorgung von Plattformen auf hoher See.

Bereits am Sonntag hatte Airbus mit einer möglichen Neuauflage des weltgrößten Passagierjets A380 überrascht. Seit Montag können die Messebesucher selbst begutachten, wie die A380plus mit riesigen abgeknickten Flügelenden aussehen soll. Der Hersteller hat eine herkömmliche A380 mit Attrappen dieser sogenannten Winglets ausgestattet, die mit 4,70 Meter rund dreimal so hoch sind wie die bisherige Konstruktion an den Flügelenden.

Die erste A380plus könnte im Jahr 2020 in den Liniendienst gehen, sagte A380-Marketingchef Frank Vermeire. Airbus will den Flieger aber nur aufmotzen, falls es Bestellungen dafür gibt. Die verbesserte Aerodynamik soll den A380 vier Prozent sparsamer beim Kerosinverbrauch machen. Veränderungen im Innenraum schaffen Platz für 80 zusätzliche Fluggäste. Insgesamt sollen die Betriebskosten je Sitzplatz damit um 13 Prozent sinken. Airbus kämpft seit Jahren um neue Bestellungen für die A380 und fuhr zuletzt die Produktion um mehr als die Hälfte auf nur noch zwölf Maschinen pro Jahr zurück.

Neuheit von Antonov 

Bis Sonntag präsentieren sich in Le Bourget 2370 Aussteller aus der Luft- und Raumfahrt sowie der Rüstungsindustrie. Ab Freitag ist die Messe auch für das breite Publikum geöffnet. Es werden mehr als 350.000 Besucher erwartet, darunter etwa 150.000 Fachbesucher. Unter den Neuheiten sind neben der 737 MAX 10 von Boeing auch der Dreamliner des US-Flugzeugbauers in der Version 787-10, sowie das Langstrecken-Modell A350-1000 von Airbus und die 132 D des ukrainischen Herstellers Antonov.

Auch wenn das Bestellvolumen für Passagierflugzeuge den Erwartungen nach nicht so hoch sein wird wie im vergangenen Jahr, blickt die Branche optimistisch in die Zukunft. Airbus rechnet mit einer Verdopplung des Passagierflugzeugmarktes in den kommenden zwanzig Jahren, Boeing kalkuliert für diesen Zeitraum mit einem Bedarf von 41.0000 Flugzeugen.

tko/ww (afp, dpa)