Atomgipfel: In Sorge vor den Terroristen

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Atompolitik

Atomgipfel: In Sorge vor den Terroristen

US-Präsident Obama hat sich die nukleare Sicherheit auf die Fahne geschrieben und zum Atomgipfel geladen. Nach den Terroranschlägen in Brüssel ist klar: Die Sache ist ernst. Doch allzu konkrete Schritte gibt es nicht.

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US-Präsident Obama warnt beim Washingtoner Gipfeltreffen vor nuklearem Terrorismus. Von der Weltgemeinschaft fordert er dringend mehr gemeinsame Anstrengungen, um Atomanlagen besser zu sichern. (01.04.2016)

Die Vision einer atomwaffenfreien Welt spielte keine Rolle mehr beim Nukleargipfel in Washington, beklagt Ines Pohl. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie ein atomarer Anschlag durch Terroristen verhindert werden kann. (02.04.2016)

Dass US-Präsident Barack Obama und sein Gast aus London, der britische Premierminister David Cameron (im Artikelbild rechts, in der Mitte Obamas Sicherheitsberaterin Susan Rice) eher betretene Mienen machten, war auch dem ersten Thema geschuldet. Zum Abschluss des internationalen Nukleargipfels in Washington warnten die Teilnehmerstaaten eindringlich vor der wachsenden Gefahr, dass Atommaterial in die Hände von Extremisten geraten könnte. Dieses Risiko bestehe “fortwährend”, hieß es in der gemeinsamen Abschlusserklärung der rund 50 Gipfelteilnehmer.

Der US-Präsident sagte, die “Verrückten” der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) würden vor einem Anschlag mit nuklearem Material nicht zurückschrecken. Bislang sei es keiner terroristischen Gruppe gelungen, in den Besitz einer schmutzigen Bombe zu gelangen, sagte Gipfel-Gastgeber Obama. Es gebe aber in hunderten militärischen und zivilen Einrichtungen weltweit ungefähr 2000 Tonnen Atommaterial, “und nicht alles ist ordentlich abgesichert”. Schon die kleinste Menge Plutonium in falschen Händen könnte hunderttausende Menschen töten oder verletzen, warnte der US-Präsident. Er drang darauf, spaltbares Material besser zu sichern und die Verwendung von Uran und Plutonium für zivile Zwecke einzudämmen.

Gipfel-Gastgeber Obama bei seiner Rede

Nukleare Sicherheit müsse eine “dauerhafte Priorität” bleiben, unterstreicht denn auch die Abschlusserklärung. Ihr wurden fünf Aktionspläne beigefügt, die die Abstimmung der Teilnehmerländer mit Institutionen wie der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) und der internationalen Polizeibehörde Interpol verbessern sollen.

Nach den IS-Anschlägen in Brüssel am 22. März hatten belgische Medien berichtet, die Terroristen hätten versucht, eine Bombe mit radioaktivem Material zu bauen. In diesem Zusammenhang war ein belgischer Atomexperte per Videokamera überwacht worden. Aus Sicherheitsgründen wurden unmittelbar nach den Anschlägen am Flughafen und in der U-Bahn von Brüssel Atomanlagen in Teilen evakuiert.

Ohne Russland

Bei dem zweitägigen Gipfel in Washington handelte es sich bereits um das vierte Treffen dieser Art. Obama hatte 2010 den ersten Nukleargipfel initiiert, weitere folgten in Seoul und Den Haag. In Washington nahmen nun etwa 50 Staats- und Regierungschefs teil, darunter Chinas Staatschef Xi Jinping, der französische Präsident François Hollande und sein türkischer Kollege Recep Tayyip Erdogan sowie die Regierungschefs von Großbritannien, Japan und Indien. Russland allerdings boykottierte den Gipfel. Obama sagte in seiner Abschluss-Pressekonferenz, dass er mit Moskau gerne über eine weitere beiderseitige Verringerung der Atomwaffenarsenale verhandeln würde. Das aber könnte knapp werden: Dieser US-Präsident ist nur noch bis Januar im Amt.

ml/cgn (afp,dpa)