“Refugees Welcome” ist der Anglizismus des Jahres 2015

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Kultur

“Refugees Welcome” ist der Anglizismus des Jahres 2015

Das Thema Flüchtlinge ist in aller Munde. Das spiegelt sich auch in der deutschen Sprache wider: Nach dem “Wort des Jahres” hat auch der “Anglizismus des Jahres” damit zu tun.

Das Thema des Jahres 2015 steht fest: “Flüchtlinge” wurde zum Wort des Jahres gewählt, das Unwort lautet “Gutmensch” und der Anglizismus des Jahres ist “Refugees Welcome”. Die Jury nennt die Entscheidung eine “selbstbewusste Antwort auf das althergebrachte ‘Ausländer raus'”. Der Begriff entstand bereits in den 1990er Jahren, doch hatte er seinen endgültigen Durchbruch erst im Jahr 2015. Der Slogan löste sich aus seinem ursprünglichen aktivistischen Zusammenhang und wurde zum Aushängeschild einer gelebten Willkommenskultur. Heute findet sich der Spruch auf T-Shirts, Flyern und Aufklebern und vermittelt den täglich in Deutschland eintreffenden Flüchtlingen ein Signal von Weltoffenheit.

Den zweiten und den dritten Platz belegen die Wortendung “-(e)xit” und der Ausdruck “spoilern”. Die Wortendung entstammt dem Begriff “Grexit”, eine Verschmelzung aus Greece und Exit. Erstmals benutzt wurde er, als Griechenlands Ausstieg aus der Euro-Währungszone diskutiert wurde. Mit weiteren Ausstiegsdiskussionen kamen mehr Verschmelzungen dazu: Spexit für Spanien, Brexit für Großbritannien, Eirexit für Irland – und das etwas ironisch gemeinte Säxit für Sachsen. Letzere Wortschöpfung ist eine Anspielung auf die fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung und den Rechtsextremismus im Osten der Bundesrepublik.

War lange Zeit das Schreckgespenst in der politischen Berichterstattung: der “Grexit”

Spoilern meint, dass man jemanden (unerwünscht) mit Kerninhalten eines Buchs oder Films versorgt – und damit Erfahrungen vorwegnimmt, die der- oder diejenige gerne selbst gemacht hätte. Das Wort entspringt dem englischen Verb “spoil”, also verderben. Die Jury bezeichnete “spoilern” als “schönen Beleg dafür, dass die deutsche Sprachgemeinschaft aktiv und kreativ englisches Lehngut ins Deutsche integriert”.

Sprache im Wandel

Der Anglizismus des Vorjahres (2014) lautete “Blackfacing”: die umstrittene Praxis, weiße Menschen dunkelhäutig zu schminken. Beispielsweise schminken manche Sternsinger ihr Gesicht schwarz, um zu symbolisieren, dass einer der Heiligen Drei Könige dunkelhäutig war. Der Anglizismus des Jahres 2013 war die Nachsilbe “-gate” als Bezeichnung für einen Skandal. Damit spielt die Nachsilbe auf den Watergate-Skandal von 1972 an: Unter der Präsidentschaft von Republikaner Richard Nixon brachen FBI- und CIA-Agenten in Büros der Demokraten ein, stahlen geheime Unterlagen und hörten Telefonleitungen ab. Das womöglich berühmteste Beispiel ist das “Nipplegate” von 2004, als während der Halbzeitshow des Superbowl kurzzeitig Janet Jacksons Brust live im Fernsehen zu sehen war. 2012 fiel die Wahl auf “Crowdfunding”. Das Wort beschreibt die Möglichkeit, im Internet in einem bestimmten Zeitrahmen für ein Projekt Geld zu sammeln, um es zu realisieren.

ski/nf (dpa, www.anglizismendesjahres.de)