“The Art of Banksy” wird in Berlin gezeigt

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Er hinterlässt überall auf der Welt seine politische Statements: anonym auf Häuserwände und Mauern gesprayt. Jetzt sind Arbeiten der Street Art-Künstlers Banksy in Berlin zu sehen – eine widersprüchliche Ausstellung.

In den Räumen des ehemaligen Promi-Clubs „Felix” in Berlin-Mitte wurde am Freitag die Ausstellung “The Art of Banksy” eröffnet. Als kommerzieller Showcase war die Wanderausstellung bereits in Antwerpen, Istanbul, Amsterdam und im australischen Melbourne zu sehen. Der Künstler selbst hat sie nicht autorisiert. 80 Bilder von privaten Sammlern, unter anderem kleinere Arbeiten, die Banksy häufig als Probedruck für seine Motive angefertigt hat, sind in den Räumen zu sehen. Eines seiner populärsten Graffitis „The Girl and the Balloon” ist dabei, außerdem bislang nicht öffentlich gezeigte Skulpturen und gerahmte Ölbilder, die Banksy künstlerisch verfremdet hat.

Weltberühmt: “Balloon Girl”

Der Preis ist hoch

19,75 Euro Eintritt (ca. 22 US-Dollar) kostet es, die Bilder in Berlin anschauen zu dürfen. Als Street Art-Originale sind sie hingegen an vielen Orten auf der Welt frei zugänglich und kostenlos zu bewundern. Ein schwer aufzulösender Widerspruch. Der Kurator der Schau, Steve Lazarides, bezeichnet sich selbst als früheren Agenten und Freund des Künstlers. Er räumt aber ein, dass diese Ausstellung seinen ehemaligen Klienten vermutlich ärgern wird.

Denn Banksy ist und bleibt ein scharfer Kritiker von Kommerzialisierung aller Art – was Lazarides nicht von seinem Ausstellungsprojekt abgebracht hat. Das Ausstellen von Arbeiten, die ein Sammler vom Künstler gekauft hat, sind zwar auch ohne dessen Zustimmung legal. Aber es kann zu Streit führen.

Banksy ist weiterhin nicht zu fassen

Banksy ist eine Ikone der Kunstwelt geworden, geheimnisvoll, ironisch und nicht zu fassen. Seine kometenhafte Karriere hat auch damit zu tun, dass seine Identität bis heute nicht eindeutig geklärt ist. Angeblich wurde er in der Nähe von Bristol geboren, 1973, sein wirklicher Name ist unbekannt. Um das Jahr 2000 tauchten im Londoner East End erste Graffitis von Banksy auf, mit künstlerischen Schablonen grob auf Häuserwände, Mauern und Rauhputz gesprüht. „Handwerklich perfekte, fast fotorealistische Schwarz-Weiß-Bilder mit makabrem Witz”, so die Tageszeitung „Die Welt” damals über den jungen Künstler.

Mittlerweile gehört Banksy zu den international etablierten Künstlern. Schelmisch veralbert er weiterhin die gängige Pop Art und die etablierte Kunstszene. Und er hinterlässt mit seiner gesprayten Kunst überall starke politische Kommentare, u.a. auf der israelischen Sperrmauer, im kalifornischen Disneyland oder im Stadtbild von Großstädten wie London, Mexiko City und New York.

Street Art vs. Kommerz

Die in Berlin gezeigte Werkschau bietet viel Stoff für Diskussion. Die Street Art wirkt in den sauberen weißen Räumen einer kommerziellen Galerie irgendwie deplatziert. Veranstalter des Ganzen ist die Istanbul Entertainment Group, die die Räume im Luxushotel Adlon exklusiv für diese Ausstellung angemietet hat. Bis zum 30. Oktober 2017 ist die – laut Ankündigung des Tourismus-Vermarkters „Visit Berlin” bislang größte – Werkschau von Banksy im Adlon zu sehen. Der Gesamtwert der Arbeiten wird mit 20 Millionen Pfund angeben, alles Leihgaben von über 40 Sammlern aus der ganzen Welt.

Globalisierungskritik als Kunst: “Steve Jobs Migration”

Die Ironie ist schwer von der Hand zu weisen, dass innerhalb dieser Ausstellung Kunst verkauft wird, deren eigentlicher Sinn es ist, einer Öffentlichkeit frei zugänglich zu sein. Vielleicht hat die Ausstellung selbst am meisten über diesen Widerspruch zu sagen: In “Sale ends” (2006) wird ein Schild mit der Ankündigung des finalen Ausverkaufs “Sale Ends Today” von einer Horde Jünger mit religiösem Eifer verehrt. Das Bild “Morons” (2006) zeigt ein Auktion, in dem gerade ein Bild versteigert wird, mit der Aufschrift: “I Can’t believe you morons actually buy this sh**” (“Ich kann nicht glauben, dass ihr Schwachköpfe diesen Scheiß kauft”). 

„Alles wird von ihm mit sarkastischem Witz angeprangert”, schrieb die Frankfurter Allgemeine (FAZ/2009) über die künstlerische Handschrift von Banksy. Berlin hat der Künstler persönlich zweimal besucht – und auch hier gesprayte Arbeiten hinterlassen.