USA geben Fotos misshandelter Gefangener frei

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Vereinigte Staaten

USA geben Fotos misshandelter Gefangener frei

Jahrelang gab es einen Rechtsstreit in den USA darüber: Nun veröffentlichte das Pentagon knapp 200 Fotos, die von US-Soldaten misshandelte Häftlinge im Irak und in Afghanistan zeigen. Vieles bleibt allerdings unklar.

Eines der vom Pentagon freigegebenen Fotos zu Misshandlungen durch US-Soldaten

Die meisten der vom US-Verteidigungsministerium freigegebenen Fotos sind nach offiziellen Angaben zwischen 2004 und 2006 entstanden. Die 198 Bilder zeigen Nahaufnahmen von Schnitten, Hämatomen, Schwellungen und anderen kleinen Wunden von Gefangenen, die vor rund einem Jahrzehnt in US-Militärgefängnissen einsaßen. Die Identität der Häftlinge wurde ebensowenig bekannt wie die Orte der Misshandlungen. Das Pentagon veröffentlichte nur wenig oder gar keinen Kontext zu den Fotos.

Ein Sprecher erklärte, infolge der Ermittlungen bei den US-Streitkräften zu Foltervorwürfen sei ein Militärangehöriger zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Insgesamt seien 65 Militärangehörige wegen Vergehen bestraft worden.

Auch dieses Foto gehört zu den nun publik gemachten Bildern

Bürgerrechtsorganisation will 2000 Fotos sehen

Dass die Bilder überhaupt publik wurden, ist die Folge eines Rechtsstreits mit der Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (Aclu), die seit 2004 im Zusammenhang mit der Untersuchung von Foltervorwürfen auf der Freigabe von rund 2000 Fotos besteht. 2009 wollte Präsident Barack Obama auf die Forderung eingehen. Doch der Kongress schob dem einen Riegel vor und beschloss ein Gesetz, das dem Verteidigungsministerium erlaubt, unter gewissen Umständen Fotos zurückzuhalten. Dies gilt beispielsweise für den Fall, dass US-Bürger oder US-Militärpersonal dadurch in Gefahr geraten könnten.

Dokumentierte Misshandlung durch US-Soldaten an einem Gefangenen

Zum Ende des vergangenen Jahres entschied der jetzige Verteidigungsminister Ashton Carter, besagte 198 Fotos zu veröffentlichen, da durch diese die nationale Sicherheit nicht bedroht sei. Die Bürgerorganisation Aclu begrüßte nun den Schritt und kritisierte gleichzeitig die US-Regierung wegen der Zurückhaltung der übrigen geforderten Bilder. Man werde weiter auch auf ihre Freigabe drängen, betonte der Aclu-Vertreter Jameel Jaffernun. “Die weiterhin geheimen Bilder sind der beste Beweis, dass ernsthafte Misshandlungen in Militärgefängnissen stattfanden”, ergänzte er.

US-Verteidigungsminister Carter gab nur solche Fotos frei, die die “nationale Sicherheit” nicht bedrohen

Keines der jetzt bekannt gewordenen Fotos stammt wohl aus dem berüchtigten irakischen Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad. 2004 hatten Bilder von Folter und sexuellen Misshandlungen in dem Gefängnis weltweit für Entsetzen und Empörung gesorgt. Elf US-Soldaten wurden zwischen 2004 und 2006 wegen dieser Gewalttaten verurteilt.

se/qu (afp, ape, rtre)