Eklat in Leverkusen

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Bundesliga

Eklat in Leverkusen

Ein Spiel, das in die Bundesliga-Geschichte eingehen wird: Schiedsrichter Felix Zwayer unterbricht das Top-Duell zwischen Leverkusen und Dortmund, weil sich ein Trainer weigert, auf die Tribüne zu gehen.

Schiedsrichter Zwayer (3.v.r.) greift durch: Spielunterbrechung in Leverkusen

So etwas hatte Joachim Löw auch noch nicht erlebt. Der Weltmeister-Trainer zuckte auf der Tribüne der BayArena mit den Schultern und wusste nicht so recht, was da unten auf dem Rasen in Leverkusen vor sich ging. Auch die Zuschauer waren ratlos, als der Schiedsrichter plötzlich in der 67. Minute die Partie unterbrach und die Spieler schnurstracks für knapp zehn Minuten in die Katakomben schickte. Noch nie hatte es das in dieser Form gegeben in über 50 Jahren Fußball-Bundesliga, und doch handelte Felix Zwayer durchaus regelkonform: Weil sich Leverkusens Trainer Roger Schmidt nach Aufforderung weigerte, die Coaching-Zone zu verlassen, unterbrach der Unparteiische die Partie und ließ die Beteiligten so lange in den Katakomben warten, bis Schmidt den Innenraum des Stadions verlassen hatte. Nach Wiederanpfiff musste der dann tatenlos zusehen, wie seine Mannschaft das Spiel mit 0:1 (0:0) gegen Borussia Dortmund verlor.

Der Frust bei den Leverkusenern war groß, Bayers Sportdirektor Rudi Völler hatte für die Entscheidung des Schiedsrichters überhaupt kein Verständnis: “Der Schiedsrichter meinte, es etwas spannender machen zu müssen. Über die Entscheidung kann man diskutieren, aber das kann man Roger Schmidt auch vernünftig erklären”, sagte er dem Fernsehsender Sky. “Das Spiel zu unterbrechen und so eine Hektik reinzubringen, war völlig unnötig.” BVB-Trainer Thomas Tuchel zeigte Verständnis für seinen Kollegen: “Ich kann mich in ihn reinversetzen”, sagte er ebenfalls bei Sky. “Gefühle können auch mal überkochen. Diesmal war es wohl etwas zu viel.”

Entscheidung durch Aubameyang

Schon während der gesamten Spielzeit hatte Schmidt mit den Entscheidungen des Schiedsrichter-Gespanns gehadert. Als Dortmund in der 64. Minute nach einem schnell ausgeführten Freistoß durch den Treffer von Pierre-Emerick Aubameyang in Führung ging, platzte Schmidt endgültig der Kragen. Aus Sicht der Bayer-Offiziellen hatten die BVB-Spieler offenbar den Freistoß einige Meter zu weit vorn ausgeführt, und das tat Schmidt auch lauthals kund. Für Zwayer Grund genug, den hitzigen Trainer auf die Tribüne zu verweisen, was er Stefan Kießling dann auch mitteilte. Der Leverkusener Kapitän konfrontierte Schmidt mit der Anweisung, woraufhin sich dieser stur stellte und die Unterbrechung provozierte. “Ich möchte das gar nicht groß kommentieren. Es war insgesamt eine Scheiß-Situation und unnötig. Er hätte auch hingehen und ihm das sagen könnten”, erklärte Kießling. Völler wurde deutlicher: “Ich verlange von Herrn Zwayer, dass er das unserem Trainer erklärt.” Stattdessen habe der Schiedsrichter Leverkusen auch noch einen klaren Handelfmeter verweigert.

Trainer Schmidt blieb uneinsichtig

Das in der ersten Halbzeit enttäuschende Spiel entwickelte sich zu einem hitzigen Duell mit vielen kleinen Fouls und Unterbrechungen. BVB-Trainer Thomas Tuchel, der sein Team auf fünf Positionen umgestellt hatte, brachte Marco Reus erst zum Ende der Partie und damit etwas mehr Schwung ins Spiel. Dortmund behielt in der hektischen Schlussphase die Nerven und rettete das 1:0 über die Zeit. Aubameyang avancierte einmal mehr zum Matchwinner und erzielte seinen 21. Saisontreffer – nur Robert Lewandowski vom FC Bayern München hat bisher einmal mehr getroffen. Borussia Dortmund bleibt damit weiter mit acht Punkten Rückstand einziger Bayern-Jäger und vergrößert den Vorsprung auf Leverkusen auf 16 Punkte. Leverkusen rutscht auf den Champions-League-Qualiplatz vier ab.

Für den Bundestrainer war es also ein launiger Ausflug nach Leverkusen, der einige Erkenntnisse gebracht hat. Ein Lob gab es für Bayer-Innenverteidiger Jonathan Tah: “Er ist ein Spieler mit viel Potenzial und macht einen sehr konzentrierten, aufmerksamen Eindruck”, befand Löw, der aktuell auf der Suche nach Alternativen für die verletzten Jerome Boateng und Benedikt Höwedes ist. Auch EM-Kandidat Bernd Leno dürfte einen guten Eindruck hinterlassen haben – ein kleiner Trost für die unterlegenen Leverkusener, denen nun auch noch ein Nachspiel durch die DFB-Gerichtsbarkeit droht.